Dass sich die oberfränkischen Traditionsvereine SpVgg Bayern Hof und SpVgg Bayreuth nicht besonders grün sind, ist ein alter Hut. Doch dass in einem "Freundschaftsspiel" zwischen den beiden Erzrivalen die Emotionen auf dem Platz derart hochkochen, dass der Schiedsrichter in der 82. Minute die Nase voll hat und vorzeitig abpfeift, ist ein Novum in der Geschichte dieses Derbys.
Leiter der Partie war der Hallstadter Markus Pflaum vom SV Dörfleins. Der 43-Jährige ist einer der besten Schiedsrichter Frankens, pfeift seit fast 30 Jahren, stand in rund 180 Partien in der 2. Bundesliga an der Seitenlinie und war auch schon in der 3. Liga im Einsatz. Auch für ihn war der Samstagnachmittag auf dem Hofer Kunstrasenplatz eine neue Erfahrung. "So ein aggressiv geführtes Freundschaftsspiel habe ich noch nicht erlebt", sagt er im Interview.
Herr Pflaum, gab es im Spiel eine Schlüsselszene, die die Gemüter erhitzt hat?
Markus Pflaum: Das Spiel war von Anfang an sehr hart geführt, ich habe deswegen auch vier Gelbe Karten wegen überharten Einsteigens verteilt. Dann hat sich das Spiel wieder beruhigt. Bis zur 70. Minute. Als ein Hofer in einem Zweikampf seinen Ellbogen eingesetzt hat und der Bayreuther zu Boden ging, ist es zu einer Rudelbildung gekommen. Wir Schiedsrichter unterscheiden in unserer Sprache, ob er den Ellbogen als Werkzeug oder Waffe einsetzt. Für die Waffe gibt es Rot. In diesem Fall war es aber nur ein Foul, für das ich Gelb gegeben habe.
Auf einem Foto sieht man im Rudel auch Bayreuths Trainer Timo Rost, der mit Ihnen diskutiert. Durfte er das ungestraft?
Schiri pfeift ab: Gelbe Karten und Rudelbildungen
Haben Sie sich etwas vorzuwerfen? Etwa, nicht früher durchgegriffen zu haben? Hätte eventuell ein Platzverweis geholfen, die Gemüter zu beruhigen?
Schiedsrichter auf Ihrem Niveau bereiten sich auf jedes Spiel vor. Hatten Sie mit solchen Vorfällen bereits gerechnet?
Noch ein Testspiel-Derby wird es wohl nicht geben
Geht das Testspiel nun vor dem Sportgericht in die Verlängerung?
Haben sich die Gemüter nach dem Abpfiff wieder beruhigt?
Schiedsrichter-Obmann Walter Moritz hat kürzlich beklagt, dass es Schiris ähnlich ginge wie Polizisten, dass sie zunehmend ihren Status als Respektsperson verlieren. Sehen Sie das auch so?
Ich denke, es ist eher in den unteren Ligen der Fall, dass Entscheidungen nicht mehr so akzeptiert werden. Was die Jungs am Samstag in der Sportschau oder bei Sky sehen, wiederholt sich eben am Sonntag im Amateurbereich. Deshalb hat man auch in der Bundesliga reagiert und greift strenger durch. Grundsätzlich ist der Respekt in der Gesellschaft untereinander nicht mehr so vorhanden.Ständig motzende Profis sind auch schlechte Vorbilder für die Jugend.
Wenn mal bei meinem Sohn in der D-Jugend kein Schiedsrichter ist, pfeife ich auch da. Aber da lassen vor allem die Eltern den Respekt vermissen.