Von diesem Eishockey-Wintermärchen wird noch lang erzählt. Die Hoffnung, dass der Triumph der deutschen Puckjäger für einen Aufschwung für diese in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund geratene Sportart sorgt, ist bei alten Haudegen genauso groß, wie bei den Jungspunten.
Auch in und um Coburg herum wurde und wird fleißig dem Puck hinterher gejagt. Wir haben uns mit Eishockeyfreaks von damals und heute unterhalten und dabei Interessantes aus der langen Historie und von den Jungs der aktuellen Mannschaft, den Coburg Cobras, erfahren:


Spiele gegenüber dem Freibad

"Schon in den 60er Jahren wurde in Coburg Eishockey gespielt. Die Eisfläche befand sich auf dem Gelände vom Jugendheim (heute Kreisjugendring/Anm. d. Red.) direkt gegenüber vom Coburger Freibad und neben dem Sportplatz der damaligen Viktoria Coburg", weiß Jochen Heinlein. Der Neustadter ist einer der Spieler, die damals zur ersten Mannschaft in der Vestestadt gehörte, die in Oberfranken und Bayern um Punkte spielte.


Mit Spielertrainer Rößner

"Wir waren überwiegend junge Spieler, die sich in Coburg zum Spielen trafen. Die Mehrzahl der Spieler vom 1. Coburger Eishockey Verein kamen aus Wüstenahorn. Spielertrainer war Herr Rößner, der den Verein damals auch gründete. Und wir waren stolz einen echten Kanadier in unseren Reihen zu haben. Der sorgte schon damals mit seinem Straßenkreuzer bei Auswärtsspielen für Aufsehen," erinnert sich Heinlein ganz genau.
Der 1. Coburger Eishockey Verein mussten nach Hof, Selb, Amberg oder Lichtenfels fahren, um um Punkte zu kämpfen. "Der Lichtenfelser Bürgermeister war ein großer Eishockey-Fan", sagt Heinlein.


Mit einer schlichten Ausrüstung

"Unser Ausrüstung war schlicht und einfach, so waren wir mit gesteppten Torwarthosen und Hosenträgern ausgestattet. Der Rest der Ausrüstung war der Körperschutz und Schienbeinschutz aus Filz und Schaumgummi. Die meisten trugen normale Motorradhandschuhe", schmunzelt der Spieler von damals. Der Coburger Torwart hatte damals eine Schutzbrille mit Drahtgefecht für die Augen, "aber sein Mund war frei".
Die Schläger, die öfters beim Training zu Bruch gingen, wurden natürlich aus eigener Tasche bezahlt und vom Sporthaus Hess besorgt.


Puck auf den Mund - Krankenhaus

Heinlein erinnert sich noch genau an ein ganz bestimmtes Spiel: "Gegen Selb bekam unser Torhüter den Puck auf den Mund und musste im Krankenhaus genäht werden. Von da an musste ich unser Tor hüten". Heinlein hatte schnell den Spitznamen Hobelsberger weg und kassierte etliche Tore. Doch mit Niederlagen konnten er und seine tapferen Mitstreiter genauso gut umgehen, wie die deutsche Olympia-Mannschaft, obwohl die Coburg vor über 50 Jahren nicht 3:4 verloren, sondern "leider öfters auch schon mal zweistellig..."


Stimmen der Coburg Cobras

Stefan Fickentscher (35 Jahre aus Hochstadt): "Das Olympiafinale unserer deutschen Cracks ist für den Eishockeysport in Deutschland mehr als nur ein Ausrufezeichen. Langsam trägt die Arbeit von DEB und DEL Früchte und Coach Sturm hat die Mannschaft optimal geformt.
Respekt an alle Spieler, Trainer- und Betreuerstab. Wahnsinn, dass wir so etwas Großes in unserer Sportart erleben zu dürfen!"

Chris Romanowski (34 Jahre aus Coburg): "Ich würde sagen es gibt mehrere Gründe für die grandiose Leistung. Wir haben ein sehr gut funktionierendes Team gesehen, das zum einen massiv unterschätzt wurde, zum anderen nichts zu verlieren hatte und im Grunde völlig befreit aufspielen konnte! Im Finale war die Ausgangslage ähnlich. Und was da abging war sensationell. Schade, dass wir das 3:2 nicht über die Zeit gebracht haben."

Fabian Dinkel (27 Jahre aus Sonneberg): "Deutschland ist eine der jüngsten Mannschaften im Turnier gewesen, sowohl von den Spielern als auch vom Trainerstab her. Das braucht natürlich Zeit für geschlossene Reihen den eingespielten und vor allem erfahrenen Nationen gegenüber, bei denen Eishockey teilweise im Schulsport gelehrt wird. Ich bin mir sicher,dass Deutschland eine große Rolle in naher Zukunft spielen wird."

Claudius Fray (49 Jahre aus Rödental): "Der größte Erfolg des deutschen Eishockeys in der Geschichte. Es ist eine ganz große Leistung unserer Mannschaft, obwohl die besten Spieler der Welt dieses Mal nicht dabei waren, weil in der NHL gespielt wird und die Stars nicht für die Nationalmannschaften spiele durften. Gratulation, die Jungs können stolz auf ihre Leistung sein. Sie haben das sehr gut gemacht."

Thomas Wagner (53 Jahre aus Ahorn): "Dieser Erfolg ist das Deutsche Miracle on Ice und steht in der Bedeutung über den Bronzemedaillen von 1932 und 1976. In Lake Placid waren nur Kanada, die USA, Polen und Deutschland am Start, in Innsbruck fehlten die Kanadier und die Schweden.
Unsere Mannschaft hat eindrucksvoll bewiesen, was mit Herz und Teamgeist in diesem tollen Sport alles erreichbar ist."

Christian Morgenthum (40 aus Jahre Dörfles-Esbach): "Es ist ja nicht so, das die deutschen kein Eishockey spielen können. Wir haben unsre Klasse schon oft genug unter Beweis gestellt, nur hat es bisher mit einem ganz großen Triumph nie geklappt. Die Mannschaft hatte außerdem nichts zu verlieren und konnte befreit spielen. Auch war bei diesem Turnier endlich mal das nötige Glück auf unserer Seite."