"Es war, wie wenn man beschossen würde." Michael Götz dürfte nun nicht als einer gelten, der zu Übertreibungen neigt. Der Dienstgruppenleiter der Polizeiinspektion Bamberg-Land war gestern Mittag auf dem Weg zum Dienst, als er in Hirschaid in das Unwetter geriet. Das hat für eine Vielzahl nicht unerheblicher Schäden gesorgt, wie die Schilderungen von Bürgermeister Klaus Homann /(CSU) ahnen lassen: "Was Glas war, ist jetzt nicht mehr."


Homann meint damit unter anderem die Kuppel am Rathaus, an Mittelschule, aber auch eine Vielzahl von Gewächshäusern, von denen nach dem Mittags-Unwetter nur noch riesige Scherbenhaufen übrig sind. Selbst die Scheibe des Autos von Homann-Gattin Christine hat es erwischt. Wie so viele weitere.
Gerade wegen kaputter Scheiben hat Dienstgruppenleiter Götz auf der Arbeit jede Menge Anrufe bekommen. "Die Versicherungen empfahlen, die Schäden bei der Polizei anzuzeigen, aber wir haben damit nichts zu tun, kein Fall für die Polizei", stellt er klar.


Dagegen hatte die Feuerwehr jede Menge "Fälle". Die Feuerwehrleute in Hirschaid und seinen Gemeindeteilen sind mit den Einsätzen kaum noch nachgekommen.
Am späten Nachmittag sprach der Bürgermeister von 70, deren Zahl bis zum Abend noch um jede Menge weitere angewachsen ist.


Homann wurde vom Unwetter zuerst daheim erwischt, innerhalb kürzester Zeit stand sein Keller unter Wasser. Als der leergepumpt war, begab er sich auf Schadensichtungstour durch die Gemeinde: "Am heftigsten hat es den Gemeindeteil Erlach erwischt, da wurde ein komplettes Hallendach abgedeckt." Da fallen die vielen gestürzten Bäume, die dem Sturm nicht standhielten, Straßen und Wege blockierten, kaum noch ins Gewicht.


Im Zentrum Hirschaids hat es nicht nur das Rathaus, sondern bei der Eisdiele die Glasdachziegel erwischt. Die Folge "Wasser in zwei Stockwerken". Homann könnte die Aufzählung beliebig fortsetzen, aber dazu hat er keine Zeit, schließlich möchte er sich ein möglichst detailliertes Bild davon machen, was das Unwetter in seiner Gemeinde alles angerichtet hat. Da bleibt auch kaum Zeit dafür, groß darüber nachzudenken, was an seinem Auto alles kaputt gegangen ist. "Einige haben gesagt, Totalschaden." Dafür ist am Montag jedenfalls erst mal keine Zeit. Auf die Idee, deswegen die Polizei anzurufen, kommt Homann schon gar nicht.


Keine Autounfälle

Zum Glück, so gibt Polizist Götz zu Protokoll, hat es wegen des Unwetters zumindest keine Autounfälle gegeben. Das Präsidium in Bayreuth hingegen berichtet von 30 Einsätzen der Polizei.
Polizist Götz hat beobachten können, wie die Autofahrer einerseits sehr langsam gefahren sind, beziehungsweise sich an den Straßenrand oder an Felder gestellt hatten, also nichts riskierten, zumal die Sicht auch noch äußerst schlecht war.
Ach ja, eigentlich hatte Homann daheim Scheiben gegen die Hagelsalven durch die Rollos schützen wollen. Dafür sehen die Rollos jetzt aus wie zerschossen. Aber nicht nur bei Homanns, wie Einträge in den sozialen Medien erkennen lassen.
Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken in ihrem Bericht weiter schreibt, hat das Gewitter zuerst im Raum Bamberg und speziell in Hirschaid gewütet. Im Lauf des Nachmittags zog das Gewitter weiter und verlagerte sich in den Raum Pegnitz, wo die Bahnstrecke überspült war und der Bahnverkehr eingestellt wurde.