Die Integrierte Leitstelle (ILS) Bayreuth Kulmbach nimmt am 18.04.2018 um 11 Uhr am bayernweiten Sirenenprobealarm zur Bevölkerungswarnung teil. Ein Tag an dem die BRK-Katastrophenschützer in der Region Bayreuth/Kulmbach auch einen klaren Appell zur Eigenvorsorge und Selbsthilfe an die Bevölkerung richten.
Bayreuth: Katastrophen-Warnung per Sirene und App
Erstmalig werden die Bürger der Region Bayreuth/Kulmbach zu Probezwecken neben den herkömmlichen Katastrophenschutzsirenen in Himmelkron (Landkreis Kulmbach) mit dem jüngst zum Jahreswechsel 2017/2018 in Betrieb genommenen Warnsystem MoWAS und der WarnApp NINA gewarnt.
Den drei Katastrophenschutzbehörden in der Region Bayreuth/Kulmbach und in erster Linie der gemeinsamen, zentralen und rund um die Uhr besetzten Leitstelle an der Bayreuther Feuerwache steht nun die Möglichkeit zur Verfügung, ohne Zeitverzug amtliche Gefahrenmitteilungen zur Warnung der Bevölkerung über alle an die Plattform angeschlossenen Medien auszusenden.
Im Stadtgebiet Bayreuth erfolgt zudem die Auslösung der bereits 2015 eingeführten und mittlerweile mehrfach zu Übung und Ernstfall erprobten KatWarn-App.
Die junge Generation kennt das Sirenensignal nicht mehr
Leitstellenleiter Markus Ruckdeschel ist sich sicher, dass der überwiegende Anteil der Bevölkerung gerade in den jüngeren Generationen (U30) unterschiedliche Sirenensignale und die damit verbundenen Anweisungen aus den Zeiten des kalten Krieges nicht mehr deuten kann. Woher auch? Schulunterricht? Fehlanzeige!
Daher wird den modernen Medien zunehmend größere Bedeutung bei der Warnung beigemessen. Diese haben den Vorteil, dass hierüber auch gezielt Verhaltensanweisungen und Detailinformationen vermittelt und gerade die Generation der jungen Menschen gut erreicht werden kann.
Voraussetzung hierfür: die notwendigen Kommunikationsnetze wie z.B. Mobilfunk und Internet müssen zur Verfügung stehen.
Bei den Generationen, die den kalten Krieg noch erlebt haben, führt der auf- und abschwellende Sirenenton von einer Minute Dauer nahezu reflektorisch dazu, dass der Rundfunk und das Fernsehen eingeschaltet wird, um weitere Informationen zu erhalten, so Ruckdeschel schmunzelnd. Bei ihm selbst (Geburtsjahr 1980) rücken unweigerlich Bilder aus antiquierten Katastrophenfilmen oder aber aus der jüngeren Medienberichterstattung zu dramatischen Hochwassersituationen in Süd-Ost-Bayern vor Augen.
Menschen für Gefahren sensibilisieren
Ziel und Zweck des zweimal pro Jahr durchgeführten landesweiten Probealarmes ist es, Menschen im Rahmen des Katastrophenschutzes für schwerwiegende Gefahren für die öffentliche Sicherheit zu sensibilisieren. Hierbei ist es egal ob diese durch einen flächendeckenden Stromausfall, ein Brandereignis, ein technisches Unglück oder Naturgefahren wie z.B. Hochwasser oder Orkanstürme verursacht werden.
Die Katastrophenschützer in der Leitstelle des Bayerischen Roten Kreuzes wünschen sich im Alarmfall von der Bevölkerung nicht nur die Informationsweitergabe an direkt nicht erreichte Nachbarn, Freunde, Bekannte oder Angehörige, sondern generell wieder etwas mehr Sensibilität und Interesse für dieses wichtige Thema und der damit verbundenen Notwendigkeit der Eigenvorsorge und Selbsthilfe.
Notvorräte an Essen und Trinken anlegen
Ist ein Notfall erst eingetreten, ist es für Vorsorgemaßnahmen meist zu spät, mahnt Ruckdeschel mit deutlichen Worten. Notvorräte an Essen und Trinken, stromunabhängige Radios, Notgepäck eine gut gefüllte Hausapotheke und griffbereite Dokumente sorgen dafür, dass im Fall der Fälle wenigstens das nötigste zur Hand ist, wenn man die eigenen vier Wände in wenigen Minuten verlassen muss oder aber bei Kälte ohne Strom im Dunklen sitzt.
Der Fokus der Medien und damit das Grundverständnis der Öffentlichkeit für die Eigenvorsorge und Selbsthilfefähigkeit in der Bevölkerung hat aufgrund einer nun jahrelang entspannten Lage in Deutschland nur wenig Aufmerksamkeit erfahren.
Ein Jahr nach einem katastrophalen Hochwasser erinnert fernab der lokal betroffenen Region meist nur der Jahresrückblick der Rundfunk- und Fernsehsender am Silvesterabend mit einem kurzen Schlaglicht an das Thema.
Abhängig vom funktionierenden Stromnetz
Mit der zunehmenden Technologisierung und digitalen Vernetzung unserer Bevölkerung wächst die Abhängigkeit von einem funktionierenden Stromnetz auch für den gewöhnlichen Bürger. Eine Vorsorgepflicht hingegen gibt es nur für die "kritische Infrastruktur", wie z.B. Krankenhäuser oder
Kraftwerke, oder eben die gut abgesicherte BRK-Notruf-Zentrale an der Feuerwache in Bayreuth.
Tagelang andauernde Stromausfälle wie im November 2005 im Münsterland oder jüngst im Januar 2018, im benachbarten Ostoberfranken im Landkreis Wunsiedel zeigen: Öffentliche Kommunikationsnetze besitzen bei Stromausfall nicht die notwendige technische Absicherung! Den Bürgern steht das das Mobil- und Festnetztelefon sowie das Internet bei einem Blackout schon nach wenigen Stunden nicht mehr zur Verfügung.
Radio mit Batteriebetrieb unabdingbar
Plötzlich werden althergebrachte Radios mit Batteriebetrieb, Lautsprecherfahrzeuge von Hilfskräften und besetzte Bürgeranlaufstellen in Feuerwehrgerätehäusern oder Rettungswachen wieder unabdingbar, um im Notfall noch einen Brand, einen Unfall oder eine schwere Erkrankung melden zu können und bei der Leitstelle schnelle Hilfe anzufordern.
In der sonst betriebsamen BRK-Einsatzzentrale an der Bayreuther Feuerwache herrscht bei einem solchen Szenario deutlich weniger Aufkommen am Notruftelefon 112. Die Verbindung zu den Einsatzkräften von Feuerwehr und Rettungsdienst und damit zu den Meldestellen für die Bevölkerung erfolgt hingegen über den analogen und digitalen Behördenfunk.
Kostenfreie Warn-App NINA
Genau aus diesem Grund werden wir auch künftig die 15 bewährten Funkrelaisstellen der Katastrophenschutzbehörden weiter betreiben, so Michael Schreier vom Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung. Er wünscht sich, dass möglichst viele Bürger die kostenfreie App NINA auf ihr Smartphone laden und Meldungen - auch Probealarme - fleissig in den den sozialen Medien teilen, um möglichst große Teile der Bevölkerung zu erreichen.