Mit einer Behinderung zu leben, war für Fabian Müller nie ein größeres Problem. Er kennt es nicht anders. Die spastische Diplegie, mit der er zur Welt kam, ist ein vergleichsweise milder Geburtsschaden und bedeutet, dass er seine Beine und einen Arm nur eingeschränkt bewegen kann. Seine geistigen Fähigkeiten hingegen sind in keiner Weise betroffen - ganz im Gegenteil. Der 26-Jährige ist hellwach, voller Energie. Er ist vital, treibt Sport und wünscht sich eine Arbeit, in die er sein Wissen und Können einbringen kann. Doch das ist schwieriger als gedacht. Hat das vielleicht etwas mit seiner Behinderung zu tun? "Ich weiß es nicht", sagt Fabian, "ich möchte auch niemanden angreifen oder kritisieren."
Dennoch: Dass er seit fast genau einem Jahr um die 50 Bewerbungen geschrieben hat, auch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde und dann doch jedes Mal wieder eine Absage bekommen hat, kann er nur schwer nachvollziehen. "Ich habe immer wieder nachgefragt, was der Grund für die Ablehnung war. Ich wollte daraus ja lernen." Doch die Begründung ist stets lapidar: Es gab Bewerber mit einer besseren Qualifikation. Das macht Fabian Müller nun aber doch langsam stutzig. Denn dass er nicht ausreichend qualifiziert sein soll, empfindet er angesichts seiner Vita als unverständlich.
Nachdem er im Jahr 2010 die Wirtschaftsschule in Lichtenfels erfolgreich beendet hatte, legte Fabian Müller erst einmal ein Berufsfindungsjahr ein. "Ich war aber nicht untätig und absolvierte verschiedene Praktika - am liebsten im kaufmännischen Bereich." Er war bei einem Wohlfahrtsverband und in einem Hotel tätig. In Schweden arbeitete er als Praktikant für eine Investmentfirma und verbesserte dabei gleich noch seine Englischkenntnisse. Er bestand außerdem die Fahrprüfung in einem umgebauten Pkw mit Handschaltung.
Seine erste Festanstellung fand Fabian Müller bei einer Firma in Neuses. Dort absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann und wurde übernommen. Ein Jahr hat er im Einkauf gearbeitet. "Aber ich war 22 Jahre alt und wollte einfach noch mehr wissen", erzählt er. Sein Ziel: Betriebswirt. Eine Ausbildung neben der Arbeit stellte er sich jedoch schwierig vor. "Ich möchte immer 100 Prozent geben. Das schien mir mit dieser zweifachen Belastung nicht möglich zu sein." Und vier Jahre ganz aus dem Beruf und nur zur Schule zu gehen, war für den jungen Mann auch keine Option.
In dieser Zeit erfuhr er von einer Möbelfachschule in Köln. Sein Vater hatte sie bei einer Messe entdeckt. "Die bieten eine Ausbildung zum Betriebswirt in zwei Jahren an." Das Problem: Fabian Müller musste bei der Firma in Neuses kündigen. "Das ist mir nicht leicht gefallen, ich habe sehr gern dort gearbeitet. " Die Entscheidung fiel dann doch für Köln. Vorher absolvierte er noch eben mal einen vierwöchigen Kurs an einer Sprachschule in San Francisco. Danach arbeitete sich Fabian Müller ins Möbelfach ein. "Ich habe es nicht bereut. Es war eine gute Zeit, in der ich viele Leute kennengelernt habe."
Schließlich schaffte es der junge Mann, den Fachwirtabschluss zu überspringen und beendete die Schule als Betriebswirt. Das war im Jahr 2017. Bei der IHK zu Coburg hat er zudem noch einen Ausbilderschein erworben. Das heißt, Fabian Müller hat auch die Berechtigung auszubilden. Nun ist er auf der Suche nach langfristiger Arbeit. "Ich bewerbe mich auf allen möglichen Wegen und Kanälen für alles, was im kaufmännischen Bereich liegt. Und das nicht nur in Coburg", erläutert er. Bisher ohne Erfolg.
