Im Bamberger Dom hat am 24. Dezember die Christmette stattgefunden. Im vergangenen Jahr hielt Herwig Gössl die traditionelle Weihnachtspredigt erstmals in seiner Funktion als Erzbischof. Dieses Jahr erklärt Gössl die Bedeutung der Friedensbotschaft der Heiligen Nacht. 

Eine andere Predigt von Gössl sorgte in diesem Jahr für einen Sturm der Entrüstung. Der Erzbischof ruderte anschließend zurück.

Bamberger Erzbischof ruft zu Frieden und Besonnenheit auf

Die Friedensbotschaft der Heiligen Nacht sei laut dem Erzbischof "keine Blindheit vor der Realität und kein übertriebener Optimismus". Vielmehr sage Weihnachten jedes Jahr aufs Neue, dass Gott die Menschheit nicht aufgegeben habe, so Gössl. 


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"Trotz aller Unvernunft und Widersprüchlichkeit im Verhalten, trotz der Neigung zur Gewalt, die dem Frieden so oft im Weg steht", sagt Gössl in seiner Predigt an Heiligabend im Bamberger Dom.

Er stellt die Frage, warum es der Menschheit so schwerfalle, Meinungsverschiedenheiten ohne Gewalt zu regeln. Er beschreibt, dass im Menschen offensichtlich eine Neigung zur Eskalation schlummere, "die dann erwache, wenn man sich bedroht oder ungerecht behandelt fühle".

"Weihnachten ist keine weltfremde Idylle":  Gössl erinnert an Licht in der Finsternis

Diese Mechanismen zeigen sich laut Gössl nicht nur im Krieg, sondern auch in den sozialen Netzwerken. Dort prägten Empörung, Feindbilder und gegenseitige Schuldzuweisungen viele Debatten. 

Dem entgegen stehe die biblische Friedensbotschaft. Der Prophet Jesaja spreche von der Sehnsucht nach Frieden. Dennoch würden die Trümmer und das Leid in der Stadt Jerusalem nicht verschwinden, die dem Frieden vorausgehen. Auch Weihnachten sei keine weltfremde Idylle. 

"Das Evangelium redet sehr klar von der Finsternis in dieser Welt", erklärt Gössl. Gleichzeitig werde verkündet, dass ein Licht in der Finsternis leuchte und als Orientierung und Hoffnung diene. 

Weihnachtsbotschaft als Zeichen von Hoffnung und Zusammenhalt

In der Weihnachtsbotschaft sieht Gössl Hoffnungszeichen und Auftrag zugleich. Durch sie werde gezeigt, wie die Welt nach Gottes Willen sein kann, und sie ermutigt zu einer Deeskalation von Gewalt und zu einem aktiven Beitrag zum Frieden. 

Gössl betont, dass Gott die Menschheit trotz all des Hasses und der Konflikte nicht aufgebe. Daher dürften auch die Menschen einander nicht aufgeben, "weder in Kriegs- und Krisengebieten noch in digitalen Auseinandersetzungen oder im privaten Alltag."

Trotz des schwachen Lichts, das die Friedensabtei oft nur erahnen lasse, bleibe sie dennoch wirksam. Durch die Geburt Christi werde ein Zeichen für Gottes Ja zur Welt gesetzt. Gössl erklärt dazu: "Es ermutigt uns, auch selbst zu den Mitmenschen Ja zu sagen."