Seit drei Jahren präsentieren sich die Landkreise Coburg und Sonneberg, die Stadt Coburg und die Städte und Gemeinden der Initiative Rodachtal als eine fränkische Urlaubsregion. Am Freitag bot die jährliche Mitgliederversammlung den Tourismusakteuren und der Öffentlichkeit die Möglichkeit, einen Rückblick auf Geleistetes und einen Ausblick auf zukünftige Aktivitäten des Tourismusvereins zu bekommen.

Als ein "bewegtes Jahr mit vielen Veränderungen" bezeichnete Vorsitzender Michael Busch das Jahr 2017 des Tourismusvereins Coburg.Rennsteig im Rahmen der Mitgliederversammlung am vergangenen Freitag. Bei seinem Blick auf das Geschäftsjahr stellte der Busch die Dynamik heraus, die eine erfolgreiche Tourismusdestination "in der heutigen, schnelllebigen Zeit" und in einem ausgewachsenen Wettbewerb um Gäste und Urlauber an den Tag legen müsse.
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Über 190 000 Gastgeber"

"Unser Coburg.Rennsteig ist eine Urlaubsregion mit über 190 000 Gastgebern", sagte Busch. So viele Einwohner umfasse das Gebiet, und jeder Einzelne könne seinen Beitrag zur Gastfreundschaft leisten. Zieladressaten seien die neun Millionen Tagesreisenden und über eine Million Übernachtungsgäste, die sich jährlich in der aufstrebenden Kultur- und Aktivregion ein Stelldichein gäben.

Positive Entwicklungen, die auch die aktuelle Statistik widergebe: Laut der aktuellen Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF), die gemeinsam mit dem Tourismusverband Franken beauftragt wurde, generiert der Tourismus in Coburg.Rennsteig heute einen Umsatz von rund 355 Millionen Euro. "Tourismus ist damit nicht nur einfach eine schöne Nebensache. Gut gemachter Tourismus ist vor allem auch ein Wirtschaftsfaktor, den wir uns weiter erschließen sollten", so Busch.


Die Rolle des Einzelhandels stärker hervorheben

Erwartungsgemäß profitiert das Gastgewerbe mit einem Anteil von 40,4 Prozent am meisten vom touristischen Umsatz, dicht gefolgt vom Einzelhandel mit 38,5 Prozent. Die bedeutende Rolle des Einzelhandels vor Ort werde leider viel zu oft verkannt, bemängelt der Vorsitzende in der Versammlung. Die Kauflust der Menschen sei im Urlaub einfach höher, weshalb der Tourismusverein, und hier allen voran die IHK zu Coburg als bedeutendes Mitglied, dafür werbten, dass Tourismusmarketing und Einzelhandel noch viel stärker zusammenarbeiten müssen.

Profitieren könne man dann auch gemeinsam von den Übernachtungszahlen, die sich in Coburg.Rennsteig nach einer starken Steigerung im Jahr 2016 auch 2017 auf höherem Niveau konsolidierten. "Unsere Gesamtregion verzeichnet ein Plus von über zwei Prozent bei den Ankünften, während bei den Übernachtungen im letzten Jahr die schwarze Null steht", berichtete Busch. Erfolgsgaranten dafür waren zuletzt vor allem die Stadt Coburg (+ 7,93 Prozent Ankünfte und + 5,98 Prozent Übernachtungen) und die Gemeinde Masserberg (+ 7,25 Prozent Übernachtungen), das jüngste Mitglied im Tourismusverein.


"Aus der Rolle des Geheimtipps heraustreten"

Die erzielten Steigerungen stellen die Vereinsverantwortlichen aber noch lange nicht zufrieden. "Wir sind eine junge, dynamische Tourismusregion und als solche müssen wir nach und nach aus der Rolle des Geheimtipps heraustreten", stellt der neue Sonneberger Landrat Hans-Peter Schmitz klar. Die jüngsten Zahlen für das erste Quartal 2018 lassen die ambitionierten Vorstände dabei mit Zuversicht in die Zukunft blicken: Während die Zahl der Ankünfte von Januar bis März 2018 in Coburg.Rennsteig im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konstant blieb, ist die Zahl der Übernachtungen in der gleichen Zeit angestiegen (+ 3,36 Prozent). Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass in Coburg.Rennsteig auch einmal kleinere Einbrüche auf der einen Seite durch Zuwächse an anderen Stellen kompensiert werden. "Unsere Stadt war im Jahr der Bayerischen Landesausstellung ein Magnet für viele Urlauber", stellt Coburgs Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber mit Freude fest. Die Stadt im Zentrum der Urlaubsregion leiste einen entscheidenden Beitrag für die Dynamik und Lebendigkeit der Tourismusregion.

Der Tourismusverein soll sich erfolgreich weiterentwickeln. Er soll die Urlaubsregion durch modernes Tourismusmarketing noch bekannter machen. "Wir müssen die Schätze, die im Tourismus liegen, heben", erklärte Michael Busch kämpferisch. Er verweist dabei aber nicht nur auf ein professionelles Marketing, das im Tourismusverein geleistet wird. Der Vorsitzende fordert auch Qualitätsoffensiven in der Region - und zwar in der touristischen Infrastruktur, bei Rad- und Wanderwegen, für touristische Einrichtungen und im Gastgewerbe. Vieles sei schon auf den Weg gebracht: Der Lutherweg, die Investitionen in der ThermeNatur Bad Rodach, neue Leistungsträger, wie das Boutique-Hotel Residenz in Masserberg, der Goldene Löwe in Bad Rodach oder das Restaurant am Froschgrundsee in Rödental. Das alles seien Beispiele für touristische Angebote, die es zu vermarkten gelte.