Doch auch in dieser Zeit ist Fabian Müller nicht untätig. Im April dieses Jahres besuchte er eine Sprachschule in Dublin. Er treibt außerdem Sport (Rollstuhlbasketball, Schwimmen, Skilaufen) und absolviert zurzeit wieder ein Praktikum bei einer einheimischen Firma. Die ist allerdings aktuell in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und er weiß nicht, wie es dort weitergeht.
Dabei will der 26-Jährige gar keine Sonderbehandlung. "Ich brauche keinen Fahrstuhl, sondern kann Treppen steigen. Ich kann mich innerhalb von Gebäuden ohne Rollstuhl bewegen. Ich möchte einfach nur arbeiten."
Unmittelbar nach dem Gespräch mit dem Tageblatt konnte sich Fabian zumindest über einen Teilerfolg freuen: Beim TV 1848 Coburg kann er im September in der Vereinsverwaltung anfangen - allerdings handelt es sich dabei nur um einen 20-Stunden-Job, und er ist befristet bis März. Tenor: Ja, das ist besser als gar nichts - aber die Suche nach einer dauerhaften Vollzeit-Anstellung geht weiter.
Aus Daten der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg für den Monat Juli geht hervor, dass in deren Bereich aktuell 10,5 Prozent der Arbeitslosen schwerbehindert sind. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl um 0,8 Prozent gesunken. Noch deutlicher ist der Vergleich zum Vorjahr (um 14,3 Prozent gesunken). Damit hat sich dieser Bereich positiver entwickelt, als die Gesamtzahl der Arbeitslosen. Diese ist, verglichen mit dem Vorjahr, um 6,4 Prozent gesunken.
Während der bundesweiten "Woche der Menschen mit Behinderung", die zuletzt im Dezember 2017 stattfand, informiert die Agentur für Arbeit Firmen über Fördermöglichkeiten und beantwortet Fragen zum Schwerbehindertenrecht. Im Mittelpunkt der Woche steht das Ziel, auf das große berufliche und soziale Potenzial behinderter Menschen aufmerksam zu machen und Firmen zu motivieren, sich deren Kompetenz zu sichern.
Die Agentur für Arbeit ist außerdem Mitinitiator des Inklusionspreises für die Wirtschaft. Im Jahr 2019 wird dieser bereits zum siebten Mal verliehen. Ab sofort können sich Arbeitgeber mit beispielhaften Maßnahmen zur Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung bewerben oder vorgeschlagen werden. Der Preis wird in mehreren Kategorien vergeben, je nach Größe der unternehmen. Mehr Informationen unter www.inklusionspreis.de
Dennoch: Dass er seit fast genau einem Jahr um die 50 Bewerbungen geschrieben hat, auch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde und dann doch jedes Mal wieder eine Absage bekommen hat, kann er nur schwer nachvollziehen. "Ich habe immer wieder nachgefragt, was der Grund für die Ablehnung war. Ich wollte daraus ja lernen." Doch die Begründung ist stets lapidar: Es gab Bewerber mit einer besseren Qualifikation. Das macht Fabian Müller nun aber doch langsam stutzig. Denn dass er nicht ausreichend qualifiziert sein soll, empfindet er angesichts seiner Vita als unverständlich.
Verschiedene Praktika
Nachdem er im Jahr 2010 die Wirtschaftsschule in Lichtenfels erfolgreich beendet hatte, legte Fabian Müller erst einmal ein Berufsfindungsjahr ein. "Ich war aber nicht untätig und absolvierte verschiedene Praktika - am liebsten im kaufmännischen Bereich." Er war bei einem Wohlfahrtsverband und in einem Hotel tätig. In Schweden arbeitete er als Praktikant für eine Investmentfirma und verbesserte dabei gleich noch seine Englischkenntnisse. Er bestand außerdem die Fahrprüfung in einem umgebauten Pkw mit Handschaltung.Seine erste Festanstellung fand Fabian Müller bei einer Firma in Neuses. Dort absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann und wurde übernommen. Ein Jahr hat er im Einkauf gearbeitet. "Aber ich war 22 Jahre alt und wollte einfach noch mehr wissen", erzählt er. Sein Ziel: Betriebswirt. Eine Ausbildung neben der Arbeit stellte er sich jedoch schwierig vor. "Ich möchte immer 100 Prozent geben. Das schien mir mit dieser zweifachen Belastung nicht möglich zu sein." Und vier Jahre ganz aus dem Beruf und nur zur Schule zu gehen, war für den jungen Mann auch keine Option.
