Um das Liebesglück der Bamberger kümmern sich zwei, die gar nicht mehr in der Weltkul turerbestadt leben. Als zweite Flirt-Seite dieser Art in Deutschland - so die Initiatoren - ging "Spotted: University of Bamberg" vor über zwei Jahren ans Netz. Zwei junge Frauen, so viel darf verraten werden, sind die Betreiber. Eine heißt Julia, die andere Caro. Ansonsten halten sie sich mit Beschreibungen bedeckt: "Uns war es immer sehr wichtig, anonym zu bleiben", erklärt Julia. Sie fürchten, dass es "Spotter verschrecken könnte, wenn sie wüssten, wer wir sind". Deshalb wissen nicht einmal ihre Freunde von dem Kuppel-Hobby.
Spotter sind Menschen, die sich mit einer Suchanfrage an die Flirt-Seite wenden, in der Hoffnung, eine (zufällige) Bekanntschaft wiederzufinden. Das Kuppel-Konzept, das seit Anfang 2013 in Bamberg seine Spuren hinterlässt, ist nicht neu, und auch nicht deutsch. Die Idee schwappte aus dem angelsächsischen Raum hierher, mittlerweile hat eigentlich jede größere Stadt mindestens ein Portal im Sozialen Netzwerk. Den Reiz dahinter erklärt Florian Mayer, Social-Media-Experte am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Uni Bamberg, so: "Spotted-Seiten sind für mich die moderne Form des Minnelieds im Schutz der Anonymität - oder: die höflichere und kreativere Form der ,Anmache', gerade für Schüchterne." Nutzer wenden sich in der Hoffnung an die Betreiber, Begegnungen aus ihrem wahren Alltag im Internet eine zweite Chance zu geben.
"Bei Spotted-Seiten geht es nicht um klassische Kontaktanzeigen, bei denen man sich selbst darstellen muss, aber keine Ahnung hat, wer sich darauf meldet. Vielmehr sind es Kontaktanbahnungsanzeigen", sagt Mayer: "Man hat jemand in der Bibliothek oder im Café gesehen, sich vielleicht sogar zugelächelt - aber mehr ist nicht geschehen."
In Zeiten vor Facebook "hätte man sich einfach aus den Augen verloren", nun hat man "die Möglichkeit, die eine Person zu suchen und um sie zu werben - und gibt ihr gleichzeitig die Möglichkeit, dieses einfach zu ignorieren", erklärt Mayer einen Faktor, warum seiner Ansicht nach, Spotted-Seiten funktionieren. Mit 5 074 Gefällt-Mir-Angaben auf Facebook sieht Julia die Seite nach zwei Jahren a nicht "im Erfolgsrausch". Teilweise erleben die zwei, die in Bamberg auf Bachelor studiert haben, dass es heutzutatge "als unrühmlich beschrieben wird, wenn man jemanden via Spotted sucht".
Die Seite aufzugeben oder gar zu verkaufen - die Angebote dazu hätten sie mehrmals bekommen - stehe nicht zur Debatte. Julia ist gegen das neue Konzept der Spotted-Seiten ist, die über eine zentrale Seite im Internet gesammelt werden. Dadurch erscheinen auf den Facebook-Seiten nur noch die Anfänge der Anfragen und man muss eine App auf dem Handy installieren, erklärt sie.
Julia und Caro bekommen für ihre Seite kein Geld, "wir haben auch keine Werbung über Facebook geschalten", sagt sie. Anfangs war es viel Arbeit: Bis zu 30 Nachrichten am Tag mussten die jungen Frauen bearbeiten. Jetzt sind es zwischen drei und zehn in der Woche und damit sei der Aufwand vertretbar.
Jede Suchanzeige, die im Namen der Spotted-Betreiber veröffentlicht wird, wird vorher durchgelesen. "Unangemessene Posts, aber auch Posts, die nichts mit der Seite zu tun haben" sieben die beiden aus. Im Gegensatz zu anderen Dating-Seiten müssen sich die Frauen und Männer nicht in einem zusätzlichen Portal anmelden, Voraussetzung ist ein Facebook-Zugang. Die Spotter schicken eine kurze Beschreibung des oder der Gesuchten als Nachricht an die Betreiber. Diese wird dann anonymisiert aber öffentlich auf der jeweiligen Spotted-Seite geteilt.
