Aus Alt mach Neu. Dies gilt jetzt auch für das Weitramsdorfer Rathaus. Nach einer Bauzeit von knapp einem Jahr konnte das Gebäude wieder der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Auf den ersten Blick ist nicht viel geschehen, die Fassade des altehrwürdigen Backsteingebäudes aus dem Jahr 1901 hat sich nicht verändert. Der Betrachter muss schon sehr genau hinschauen, um festzustellen, dass neue Fenster und Türen das Rathaus zieren. Wer aber durch die Eingangstür tritt, stellt schlagartig fest, dass im Inneren des Hauses kein Stein auf dem anderen blieb.

Ziel der Sanierung war es zunächst, das Verwaltungsgebäude "energetisch aufzumotzen", wie es Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) bezeichnete. Dies sei voll und ganz gelungen, viel sei in die mineralische Innendämmung investiert worden, um das Rathaus effektiv zu isolieren.
Die Gemeinde wollte sich aber nicht nur auf die energetische Verbesserung beschränken - und so wurden alle Bodenbeläge erneuert, die sanitären Anlagen komplett ausgetauscht und auf den neusten Stand der Technik gebracht, die Beleuchtung auf energiesparende LED-Lampen umgestellt und neue Büromöbel angeschafft, die den jetzigen Arbeitsplatzrichtlinien entsprechen.


Moderne Technik im Keller

Das Herzstück der Sanierungsmaßnahme liegt im Keller des Rathauses. Dort wo früher eine Ölheizung für Wärme sorgte, leisten jetzt zwei Wärmepumpen ganze Arbeit. Damit die Mitarbeiter und Besucher im Sommer ein angenehmes Klima genießen können, wurde auch dafür gesorgt, dass die Büroräume gekühlt werden können. Wer aber aufwendige Klimaanlagen sucht, tut dies vergebens.
Die Kälte kommt aus der Erde. Im Schulgarten wurden nach Darstellung des Fachplaners Günter Klostermann 25 Erdlöcher mit einer Tiefe von 50 Metern gebohrt. "Dort hat das Erdreich eine Temperatur von etwa zehn Grad", erläuterte Klostermann. Das so auf natürlichem Weg gekühlte Wasser wird dann genutzt, um über Wärmetauscher kühle Luft zu erzeugen.

Dass die gesamten Maßnahmen nicht ganz billig waren, verdeutlichte Bürgermeister Wolfgang Bauersachs bei der offiziellen Wiedereröffnung. So wurden für die gesamte Sanierung 1,2 Millionen Euro aufgewendet. Allerdings musste die Gemeinde nicht alles selbst tragen. Dank des Förderprogramms "KIP" (Kommunales Investitionsprogramm), das durch den Bund aufgelegt wurde, erhielt die Gemeinde einen staatlichen Zuschuss von 560 000 Euro. Der Stellvertreter des Landrates Christian Gunsenheimer (FW), lobte das KIP dahingehend, dass hier Fördergelder nicht im "Windhund-Verfahren, wer zuerst kommt, mahlt zuerst", verteilt wurden, sondern dass es den Landkreisen überlassen blieb, zu entscheiden, welche Projekte unterstützt werden.


Das schmucke Ratszimmer ist verschwunden

Einen Wermutstropfen musste die Gemeinde am Ende dennoch schlucken. Das schmucke Ratszimmer, das für Sitzungen des Gemeinderates, aber auch für viele Veranstaltungen genutzt wurde, durfte aus Gründen des Brandschutzes so nicht weiter existierten. Jetzt ist das Archiv dort untergebracht, die "Ratsherren" tagen nun in den Räumen der freiwilligen Feuerwehr. Auch wenn man sich in der Schule in Weidach, in der die Verwaltung während der Bauphase untergebracht war, nach Worten von Wolfgang Bauersachs sehr wohl fühlte, meinte er abschließend: "Weidach ist Geschichte."