Und das sollte nun das Ende des alljährlichen Operetten-Spaßes sein auf der wunderbaren Waldbühne Heldritt? Keine Operette mehr nach 25 Jahren, in denen sehr viel künstlerisches Herzblut geflossen war, auf der Bühne und hinter der Bühne? Nachdem in den besten Zeiten im Sommer um die 8000 Besucher zu dem Festival mit dem besonderen Flair gepilgert waren?
Ende letzten Jahres war bekannt geworden, dass der in finanziellen Schwierigkeiten steckende Verein Coburger Sommeroperette unter Leitung der 1. Vorsitzenden Adelheid Frankenberger seine Aktivitäten in Heldritt beendet und stattdessen in Bad Staffelstein "See-Festspiele" aufziehen will.
Solch ein trauriges Jubiläum wollte der langjährige musikalische Leiter der Coburger Sommeroperette und frühere 2. Vorsitzende Reinhard Schmidt nicht hinnehmen, obwohl er selbst, wie mancher andere auch, im Zerwürfnis mit Adelheid Frankenberger bereits 2011 ausgestiegen war. Schmidt war von Anfang an als Kapellmeister dabei gewesen, damals als Klaus Lapins, Bernhard Maxara und Wolfgang Krautwig den Traum eines stilvoll-fröhlichen musikalischen Freilufttheaters für die Region hatten, getragen von Professionellen und mit Unterstützung von engagierten Laien aus der Region, dabei ohne jegliche öffentliche Subvention.
"Solch ein schreckliches Jubiläum, nein, das darf nicht sein", sagt der im schweizerischen St. Gallen lebende Schmidt im Gespräch mit dem Tageblatt. Und als er einem früheren Mitstreiter, Harald Wurmsdobler, die Berichte über die aktuelle Entwicklung sandte, rief der spontan: "Da müssen wir was machen!" Das dürfe nicht alles den Bach runter gehen. "Und das treue Coburger Publikum, das kann man doch auch nicht einfach fallen lassen", dachte sich Reinhard Schmidt, "zumal, so wie ich die Coburger kenne, ich mir nicht vorstellen kann, dass die einfach so - woanders hingehen"...
Schmidt und Wurmsdobler werden "etwas" machen - nämlich zunächst eine Operetten-Gala, die am 10., 11. und 12. August auf der Waldbühne Heldritt zu erleben sein wird. Das ist beschlossene Sache, auch wenn ein verantwortlicher Verein als Veranstalter in den nächsten Wochen erst noch zu gründen sein wird.
Eine Reihe von Künstlern aus früheren Heldritter Operettenzeiten haben ihr Mitwirken unter der musikalischen Leitung von Reinhard Schmidt schon zugesagt, so Wolfgang Krautwig, Elke Kottmair, der als Bub von der Waldbühne aus gestartete Christian Andreas Engelhardt, Gabriele Niermann-Lorenz, Jenni Treutsch, Harald Wurmsdobler. Die Moderation übernimmt - Bernhard Maxara, der als Regisseur mehrmals hilfreich eingesprungen war, sich aber wie viele andere auch von Adelheid Frankenberger hintergangen sah.


Der Heimatverein ist dabei

Und ganz wesentlich: Zentraler Kooperationspartner vor Ort ist der Heimatverein Heldritt, der das Organisatorische, die Arbeiten hinter der Bühne und die unerlässliche Bewirtung im schönen Wiesengrunde übernehmen wird. Dessen 1. Vorsitzender Friedhelm Wölfert war zwar durchaus auch erstaunt über den plötzlichen Abzug der Coburger Sommeroperette, aber gegenüber dem Tageblatt doch auffallend entspannt: "Warten wir's ab. Vielleicht machen wir was Eigenes, was Neues", hatte er Ende November schon leise schmunzelnd angedeutet. Auch der Heimatverein gehört im Übrigen zu jenen, denen die Coburger Sommeroperette noch einiges an Geld schuldet.
Der Bad Rodacher Bürgermeister Tobias Ehrlicher hatte öffentlich nichts zum Wegzug der Coburger Sommeroperette gesagt, Reinhardt Schmidt aber sofort Unterstützung zugesichert, sogar gefragt, wie sich die Stadt Bad Rodach einbringen könne. Tatsächlich wäre der komplette Verlust des Operettenfestivals für die Thermalbad-Stadt auch ein wirtschaftlicher und touristischer Schlag.
Doch nun soll ja wieder etwas Schönes entstehen, ein Querschnitt aus 25 Jahren Operette in Heldritt unter dem Titel "Grüß Euch Gott alle miteinander - Solisten von damals und heute". Schmidt ist auch bereits im Gespräch mit dem ungarischen Orchester, das bis vorletztes Jahr jährlich für Heldritt verpflichtet worden war. "Ich denke, das wird klappen. Wir hatten immer so viel Freude miteinander in Heldritt."


Das Spiel mit dem Namen

Und dann wird es auf das Publikum ankommen. Bei entsprechender Resonanz auf diese Gala soll es durchaus weitergehen in den nächsten Jahren, vielleicht sogar wieder szenisch. Einen Ansatzpunkt könnte Harald Wurmsdobler bringen, der Intendant der österreichischen Pramtaler Sommeroperette. 2016 hatte sie Leo Falls "Der fidele Bauer" auch auf die Waldbühne Heldritt gebracht. "Eine solide finanzielle Grundlage ist für uns aber das Entscheidende", sagt Schmidt mehrmals gerade im Hinblick auf die Entwicklung, welche die Coburger Sommeroperette genommen hat.
Ach übrigens: Die neue Unternehmung in Heldritt will sich bewusst "Coburger Operettensommer" nennen. Sich einfach so an die Wand fahren, ablegen lassen, nene, da ist bei einigen früher und langjährig Beteiligten und leidenschaftlich Verstrickten unterdessen offensichtlich doch Wut gewachsen. Produktive womöglich.