Seit letzter Woche müssen die Menschen in Hallstadt und Dörfleins ihr Trinkwasser abkochen. Sicherheitshalber auf Anordnung des Gesundheitsamtes, weil eben schon wieder einmal Keime im städtischen Trinkwasser gefunden worden waren. Schon etliche Male gab es diese Vorkommnisse in den vergangenen Jahren. Sicherheitshalber wird dem von der FWO (Fernwasser Oberfranken) bezogenen Trinkwasser bei der Einspeisung ins Hallstadter Leitungsnetz Chlor zugesetzt. Das soll bekanntlich Keime abtöten.
Chlorung seit November
Seit Ende November wird jedenfalls gechlort. Aus technischen Gründen, so die Stadtverwaltung, kann die Konzentration aber nicht an allen Stellen gleich hoch und gleich effizient sein. Das Leitungsnetz der Stadt erstrecke sich schließlich über eine Länge von 60 Kilometer. Teile davon stammen noch aus den 40er und 50er Jahren, dabei handle es sich um gusseiserne Rohre. Diese werden, wie aktuell rund um den Marktplatz, sukzessive durch moderne Kunststoffrohre ersetzt. Zur Sanierung des Netzes gehört auch die Sanierung des Hochbehälters am Kreuzberg, die in Kürze beginnt. Am städtischen Netz sind gut 2200 Abnahmestellen angeschlossen. Diese werden nach und nach überprüft.
Zur Mittwoch-Stadtratsitzung hatte die SPD nun einen Sachstand in Sachen Wasser beantragt, den die Stadtverwaltung, so Bürgermeister Thomas Söder (CSU), sowieso gegeben hätte, wie Söder hervorhob. "Dieses Thema bewegt uns ja." Deswegen waren auch die fürs städtische Trinkwasser zuständigen Mitarbeiter in der Sitzung erschienen: Wasserwart Christoph Pröll, sein Stellvertreter Daniel Böhm sowie Christian Seelmann und vom technischen Bauamt Oliver Funk.
Heiko Nitsche (SPD) befand, es werde schon viel zu lange gechlort, was auf Dauer so nicht sein und bleiben könne. Auf diverse Nachfragen war zu erfahren, dass es sich bei der Verkeimung um solche Keime handele, die von Oberflächenwasser stammen, also etwa aus Zisternen oder auch aus Brunnen; sie können aber auch über defekte Rohre eingedrungen sein. Nur sei derzeit im Stadtgebiet kein Rohrbruch bekannt.
Irgendwo vermischt sich jedenfalls das FWO-Wasser mit fremdem Wasser, was etwa durch fehlerhafte Installation in solchen Haushalten möglich sein kann, die Zisternenwasser für die Waschmaschine oder die WC's nutzen, oder aber Brunnenwasser. Eine Vielzahl der gemeldeten Brunnen seien schon überprüft. Freilich würden wohl auch solche genutzt, die nicht gemeldet sind. Das Gremium übte heftig Kritik an diesem Umstand. So geraten wohl nun auch Haushalte ins Visier, die ungewöhnlich wenig Wasser beziehen.
Stadtrat Günter Hofmann (CSU) meinte, die gemeldeten Brunnen und Zisternen könne man ja überprüfen, fragte deswegen, ob es überhaupt eine Möglichkeit in jedes Haus zu gehen und wassertechnisch zu prüfen. Darauf entgegnete Bürgermeiser Söder diese Möglichkeit gebe es laut der Satzung.
Eine weitere Ursache für Verkeimung, so Funk, sei aber auch lange in der Leitung stehendes Wasser, in der Kombination mit der derzeitigen Hitze und ohne die entsprechende Chlorkonzentration.
Die Schilderungen der Fachleute zeigten, dass wirklich die Nadel im Heuhaufen gesucht wird. Für Effizienz braucht es da Hilfe von außen, waren sich alle einig. Die städtischen Mitarbeiter haben schließlich eine ganze Reihe weiterer Arbeiten zu erledigen, zumal angesichts der vielen laufenden Baustellen. Hans-Jürgen Wich (SPD) vertrat die Ansicht, dass Neuanschlüsse exakt überwacht werden müssen. Dies sei der Fall, ließen die Mitarbeiter wissen.
Harald Werner (SPD) machte auf einen Missstand aufmerksam: Demnach hatte er schon mehrfach auswärtige Lkw-Fahrer beobachtet, die einfach Wasser vom Hydranten entnahmen und damit ihr Geschirr spülten. Auch so können Keime ins Netz gelangen, "wenn der Schlauch vorher im Schmutz gelegen hat, beispielsweise", so Oliver Funk auf FT-Nachfrage. "Das muss man anzeigen, das ist Diebstahl", so Hans Partheimüller (CSU).
Zu der ausführlichen Aussprache merkte Zweiter Bürgermeister Ludwig Wolf (BBL) an, man erkenne daran wieder einmal, wie sensibel das Lebensmittel Nummer 1 ist und wie wichtig gerade deswegen auch die Sanierung des Leitungsnetzes sei. Einig war sich das Gremium am Ende, dass alles unternommen werden soll, um das Problem der Trinkwasserverunreinigung in den Griff zu bekommen, sowohl mit zusätzlicher Expertise als auch mit personeller Unterstützung.
Keine Keime
In den Wasserproben dieser Woche fanden sich keine Keime, so die Stadt. Das Abkochgebot kann nur das Gesundheitsamt anordnen, aber auch aufheben.