Ein Beispiel: "Ich suche einen bärtigen, tätowierten Mann, der am Mittwoch in der Bib am Kranen war und ganz vertieft in römische Geschichte war. Du hattest ein schwarzes T-Shirt an und hast ein Led Zeppelin Symbol, eine bunte Eule auf dem Arm. Würd' mich freuen, von dir zu hören." Keine zwanzig Minuten später markiert ein Nutzer einen anderen Bekannten auf der Plattform in einem Kommentar auf diesen Beitrag hin. Wieder wenig später ist klar: Die Suche war wahrscheinlich erfolgreich, der Mann ist aber bereits vergeben. Ist der Post einmal veröffentlicht, kann es also ganz schnell gehen: Wer Hinweise hat oder sich wiedererkennt, schickt eine Nachricht an den Betreiber, hinterlässt einen öffentlichen Kommentar oder kann den Suchenden direkt via Soziales Netzwerk anschreiben.
Für Florian Mayer ist genau dieser "geschützte Raum der Anonymität" entscheidend: "Man muss nicht rot werden, wenn man beim ersten Ansprechen um Worte ringt, hat Zeit, ein kreatives Kompliment zu formulieren, und noch wichtiger: Man bekommt von der oder dem Angebeteten nicht ,vor versammelter Mannschaft' eine Abfuhr", so der Soziologe.
Und - wie das Beispiel zeigt - auch die anderen Nutzer werden unterhalten, obwohl sie nicht direkt angeschrieben sind: "Durch die doppelte Anonymität - Wer hat's geschrieben? Wer wird gesucht? - ist da gleich Spannung in der ,Love Story' - man kann mitraten", erklärt der Bamberger Dozent.
Über den Erfolg der Kuppelei weiß Julia relativ wenig: "Einmal hat sich einer bei uns per E-Mail bedankt, das war unglaublich schön", erinnert sie sich. Auf einen Aufruf unserer Zeitung hat sich in den vergangenen Tagen allerdings noch kein Bamberger mit seiner Spotted-Liebesgeschichte gemeldet. Die "Dienstleistung" für Personen, die sich schwer tun, jemanden anzusprechen, wird es weiterhin geben, erklärt Julia. "Schön sind die Geschichten, bei denen man merkt, dass sich jemand Gedanken gemacht hat" - und davon landen immer noch weit mehr in ihrem Postfach, als Werbeanzeigen, Spott oder Beleidigungen. Es gibt aber auch ganz unverbindliche Botschaften: "An das Mädl, das am Mittwoch Nachmittag tanzend ihr Fahrrad an der Erba aufgesperrt hat: Danke für die gute Laune, die du verbreitet hast!"
Jeder, der an diesem Tag in der Nähe war, wird sich überlegen: Hab ich die Situation beobachtet? Kenn ich das Mädchen? Spotted-Seiten bieten "guten Gesprächswert, da es sich ja um Menschen aus dem eigenen Umfeld handelt", erklärt Mayer. Kleine Gedichte, flotte bis witzige Liebesgeständnisse - doch vor allem sind die Texte auch kurz, weiß Mayer: "Das liest sich leicht und lustig, und regt zum Austausch mit anderen an."
Spotter sind Menschen, die sich mit einer Suchanfrage an die Flirt-Seite wenden, in der Hoffnung, eine (zufällige) Bekanntschaft wiederzufinden. Das Kuppel-Konzept, das seit Anfang 2013 in Bamberg seine Spuren hinterlässt, ist nicht neu, und auch nicht deutsch. Die Idee schwappte aus dem angelsächsischen Raum hierher, mittlerweile hat eigentlich jede größere Stadt mindestens ein Portal im Sozialen Netzwerk. Den Reiz dahinter erklärt Florian Mayer, Social-Media-Experte am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Uni Bamberg, so: "Spotted-Seiten sind für mich die moderne Form des Minnelieds im Schutz der Anonymität - oder: die höflichere und kreativere Form der ,Anmache', gerade für Schüchterne." Nutzer wenden sich in der Hoffnung an die Betreiber, Begegnungen aus ihrem wahren Alltag im Internet eine zweite Chance zu geben.
"Bei Spotted-Seiten geht es nicht um klassische Kontaktanzeigen, bei denen man sich selbst darstellen muss, aber keine Ahnung hat, wer sich darauf meldet. Vielmehr sind es Kontaktanbahnungsanzeigen", sagt Mayer: "Man hat jemand in der Bibliothek oder im Café gesehen, sich vielleicht sogar zugelächelt - aber mehr ist nicht geschehen."
In Zeiten vor Facebook "hätte man sich einfach aus den Augen verloren", nun hat man "die Möglichkeit, die eine Person zu suchen und um sie zu werben - und gibt ihr gleichzeitig die Möglichkeit, dieses einfach zu ignorieren", erklärt Mayer einen Faktor, warum seiner Ansicht nach, Spotted-Seiten funktionieren. Mit 5 074 Gefällt-Mir-Angaben auf Facebook sieht Julia die Seite nach zwei Jahren a nicht "im Erfolgsrausch". Teilweise erleben die zwei, die in Bamberg auf Bachelor studiert haben, dass es heutzutatge "als unrühmlich beschrieben wird, wenn man jemanden via Spotted sucht".