Coburg Stadt und Land und der Landkreis Sonneberg zahlen am meisten ein

Der Tourismusverein habe dafür fast eine halbe Million Euro pro Jahr, von denen 2019 über die Hälfte für direktes Tourismusmarketing eingesetzt werden. Den weitaus größten Teil der Mittel stellen die Stadt Coburg sowie die Landkreise Coburg und Sonneberg: "Wir vermarkten die Tourismusregion nicht für uns", erläutert Hans-Peter Schmitz. "Wir unterstützen damit unsere Betriebe, die Arbeitsplätze schaffen - angefangen vom Sterne-Hotel über den Landgasthof bis hin zum Ferienvermieter oder Einzelhändler in der Stadt."

Einen besonderen Gruß schickte Vorsitzender Michael Busch nach Sonneberg zur scheidenden Landrätin Christine Zitzmann im Namen seiner Vorstandskollegen. Man sehe Christine Zitzmann als eine "Baumeisterin" des Tourismusvereins und vieler weiterer Kooperationen zwischen dem Coburger Land und Sonneberg. "Unsere Tourismusfamilie sagt danke für das unkomplizierte und sehr gute Miteinander", bekräftigte auch Birgit Weber.


Schmitz: Broschüren müssen heute anders gemacht werden

In der Mitgliederversammlung ist auch die "Handschrift" des amtierenden Geschäftsführers Martin Schmitz erkennbar. Der Leiter der Wirtschaftsförderung aus dem Landratsamt Coburg hat vor einem Vierteljahr zusätzlich die Geschäftsstelle des Tourismusvereins übernommen und ein wenig "neu justiert", wie er selber sagt. "Der Tourismusverein hat in seiner Geschäftsstelle ganz hervorragende Fachleute, die mit ihrem Können und Engagement ausgezeichnete Arbeit leisten. Das Wichtigste ist, ihnen Vertrauen entgegenzubringen, sich mit den Leistungsanbietern vernetzen zu lassen und Ziele zu setzen. Nichts anderes haben wir getan", so der innovative Kreisentwickler. Dementsprechend war der Maßnahmenkatalog, den der Geschäftsführer den Mitgliedern vorstellen konnte, qualitativ und quantitativ groß angewachsen. Allem voran stehen dabei erfolgreiche Kommunikationsmaßnahmen, die ihren Schwerpunkt mittlerweile eindeutig im Onlinemarketing haben. "Unser Marketing ist wie unsere Region selbst: Es wird immer dynamischer." Zu veränderten Websites haben sich Facebook, Instagram und YouTube gesellt - heute alles mit dem Aufruf zur Interaktion. "Anschauen und informieren ist uns zu wenig. Wir müssen buchbar sein", gibt Schmitz das Ziel unmissverständlich aus.
Das verfolgt der Tourismusverein Coburg.Rennsteig aber auch gleichzeitig auf den etablierten, analogen Kanälen. "Wir achten professionell auf den richtigen Marketing-Mix." Wenn der Geschäftsführer dabei von den Messepräsenzen auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin und auf der Touristik & Caravaning in Leipzig spricht, stehen die Anforderungen abermals auf Interaktion: "Einfach hinstellen ist da nicht mehr angesagt. Wir müssen die Leute mit Themen ansprechen und mit Aktionen begeistern." Mit der richtigen Ansprache bekommt man auch sein Informationsmaterial viel besser platziert. "Print is not dead", sagte Schmitz schmunzelnd und forderte dabei ein, dass Broschüren heute anders und besser gemacht sein müssen.

Den entscheidenden Input bekommt die Geschäftsstelle vom Regionalen Tourismusausschuss, einer Gruppe von Tourismusexperten, an deren Spitze Lutz Lange von der Sonneberger Bäder GmbH und Björn Cukrowski von der IHK zu Coburg stehen. Die Zusammenarbeit im Tourismusausschuss bringt Produktwerkstätten zu besonderen Themen, wie z.B. dem aktiven Tourismusvertrieb hervor. Erfolge stellen sich ein, denn von Januar bis Mai erzielte Coburg.Rennsteig schon doppelt so viele Online-Buchungen wie im Vorjahreszeitraum. Von der Dynamik in der Tourismusregion Coburg.Rennsteig ist auch Angelika Schäffer angetan. Bei ihrer Stippvisite in Coburg bestärkte die frischgebackene Geschäftsführerin des Tourismusverbands Franken die Vereinsmitglieder auf dem derzeitigen Weg: "Unser gesamter Tourismusverband Franken blickt 2017 erneut auf ein Rekordjahr bei den Gästeankünften und Übernachtungen zurück. Das kommt nicht von allein, sondern erst agile und professionell geführte Tourismusgebiete, wie Coburg.Rennsteig, lassen die Schätze unserer Heimat erst so richtig leuchten."