Johanna Marinos und Noah Weber nehmen ein kräftigen Schluck Milch und beißen genüsslich in ein Quarkbrot. Den Kuhstall haben die beiden mit ihren Klassenkameraden bereits besucht, dabei Kühe und Kätzchen gestreichelt und die Kälbchen aus nächster Nähe besichtigt.

Milch kommt aus dem Tetrapack? Alle Kühe sind lila? Dass dies nicht so ist, wissen die Kinder der Klassen 2a und 2b der Grundschule Ebersdorf spätestens seit Montag. Die 25 Mädchen und Jungen besuchten den Bauernhof der Familie Ehrlich im Großheirather Gemeindeteil Neuses an den Eichen. Dort wurde heuer das Projekt "Landfrauen machen Schule" des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) offiziell eröffnet.

Noah kennt die Abläufe auf einen Bauernhof bereits bisschen. "Wir haben mal Urlaub auf einem Bauernnhof gemacht", sagt er Achtjährige. Für Johanna ist alles noch neu und aufregend. "Die Kühe fressen eine komische Pampe", sagt sie lachend. Heu, Stroh, Hafer und Mais werden verfüttert, ergänzt Noah. Nach der Besichtigung und vielen neuen Informationen haben sich die Kinder eine Pause verdient. Michaela Ehrlich und Kreisbäuerin Heidi Bauersachs verteilen frische regionale Lebensmittel an die Mädchen und Jungen. Denn eines der Ziele der bayernweiten Aktion ist es, den Kindern regionale Produkte nahe zu bringen und eine gesunde Ernährung zu fördern. "Oft wissen Kinder gar nicht mehr, wo die Lebensmittel eigentlich herkommen", sagt die Landesbäuerin Anneliese Göller. Gleichzeitig, so Göller, nehme der Anteil an übergewichtigen Kindern zu. Neben der Bewegung spiele eben auch die Ernährung eine Rolle. Der BBV wolle hier aufklären.
Seit nunmehr 16 Jahren werde deshalb das Landfrauen-Projekt an allen bayerischen Schulen erfolgreich umgesetzt. "Heuer erreichen wir in 43 bayerischen Landkreisen 60 Grundschulen mit 5000 Grundschülern", teilt Göller mit.


Ein anderer Landkreis - ein anderer Betrieb

Zum Auftakt werde immer anderer Landkreis gewählt und diesmal eben der Betrieb Ehrlich im Coburger Land. Und dies mit gutem Grund: Bei Ehrlichs in Neuses an den Eichen stehen 140 Milchkühe mit Stall, es werden 200 Hektar Land bewirtschaftet und den Strom erzeugt eine Biogasanlage. Michaela Ehrlich führt durch den Betrieb, erklärt wie aus Gras Milch und schließlich Butter wird. Die Kinder dürfen auch selber rühren, schneiden und mit anpacken. "Sie lernen mit allen Sinnen, denn nur das, was man aktiv macht, bleibt in Erinnerung", weiß Landesbäuerin Göller. Das Projekt ergänze den Unterricht an den Grund- und Förderschulen und ermögliche den Kindern, fächerübergreifend zu denken. "Sie lernen die Zusammenhänge zwischen Pflanze, Tier, Mensch und Umwelt kennen", so Göller.

Vor allem Stadtkinder, weiß Marion Kratzmair vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, wüssten über den Ursprung der Lebensmitteln kaum etwas. "Wir wollen deshalb, dass die Kinder einmal im Leben auf einem Bauernhof waren." Damit, so Kratzmair, sollen die Schüler auch lernen, die Lebensmittel wert zu schätzen. Mit von der Partie war übrigens auch die bayerische Milchkönigin Sonja Wagner, die in Tracht und mit Krönchen auf dem Kopf die Kinder begleitete.

"Landfrauen machen Schule"
Projektträger ist das Bildungswerk des BBV, die Projektbetreuung übernimmt die Landfrauengruppe des BBV. Das Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und das Bildungswerk des BBV unterstützen das Projekt finanziell.