"Meine Mutter hatte großes Glück, dass sie damals rechtzeitig vor den Nazis aus Coburg fliehen konnte", sagt Rachel Green und betrachtet nachdenklich das goldene Täfelchen im Asphalt. Die Tochter der Jüdin Anne Rubin ist eigens aus der Nähe von Los Angeles nach Coburg gereist, um den Stolperstein für ihre Mutter vor deren ehemaligem Wohnhaus in der Bahnhofstraße 30 zu sehen.
Zweiter Bürgermeister Norbert Tessmer empfing die Amerikanerin im Bürglaßschlösschen und machte sich anschließend gemeinsam mit ihr auf den Weg zum Gedenkstein ihrer Mutter, die im November 2009 im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Für Rachel Green ist der Besuch in der Vestestadt mit vielen Erinnerungen verbunden. Das letzte Mal war sie noch in Begleitung ihrer Mutter nach Coburg gereist.
Anne Rubin wurde 1927 in Coburg geboren. Schon in der Schule war sie den Demütigungen ihrer Mitschüler und Lehrer ausgesetzt. Am 9. November 1938, der Reichspogromnacht, starb ihr Großvater und ihr Vater wurde verhaftet. Kurz nach seiner Entlassung verließ die Familie Nazi-Deutschland und fand in den USA eine neue Heimat. "Die schlimmen Erinnerungen an ihre Kindheit in Coburg beschäftigten Anne ein Leben lang", sagt ihre Tochter.Trotzdem entschloss sich Anne Rubin 2008, die alte Heimat noch einmal zu besuchen. Der Besuch und ihre Erzählungen hatten in Coburg großen Eindruck hinterlassen, so dass sich schnell Paten für ihren Stolperstein fanden. Bei der Verlegung Anfang Juni war auch Anne Rubins Enkel, Andy Green, dabei. Seine Mutter, Rachel, konnte damals nicht nach Coburg kommen. Dennoch wollte sie den Stein so schnell wie möglich persönlich sehen.
Sie besuchte auch den Stein Walter Lewys - ein Schulfreund ihrer Mutter. Anders als Anne Rubin, gelang es dem Jungen nicht, Coburg rechtzeitig zu verlassen. Er wurde von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager nach Riga gebracht und dort ermordet.Informationen zur Aktion Stolpersteine und eine Biografie von Anne Rubin gibt es unter www.coburg.de/stolpersteine.
Besuch
Eine Reise in die Vergangenheit
Rachel Green kam eigens von Kalifornien nach Coburg, um den Stolperstein für ihre kürzlich verstorbene Mutter, Anne Rubin, zu sehen.