Der rote Teppich ist wieder vor dem Festspielhaus in Bayreuth ausgerollt worden: Mit einer Neuproduktion von Richard Wagners letztem Werk begannen am Dienstag (25. Juli 2023) die Bayreuther Festspiele. Das Geschehen auf der Bühne wurde dank Spezialbrillen durch virtuelle Elemente ergänzt. Allerdings standen aus finanziellen Gründen nur 330 dieser Brillen zur Verfügung, das Festspielhaus bietet jedoch Platz für fast 2000 Gäste.
Traditionell lädt die Stadt Bayreuth zur Festspiel-Eröffnung Prominenz aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ein. So auch Angela Merkel, die bekennende Liebhaberin von Wagners Musik ist. Gut gelaunt zeigte sich die frühere Bundeskanzlerin beim Auftakt der Festspiele. In einem grün-türkis-schimmernden zweiteiligen Ensemble besuchte sie mit ihrem Mann Joachim Sauer die Premiere von Jay Scheibs inszeniertem "Parsifal". Kurz vor Merkels Ankunft hatten traditionell Musiker des Festspielorchesters vom Balkon aus einige Takte des Eröffnungswerks gespielt - in Bayreuth das Zeichen, dass die Vorstellung bald beginnt. Merkel gilt als große Anhängerin der Musik Richard Wagners und als Stammgast am Grünen Hügel.
Trotz Gewitter: Zahlreiche Prominente auf dem roten Teppich zu sehen
Mit Wangenküsschen begrüßte sie ihre langjährige politische Weggefährtin Ursula von der Leyen. Die heutige EU-Kommissionspräsidentin und ihr Mann gingen schnell und geschützt durch Regenschirme über den roten Teppich. Es regnete stark, es donnerte und Blitze zuckten auf. Trotzdem zeigte sich die Politikerin gut gelaunt und lächelte.
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Etliche Schaulustige hatten dem Wetter getrotzt, um die Auffahrt der Prominenz zu beobachten. Allerdings verzögerte das starke Gewitter den Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) auf dem roten Teppich. Am Dienstag mussten er und seine Frau Karin minutenlang im Auto warten, bis der heftige Regen etwas nachgelassen hatte. Erst kurz vor Beginn der Aufführung war dies der Fall, sodass sich das Ehepaar Söder und andere prominente Gäste noch einmal kurz vor dem Königsportal zeigten.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zeigte sich hingegen zuversichtlich, was die Wetteraussichten für die Bayreuther Festspiele anbelangt. "Die Sonne geht auf", rief sie den Schaulustigen zu, als sie am Festspielhaus ankam. Und tatsächlich: Sobald sich die Türen geschlossen hatten und im Inneren des Hauses die ersten Töne von "Parsifal" erklangen, kämpfte sich die Sonne wieder durch die Wolken.
Klimaaktivisten mit Protest bei Bayreuther Festspielen
Umweltbewusst reisten Roths Parteikolleginnen Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, und Katharina Schulze, Fraktionschefin im bayerischen Landtag, an: Während zahlreiche Politikerinnen und Politiker bei ihrer Ankunft am Grünen Hügel auf ihre Dienstwagen setzten, fuhren die beiden in einem weißen Kleinwagen mit E-Antrieb vor. Bereits im Vorfeld kündigten sich für die Festspiele diverse prominente Gäste an.
Unter dem Motto "Klimakrise stoppen – Schuldenanullierung für den globalen Süden" machten bei den Festspielen außerdem Aktivisten der Klimagerechtigkeitsbewegung mit Bannern und einer Mahnwache auf die Klimakrise aufmerksam. Das Banner über der Prachtstraße des Festspielhügels solidarisiere sich mit Graswurzelbewegung "Debt for Climate". Diese setzte sich für eine Annullierung der Schulden der am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffenen Ländern ein, so die Klimagerechtigkeitsbewegung.
Die Bayreuther Festspiele gehen am Mittwoch (18 Uhr) mit dem "Ring des Nibelungen" weiter. Auf dem Spielplan steht der erste Teil der vierteiligen Oper von Richard Wagner: "Das Rheingold". Außerdem stehen auf dem Programm: "Tannhäuser", "Tristan und Isolde" und "Der fliegende Holländer".
Bayreuther Festspiele: So ist das Programm 2023
Für die traditionell ausverkauften Festspiele gab es in diesem Jahr auch unmittelbar vor dem Start überraschend noch Karten. "Wir hatten beim 'Ring' hier noch Karten zur Verfügung", sagte Geschäftsführer Ulrich Jagels über das vierteilige Werk. Er verteidigte zugleich die Preiserhöhungen, die wegen der Inflation nötig gewesen seien. Festspiel-Chefin Katharina Wagner hatte die höheren Ticketpreise zuvor kritisiert.
Die Geschichte der Bayreuther Festspiele bei Amazon ansehenAm Montag hatte Wagner traditionell bei einer Pressekonferenz einen Ausblick auf die kommenden Spielzeiten gegeben: 2026 werden 150 Jahre Bayreuther Festspiele groß gefeiert. Aus diesem Anlass sollen nicht nur jene zehn Werke von Richard Wagner (1813-1883) aufgeführt werden, die normalerweise zum Festival-Kanon gehören, sondern auch die Oper "Rienzi". Sie habe dies mit der Familie und dem Stiftungsrat abgesprochen, sagte Wagner. "Rienzi" wurde 1842 in Dresden uraufgeführt und gehört normalerweise nicht zum Bayreuth-Repertoire.
2024 wird es bei den Festspielen eine Neuproduktion von "Tristan und Isolde" geben, Regie führt Thorleifur Örn Arnarsson, es dirigiert Semyon Bychkov.
Der Ausblick auf die kommenden Spielzeiten der Bayreuther Festspiele
2025 soll es neue "Meistersinger von Nürnberg" am Grünen Hügel geben, als Regisseur wird Matthias Davids das Werk erarbeiten, die musikalische Leitung hat Daniele Gatti inne.
Innenansichten vom Grünen Hügel bei Amazon ansehenIn zwei Jahren kehrt auch "Lohengrin" in der Inszenierung von Yuval Sharon mit der Bühne des Künstlers Neo Rauch auf den Spielplan zurück. Das Werk sei wegen der Corona-Einschränkungen nur sehr wenig gespielt worden, sagte Wagner.
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