Seit 1972 verkaufte die Familie Reinhardt ihre Fleischwaren in Lautertal. Im Frühjahr 2004 übernahm Metzgermeister Matthias Reinhardt (61) die Familienfleischerei zusammen mit seiner Frau Alexandra von seinen Eltern und führte die Tradition damit in vierter Generation weiter - zuvor war das Handwerk nämlich von den Verwandten schon an verschiedenen Orten in ganz Deutschland ausgeübt worden.
Nun, 21 Jahre später, ist Schluss: Ende Februar schlossen die beiden die Fleischerei Reinhardt für immer - aber nicht ohne sich noch einmal ausgiebig von der Stammkundschaft zu verabschieden.
"War unser Lebenswerk": Familienfleischerei Reinhardt in Lautertal verabschiedet sich
Im Gespräch mit inFranken.de betont Alexandra Reinhardt: "Das war unser Lebenswerk. Die Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen, wir haben da lange überlegt." Letztendlich habe jedoch kein Weg daran vorbeigeführt. Der Grund: "Wir sind nur noch zu dritt gewesen und alle drei krank." Sowohl sie als auch ihr Mann und die einzige Mitarbeiterin müssten sich darum jetzt um ihre Gesundheit kümmern.
Auch ein Nachfolger habe sich nicht finden lassen. "Wir haben den Betrieb seit vielen Jahren in der Meisterschule ausgehängt, aber da hat sich nie jemand gemeldet", erzählt Reinhardt. Schließlich gehe es der Branche momentan insgesamt nicht gut. "Unser Handwerk ist leider am Aussterben - es ist eine schwere und harte Arbeit", verdeutlicht die 55-Jährige.
Außerdem bleibe für Unternehmer oft nicht viel Geld übrig. Auch das sei in der Fleischerei Reinhardt durchaus ein Thema gewesen: "Es wäre in naher Zukunft so gewesen, dass es sich wirtschaftlich nicht mehr gelohnt hätte", sagt Reinhardt.
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Am letzten Öffnungstag zeigte sich jedoch: Bis zum Schluss hielten zahlreiche Stammkunden dem Geschäft die Treue. Denn obwohl schon am Tag zuvor alle Fleischware verkauft wurde, seien am 28. Februar viele Menschen gekommen, um sich zu verabschieden. "Das war emotional sehr bewegend", erzählt Reinhardt. Die Wertschätzung der Stammkundschaft sei für sie "wirklich toll" gewesen.
Auch Bürgermeister Karl Kolb war unter den Gästen. Im Gespräch mit inFranken.de bedauerte er die Geschäftsaufgabe: "Gerade in einer ländlich geprägten Gemeinde sind ortsnahe Versorger sehr wichtig - und eine Metzgerei ist ja auch ein Kommunikationszentrum", betont er. Und auch bei den Mitarbeitern des Rathauses sei die Fleischerei beliebt gewesen - dort hätten sie sich des Öfteren etwas zum Frühstück geholt.
Wie es jetzt für den großen Gebäudekomplex weitergeht? "Wir haben uns das Gebäude von der Gemeinde auch schonmal angeschaut und geprüft, ob es sich vielleicht für ein Bürgerhaus eignen könnte. Aber für ein Bürgerhaus ist das ganze Objekt wahrscheinlich zu groß", sagt Bürgermeister Kolb.
"Körperlich viel Kraft gekostet": Für Alexandra und Matthias Reinhardt steht nun die Gesundheit im Fokus
Alexandra Reinhardt verrät: "Es ist so, dass wir jetzt eventuell einen Interessenten haben, der das Gebäude und die Metzgerei mieten würden." Unterschrieben sei jedoch noch nichts - aktuell befinde man sich noch in den Verhandlungen. Mit etwas Glück könne das Gebäude auch künftig wieder als Produktionsstätte dienen. Ob dann auch wieder ein Metzgerei-Geschäft einzieht, sei momentan unklar.
Und wie geht es für Alexandra und Matthias Reinhardt nun weiter? "Wir müssen uns jetzt erst mal auf unsere Gesundheit konzentrieren. Die jahrelange harte Arbeit hat uns körperlich sehr viel Kraft gekostet", sagt die 55-Jährige. Wie es danach für sie und ihren Mann weitergeht, werde die Zukunft zeigen. Für sie stehe jedoch fest: Selbständig, werden sie sich nicht mehr machen.