In dieser Zeit erfuhr er von einer Möbelfachschule in Köln. Sein Vater hatte sie bei einer Messe entdeckt. "Die bieten eine Ausbildung zum Betriebswirt in zwei Jahren an." Das Problem: Fabian Müller musste bei der Firma in Neuses kündigen. "Das ist mir nicht leicht gefallen, ich habe sehr gern dort gearbeitet. " Die Entscheidung fiel dann doch für Köln. Vorher absolvierte er noch eben mal einen vierwöchigen Kurs an einer Sprachschule in San Francisco. Danach arbeitete sich Fabian Müller ins Möbelfach ein. "Ich habe es nicht bereut. Es war eine gute Zeit, in der ich viele Leute kennengelernt habe."
Erfolglose Suche
Schließlich schaffte es der junge Mann, den Fachwirtabschluss zu überspringen und beendete die Schule als Betriebswirt. Das war im Jahr 2017. Bei der IHK zu Coburg hat er zudem noch einen Ausbilderschein erworben. Das heißt, Fabian Müller hat auch die Berechtigung auszubilden. Nun ist er auf der Suche nach langfristiger Arbeit. "Ich bewerbe mich auf allen möglichen Wegen und Kanälen für alles, was im kaufmännischen Bereich liegt. Und das nicht nur in Coburg", erläutert er. Bisher ohne Erfolg.Doch auch in dieser Zeit ist Fabian Müller nicht untätig. Im April dieses Jahres besuchte er eine Sprachschule in Dublin. Er treibt außerdem Sport (Rollstuhlbasketball, Schwimmen, Skilaufen) und absolviert zurzeit wieder ein Praktikum bei einer einheimischen Firma. Die ist allerdings aktuell in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und er weiß nicht, wie es dort weitergeht.
Ein kleiner Erfolg
Dabei will der 26-Jährige gar keine Sonderbehandlung. "Ich brauche keinen Fahrstuhl, sondern kann Treppen steigen. Ich kann mich innerhalb von Gebäuden ohne Rollstuhl bewegen. Ich möchte einfach nur arbeiten."Unmittelbar nach dem Gespräch mit dem Tageblatt konnte sich Fabian zumindest über einen Teilerfolg freuen: Beim TV 1848 Coburg kann er im September in der Vereinsverwaltung anfangen - allerdings handelt es sich dabei nur um einen 20-Stunden-Job, und er ist befristet bis März. Tenor: Ja, das ist besser als gar nichts - aber die Suche nach einer dauerhaften Vollzeit-Anstellung geht weiter.
Menschen mit Behinderung in der Berufswelt
Aus Daten der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg für den Monat Juli geht hervor, dass in deren Bereich aktuell 10,5 Prozent der Arbeitslosen schwerbehindert sind. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl um 0,8 Prozent gesunken. Noch deutlicher ist der Vergleich zum Vorjahr (um 14,3 Prozent gesunken). Damit hat sich dieser Bereich positiver entwickelt, als die Gesamtzahl der Arbeitslosen. Diese ist, verglichen mit dem Vorjahr, um 6,4 Prozent gesunken.Während der bundesweiten "Woche der Menschen mit Behinderung", die zuletzt im Dezember 2017 stattfand, informiert die Agentur für Arbeit Firmen über Fördermöglichkeiten und beantwortet Fragen zum Schwerbehindertenrecht. Im Mittelpunkt der Woche steht das Ziel, auf das große berufliche und soziale Potenzial behinderter Menschen aufmerksam zu machen und Firmen zu motivieren, sich deren Kompetenz zu sichern.
Die Agentur für Arbeit ist außerdem Mitinitiator des Inklusionspreises für die Wirtschaft. Im Jahr 2019 wird dieser bereits zum siebten Mal verliehen. Ab sofort können sich Arbeitgeber mit beispielhaften Maßnahmen zur Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung bewerben oder vorgeschlagen werden. Der Preis wird in mehreren Kategorien vergeben, je nach Größe der unternehmen. Mehr Informationen unter www.inklusionspreis.de