Vor Monaten hatten wir über einen Todesfall in Wingersdorf berichtet. Obwohl die Angehörigen mehrfach bei Leitstelle und Bereitschaftsdienst angerufen hatten, war die Hilfe viel zu spät gekommen. Die Ärztin Katharina M. (Name geändert) hatte in dieser Nacht Bereitschaftsdienst.

Wie oft haben Sie Bereitschaftsdienste?
Katharina M.: Ein- bis zweimal im Monat. Erst am vergangenen Freitag bin ich nachmittags um halb fünf angerufen worden, ob ich den Nachtdienst übernehme, weil einer krankgeworden war. Vor mir hatten schon 15 Kollegen abgesagt.

Welches Gebiet müssen Sie abdecken?
Bamberg und Forchheim, also von Scheßlitz bis Stegaurach und von Hausen bis Heroldsbach, , Neunkirchen und Gräfenberg. Das ist die Pilotregion seit zwei Jahren. Davor habe ich zumindest noch ab und zu einen Patienten gekannt.

Können Sie sich noch an den Abend des 4. März erinnern?
Ja, es war furchtbar. Ich bin immer noch geschockt. Es war eine extreme Nacht, wir sind von 21 Uhr bis 7 Uhr durchgefahren, insgesamt 380 Kilometer. Es kam eine Meldung nach der anderen.

Ein Notruf kam aus Wingersdorf.
Ich wusste nichts von der Dringlichkeit, hatte da bereits sieben, acht andere Patienten zu versorgen. Alle waren mit Priorität C gekennzeichnet. Deshalb haben wir die anderen abgearbeitet und sind dann auch erst um halb eins nach Wingersdorf gekommen, nahezu gleichzeitig mit dem ebenfalls alarmierten Notarzt. Da konnte ich aber nur noch den Totenschein ausstellen.

Wie geht es Ihnen damit?
Nicht gut, das nimmt mich psychisch immer noch sehr mit. Das ist unterlassene Hilfeleistung durch das System. Und ich bin mitschuldig und habe alles abgekriegt, obwohl ich nichts dafür kann. Was wäre, wenn die Leitstelle schneller reagiert hätte? Was, wenn ich früher da gewesen wäre? Ich kann die Familie durchaus verstehen.

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