Die Sponsels lieben ihren Laden. Im Herzen der fränkischen Schweiz gelegen, verkaufen sie ihren Kunden aus Heiligenstadt und Umgebung Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs. So stemmen sie sich erfolgreich gegen das viel besprochene Sterben ländlicher Gemeinschaften. Die Kunden kommen kontinuierlich in den Frischemarkt des Ehepaars Sponsel, deren Fokussierung auf Bio-Produkte sich zu lohnen scheint. Ein Thema setzt Karl-Hans und Monika Sponsel jedoch gehörig unter Strom: die Energiewirtschaft selbst.

"Wir werden bestraft, weil wir an die Umwelt denken", sagt der 58-jährige Einzelhandelskaufmann. In den vergangenen acht Jahren haben er und seine Frau gut 85.000 Euro investiert, um den Verbrauch des stromintensiven Unternehmens zu drosseln. Der Umwelt zuliebe. Erst installierten sie eine Anlage zur Wärmerückgewinnung, mit der sie 25.000 Kilowattstunden (kWh) Energieleistung im Jahr sparen, später folgte eine moderne Kühlanlage, die weitere 40.000 kWh einspart. Schmalere Stromrechnung? Fehlanzeige. Im Gegenteil: Um nicht drauf zu zahlen, müssen sie sogar in die Trickkiste greifen. Zweimal im Jahr stellen sie mehrere Heizstrahler auf, gleichzeitig läuft die Kühlanlage für 15 Minuten auf Hochtouren. Aber wozu?

Zahlen müssen die Stromkunden

Überschreiten die Sponsels nicht mindestens zweimal im Jahr eine Leistung von 30 Kilowatt, gelten für sie nicht mehr die günstigeren gewerblichen Tarife der sogenannten Konzessionsabgabenverordnung (KAV). Statt 0,11 Cent pro kWh könnten dann bis zu 1,32 Cent zu Buche schlagen. Diese Abgabe leisten Energieversorger in der Regel an Gemeinden, um öffentliche Wege für Verlegung und Betrieb ihrer Leitungen nutzen zu dürfen. Die Kosten gehen meist direkt auf die Kunden über.

Wie den Sponsels geht es vielen kleinen und mittleren Betrieben, die sich auf die Energiewende einstellen. Die KVA stammt von aus dem Jahr 1992, lange vor der großen grünen Welle. Wie der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) mitteilt, sehe er Handlungsbedarf. Seit 26 Jahren "wurde der Energiemarkt liberalisiert, die Netze reguliert und die sogenannte Energiewende eingeleitet", sagt VBEW-Sprecherin Ann-Kathrin Mayer. "Daher müsste die KAV dringend an verschiedenen Stellen an heutige Verhältnisse angepasst werden."

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Dies könnte nur das Bundeswirtschaftsministerium selbst initiieren. Dort liegen aber "derzeit keine Hinweise zu einer Problemstellung" dar, wie eine Sprecherin auf Anfrage schreibt. Eine Anpassung ist demnach also nicht abzusehen. Von Einzelfällen abgesehen, sei die KVA "ausgewogen gestaltet", heißt es weiter. Glaubt man den Sponsels, scheinen sich jedoch genau solche Einzelfälle zu häufen.

Weniger Verbrauch, mehr Kosten

"Wir haben schon mit einigen Unternehmern gesprochen, die ähnliche Mittel anwenden müssen, um kurzzeitig Stromspitzen zu erreichen", erzählt der Frischemarkt-Inhaber. Manche lassen Ventilatoren laufen, andere drehen die Heizungen auf. Karl-Hans Sponsel hat seinen Verbrauch in den letzten acht Jahren um etwa ein Drittel senken können - zahlen muss er heute aber mindestens genauso viel wie einst. "Wir verbrauchen für nicht einmal 600 Euro Strom im Monat, müssen aber mehr als 2100 Euro zahlen", so Sponsel. Denn: Auf den reinen Strompreis addieren sich Netzgebühren, EEG-Umlage und eben die Konzessionsabgabe.

Dabei hätten die Kommunen als Konzessionsnehmer durchaus Spielraum, um an der Preisschraube zu drehen. Zumindest theoretisch. Laut VBEW könnten die sowohl niedrigere Sätze verlangen, andere Schwellenwerte vereinbaren oder ganz auf die Konzessionsabgabe verzichten. Aber selbst wenn Kommunen auf die finanzielle Gegenleistung verzichten, Infrastruktur vorzuhalten, sei es nicht garantiert, dass dies auch bei den Verbrauchern ankommt, warnt der Energiereferent des Bayerischen Gemeindetages, Stefan Graf. "Die kommunalen Spitzenverbänden raten den Rathäusern daher von einem Verzicht ab", sagt Graf. Vielmehr sieht er - wie die Energieversorger übrigens auch - eine Reform der 26 Jahre alten Verordnung für notwendig.

Die Sponsels werden indessen alles daran setzen, in ihrem seit nunmehr 130 Jahren bestehenden Laden in der Heiligenstadter Hauptstraße nicht nur weiterhin Kunden bedienen zu können. Sie wollen darüber hinaus weiterhin so viel Strom sparen wie möglich. Bis auf die zwei Male im Jahr, wenn sie ihre Heizstrahler wieder aus dem Keller holen und die Kühltruhe auf maximale Kraft stellen.