Die Seite aufzugeben oder gar zu verkaufen - die Angebote dazu hätten sie mehrmals bekommen - stehe nicht zur Debatte. Julia ist gegen das neue Konzept der Spotted-Seiten ist, die über eine zentrale Seite im Internet gesammelt werden. Dadurch erscheinen auf den Facebook-Seiten nur noch die Anfänge der Anfragen und man muss eine App auf dem Handy installieren, erklärt sie.
Angst vor einer Abfuhr
Julia und Caro bekommen für ihre Seite kein Geld, "wir haben auch keine Werbung über Facebook geschalten", sagt sie. Anfangs war es viel Arbeit: Bis zu 30 Nachrichten am Tag mussten die jungen Frauen bearbeiten. Jetzt sind es zwischen drei und zehn in der Woche und damit sei der Aufwand vertretbar. Jede Suchanzeige, die im Namen der Spotted-Betreiber veröffentlicht wird, wird vorher durchgelesen. "Unangemessene Posts, aber auch Posts, die nichts mit der Seite zu tun haben" sieben die beiden aus. Im Gegensatz zu anderen Dating-Seiten müssen sich die Frauen und Männer nicht in einem zusätzlichen Portal anmelden, Voraussetzung ist ein Facebook-Zugang. Die Spotter schicken eine kurze Beschreibung des oder der Gesuchten als Nachricht an die Betreiber. Diese wird dann anonymisiert aber öffentlich auf der jeweiligen Spotted-Seite geteilt.
Ein Beispiel: "Ich suche einen bärtigen, tätowierten Mann, der am Mittwoch in der Bib am Kranen war und ganz vertieft in römische Geschichte war. Du hattest ein schwarzes T-Shirt an und hast ein Led Zeppelin Symbol, eine bunte Eule auf dem Arm. Würd' mich freuen, von dir zu hören." Keine zwanzig Minuten später markiert ein Nutzer einen anderen Bekannten auf der Plattform in einem Kommentar auf diesen Beitrag hin. Wieder wenig später ist klar: Die Suche war wahrscheinlich erfolgreich, der Mann ist aber bereits vergeben. Ist der Post einmal veröffentlicht, kann es also ganz schnell gehen: Wer Hinweise hat oder sich wiedererkennt, schickt eine Nachricht an den Betreiber, hinterlässt einen öffentlichen Kommentar oder kann den Suchenden direkt via Soziales Netzwerk anschreiben.
Für Florian Mayer ist genau dieser "geschützte Raum der Anonymität" entscheidend: "Man muss nicht rot werden, wenn man beim ersten Ansprechen um Worte ringt, hat Zeit, ein kreatives Kompliment zu formulieren, und noch wichtiger: Man bekommt von der oder dem Angebeteten nicht ,vor versammelter Mannschaft' eine Abfuhr", so der Soziologe.
Und - wie das Beispiel zeigt - auch die anderen Nutzer werden unterhalten, obwohl sie nicht direkt angeschrieben sind: "Durch die doppelte Anonymität - Wer hat's geschrieben? Wer wird gesucht? - ist da gleich Spannung in der ,Love Story' - man kann mitraten", erklärt der Bamberger Dozent.
Über den Erfolg der Kuppelei weiß Julia relativ wenig: "Einmal hat sich einer bei uns per E-Mail bedankt, das war unglaublich schön", erinnert sie sich. Auf einen Aufruf unserer Zeitung hat sich in den vergangenen Tagen allerdings noch kein Bamberger mit seiner Spotted-Liebesgeschichte gemeldet. Die "Dienstleistung" für Personen, die sich schwer tun, jemanden anzusprechen, wird es weiterhin geben, erklärt Julia. "Schön sind die Geschichten, bei denen man merkt, dass sich jemand Gedanken gemacht hat" - und davon landen immer noch weit mehr in ihrem Postfach, als Werbeanzeigen, Spott oder Beleidigungen. Es gibt aber auch ganz unverbindliche Botschaften: "An das Mädl, das am Mittwoch Nachmittag tanzend ihr Fahrrad an der Erba aufgesperrt hat: Danke für die gute Laune, die du verbreitet hast!"
Jeder, der an diesem Tag in der Nähe war, wird sich überlegen: Hab ich die Situation beobachtet? Kenn ich das Mädchen? Spotted-Seiten bieten "guten Gesprächswert, da es sich ja um Menschen aus dem eigenen Umfeld handelt", erklärt Mayer. Kleine Gedichte, flotte bis witzige Liebesgeständnisse - doch vor allem sind die Texte auch kurz, weiß Mayer: "Das liest sich leicht und lustig, und regt zum Austausch mit anderen an."