Es ist ein seltsames Dorf, in dem am Dienstagmittag der Abbruchbagger wütet. Hier hat nie einer gewohnt und nun türmen sich die zerbrochenen Mauern und Giebelwände zu Bergen aus Schutt. "Mout Site" wie die US-Soldaten die Häuserkampfzone hinter den Zäunen des Truppenübungsplatzes nannten, verkörperte zwei Generationen lang den Kalten Krieg. Nun wird das Phantomdorf im Hauptsmoorwald dem Erdboden gleichgemacht.

"Wir haben uns aus Sicherheitsgründen dazu entschlossen, die Übungssiedlung abzubrechen", sagt Christian Stoewer von der Bundesforstverwaltung. Man muss wissen: Die ruinenartigen Gebäude waren seit dem US-Abzug zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Einsturzgefährdet, im Inneren mit gefährlichen Luken wurden sie zur Zielscheibe von Vandalismus und zum Treffpunkt paramilitärischer Gruppierungen, die hier ihre kriegsähnlichen Geländespiele durchführten.

Die Phantasie hat "Mout Site" mit den hohlen Fensteröffnungen aber auch anderweitig beflügelt. Noch 2015 wollte das Technische Hilfswerk hier seine Einsatzkräfte schulen: Die Bergung und Rettung von Verschütteten in Krisengebieten stand auf dem Programm.

Doch die Überlegungen der Hilfsorganisation scheiterten. Zu aufwändig wäre es gewesen, sagt Stoewer, die Häuser einigermaßen sicher zu machen. Zudem: Die Ziele des Bundesforstes für den umgebenden Wald, seit zwei Jahren immerhin Nationales Naturerbe, schienen Motorenlärm, Elektrifizierung und andere unerwünschte Begleiterscheinungen auszuschließen. Nun soll sich hier die Waldnatur weitgehend unbeeinflusst entfalten können, zumal nach den Erkenntnissen des Bundesforstes im Boden weder Altlasten noch Kampfstoffe stecken. Eine Erinnerung dennoch bleibt: Die einstigen unterirdischen Verbindungsgänge zwischen den Gebäuden von "Mout Site" sollen hinter Gittern Fledermäusen als Unterschlupf dienen.


Vorschlag für die Verkehrspolizei

Noch immer ist unklar, was mit dem etwa 500 Meter nördlich gelegenen Panzerwaschplatz passiert. Eine Anfrage bei der Bundespolizei, ob sich die Pläne für eine Anti-Terror-Einheit in Bamberg konkretisiert haben, blieb am Dienstag unbeantwortet. Ein solches Zentrum für "komplexe, lebensbedrohliche Einsatzlagen" könnte auf der 13 Hektar großen versiegelten Freifläche jenseits der Autobahn realisiert werden, hatte es zuletzt im Februar geheißen. Mittlerweile geht Bambergs OB Andreas Starke (SPD) mit großer Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Bamberg für diese Übungseinheit den Zuschlag bekommt - und nicht Schweinfurt.

Überlegungen auf dem großflächigen versiegelten Gelände, jenseits der Autobahnbrücke auch den umstrittenen Neubau der Verkehrspolizei unterzubringen, wurden von der Stadt bisher nicht angestellt. Bürger erhoffen sich durch eine solche Kombilösung, dass der Hauptsmoorwald an der Moosstraße vom Kahlschlag für die Verkehrspolizeiinspektion verschont bleibt. Freilich ist das Gebiet um die Panzerwaschanlage auch als Ausgleichsfläche für die Muna-Rodungen vorgesehen.
Hört man Konversionsreferent Christian Hinterstein, will der Freistaat vor allem eines: auf seinem eigenen Grundstück an der Moosstraße bauen. Die Immobilienverwaltung des Freistaats stellt dazu fest, dass die Moosstraße "in Abstimmung mit der Stadt als optimaler Standort" ermittelt worden sei. Er entspreche allen polizeifachlichen Anforderungen in idealer Weise.

Freilich: Nicht wenige der Bürger, die sich dafür einsetzen, dass der Hauptsmoorwald unversehrt bleibt, kritisieren die Haltung des Freistaats als kompromisslos. Sie vermissen eine Argumentation, die auch die Interessen der Bevölkerung berücksichtigt: "Es fehlt nicht an den Möglichkeiten, sondern am politischen Willen", sagt Volker Braun, Sprecher der Initiative "Für den Hauptsmoorwald".