Nein, die Gäste haben sich nicht verändert - "nur a bissla älter sind sie geworden", sagt Fritz Löhr und lächelt. Er bewirtet gemeinsam mit seiner Familie den Bamberger Spezialkeller. Gerade am 6. Januar, dem Dreikönigstag, freut er sich auf seine Stammgäste.

"Das ist immer witzig, wenn man da bisschen zam sitzt" - bei einem Bier und einer Mahlzeit. Am Dreikönigstag gibt's auf dem Spezialkeller deftige Speisen, etwa Schäuferla oder Linsen mit Fleisch. Schließlich wollen sich die Gäste stärken. Da darf natürlich das Wichtigste nicht fehlen: Das Bier zum "Stärk' antrinken". Damit will man sich schließlich für das neue Jahr wappnen, denn die "Stärk'" steht für Kraft und Gesundheit.

Besondere Biersorten

Manche Brauereien bieten dafür auch ein besonders "starkes" Bier an. Auch auf dem Spezialkeller kann man zwischen normalem Bier und Bockbier wählen. "Manche trinken schon gut", weiß Fritz Löhr aus Erfahrung. "Aber alles bleibt im normalen Bereich. Das ist beim Bockbieranstich schon mal anders..."

Sowohl beim Bockbieranstich als auch beim Stärk' antrinken ist mehr los als an normalen Tagen. Das heißt: Viel zu tun für den Wirt und seine Bedienungen. Aber er freut sich drauf: "Der Dreikönigstag hat schon einen besonderen Stellenwert. Für uns ist das ein Traditionstag, hier oben auf dem Berg" - ein sehr langer. Der Wirt selber trinkt sich an diesem Tag selber keine Stärk' an. "Die Arbeit ist Adrenalin pur. Abends bin ich froh, wenn ich runter komme und im Bett liege", sagt Löhr.

Missen möchte er den Feiertag jedoch auf keinen Fall. Zum einen, weil ein guter Umsatz rausspringt. Zum anderen, weil für ihn die Tradition eine besondere Bedeutung hat. "Ich glaube schon, dass sie auch in Zukunft bestehen bleibt und die Leute weiterhin in die Gastwirtschaften kommen", sagt Löhr.

Zu viel Konkurrenz durch privates Stärk' antrinken vor der Garage oder im Garten befürchtet auch Hans-Ludwig Straub nicht. "Ich denke schon, dass der Brauch im Wirtshaus erhalten bleibt. Er findet eindeutig dort statt."
Doch der Inhaber der "Drei Kronen" in Memmelsdorf erinnert sich: "Zu Zeiten meines Großvaters war die Tradition ein großes Ding. Dann ist sie zwischenzeitlich etwas eingeschlafen. Seit 2005 kommt sie wieder, die Leute können das Stärk' antrinken wieder zuordnen", erläutert Straub.

Er hat speziell zu diesem Feiertag ein ganz besonderes Verhältnis, geht doch der Name seiner Brauerei und Gastwirtschaft auf die Heiligen Drei Könige zurück. Deswegen gibt es jedes Jahr am Dreikönigstag ein spezielles Bier: "dieses Jahr den Balthasar, ein helles, herbes, würziges Bier", erklärt Straub. Vergangenes Jahr konnten seine Gäste "Melchior", ein bernsteinfarbenes Bier, trinken. Und nächstes Jahr dürfen sie auf "Caspar" gespannt sein, ein Schwarzbier.

Seit 2004 wechseln die Biere jedes Jahr im Turnus. "Früher ist man an Dreikönig einfach ins Wirtshaus gegangen. Seit 2004 bewerben wir das speziell mit unserem Dreikönigs-Bier." Straub freut sich, dass die Gäste kommen - nicht nur wegen des guten Geschäftes an diesem Tag, wie er sagt. "Eine Gesellschaft braucht Tradition und Rituale. Gerade heute, im schnelllebigen Jahresablauf, ist ein Anker wichtig."

Viele junge Leute unterwegs

Was sich Straubs Meinung nach im Lauf der Jahre geändert hat: "Es ist auffallend, dass beim Bockbieranstich oder Stärk' antrinken besonders viele junge Leute unterwegs sind." Die kommen laut Straub nicht unbedingt zum Essen. Er selbst trinkt sich übrigens auch Stärk' an - "aber erst abends um zehne, elfe, wenn es ruhiger wird", sagt er.

So handhabt das auch Heinrich Hölzlein, Inhaber der gleichnamigen Brauerei in Lohndorf. Wenn die Gäste versorgt sind, stärkt sich der Wirt. Der sagt aber auch: "Ich empfinde das Stärk' antrinken am Dreikönigstag als aufgestülpte Tradition. Als Kind hab ich's anders erlebt."
Wie denn? "Ich bin im Wirtshaus aufgewachsen. Bei uns war das früher so, dass es an Silvester Freibier für die Männer gab und an Neujahr Punsch und Plätzchen für die Frauen", erzählt er. Vor 30 Jahren sei das noch selbstverständlich gewesen. Im Laufe der Zeit habe sich der Schwerpunkt des Stärk' antrinkens dann auf den Dreikönigstag verlagert. "Wir haben uns daran gewöhnt."

Gewöhnt hat sich Heinrich Hölzlein auch an das veränderte Ausgehverhalten der Gäste generell. Früher seien mehr Einheimische in die Wirtschaft gekommen, nun sei der Einzugsbereich größer. "Außerdem wollen die Leute abends häufiger essen gehen. Früher ging es mehr um's Biertrinken und die Geselligkeit." Letztere kommt auch heutzutage nicht zu kurz. Vor allem am Dreikönigstag trinken die Gäste gerne in geselliger Runde Bier. "Da kommen schon mehr Leute als an einem normalen Tag. Jeder möchte ja Stärke abkriegen fürs neue Jahr", sagt Hölzlein.

Bier oder Punsch?

Entsprechend viel ist los in der Gastwirtschaft. Der Chef hat den Überblick und weiß: Bier ist grundsätzlich gefragter als Punsch. Heinrich Hölzlein ist da nicht so streng: Am Ende des Tages, wenn es ruhiger wird, stärkt sich auch der Wirt für das neue Jahr - gerne auch mal mit einem Glas Punsch.