Emil ist noch so klein und schon so schwer krank: Der zweijährige Junge aus Bayreuth hat Leukämie. Ohne eine Knochenmarkspende wird er nach Auskunft der behandelnden Mediziner am Uniklinikum Erlangen nicht überleben, seine Blutwerte haben sich trotz Chemotherapie verschlechtert. Ein Funken Hoffnung liegt jetzt in der Typisierungsaktion, die am Sonntag in Bayreuth stattfand.

"2124 Menschen ließen sich Blut abnehmen, zehn einen Wangenabstrich machen", sagt Heinke Scholdei-Taut, die als Aktionsbetreuerin für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) vor Ort war. Die DKMS unterstützt die Organisation und Durchführung von Typisierungsaktionen, die oft von Privatinitiativen auf die Beine gestellt werden. Im Fall von Emil war es der Elternbeirat der Kita Grashüpfer, dessen Engagement am Sonntag mehr als belohnt wurde. "Der Andrang hat unsere Erwartungen übertroffen", sagt Scholdei-Taut stellvertretend für alle Organisatoren.

Auch ein ganzer Motorradclub ließ sich für Emil typisieren

Schon vor der Öffnung der Graser-Grundschule hatte sich eine lange Schlange gebildet, die den Tag über konstant blieb. Auch ein Motorradclub aus Bayreuth kam vorbei, um sich registrieren zu lassen. Sie alle wollten Emil und anderen Patienten mit Blutkrebs helfen, die einen passenden Stammzellspender brauchen. "Die Leute standen bis auf die Straße hinaus", sagt Scholdei-Taut. Auf mindestens 1000 Blutspender hatten die Organisatoren gehofft. "Weil es mehr als doppelt so viele waren, haben wir noch eine Stunde dran gehängt." Die 60 ehrenamtlichen Helfer haben den Mehraufwand ebenso gern auf sich genommen wie sich die Spender in die Schlange stellten: Je mehr Menschen sich bei der DKMS registrieren lassen, umso größer werden die Chancen auf passendes Knochenmark für die einzelnen Betroffenen.

Länger als 20 Minuten musste am Sonntag niemand warten, bis er an die Reihe kam und sich fünf Milliliter Blut für die Typisierung abnehmen ließ. "Wir haben immer wieder nachgefragt, alle waren gut gelaunt. Außerdem gab es Getränke und Süßigkeiten", sagt die Aktionsbetreuerin.

Gute Laune und Hilfsbereitschaft dürften es auch gewesen sein, die zusätzlich zu den Blut- eine beachtliche Summe an Geldspenden einbrachte. "18 000 Euro waren in den Spendenboxen. Das ist wirklich viel." Das Geld wird dringend benötigt: Die Registrierung und Typisierung eines Spenders kostet die DKMS 50 Euro.
Vier bis sechs Wochen wird es jetzt dauern, bis die Befunde der Blutproben aus der Bayreuther Hilfsaktion da sind. Die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Spender für Emil zu finden, liegt bei 1:20 000. Gibt es keinen "genetischen Zwilling" vor Ort, wird weltweit nach passenden Stammzellspenden gesucht.