Die Brose Baskets sind gerade mit einem Kantersieg ins Play-off-Viertelfinale gestartet, die Entscheidung, wer sich den Meistertitel sichert, fällt erst Mitte Juni. Doch im Hintergrund wird in Bamberg bereits an der Mannschaft für die neue Saison gefeilt. Der Geschäftsführer der Brose Baskets, Rolf Beyer, gibt einen Überblick über die Planungen.

Die meisten Spieler haben noch einen Vertrag für die nächste Saison. Wie weit sind Sie mit den Planungen für die neue Serie?
Rolf Beyer: Wir haben ein Gerüst von acht Spielern, das ziemlich fixiert ist. Und wir haben das Glück, dass die Mannschaft in dieser Saison super spielt. Die Krux an dieser Geschichte ist, dass ein Klub wie unserer nicht in Budget-Höhen steigen kann wie ZSKA Moskau oder Real Madrid. ZSKA hat vom Spieleretat her den Faktor 5 zu unserem. Das heißt, wir wären komplett falsch beraten, wenn wir uns bezüglich einzelner Spieler mit ihnen messen. Wir werden einen kontinuierlichen Weg suchen müssen, haben ein Kernteam mit vielen Spielern, die Verträge bei uns besitzen. Natürlich hängen diese Verträge auch an Rahmenbedingungen, zum Beispiel, in welcher Liga wir in Europa antreten werden. Die vertraglichen Parameter wird man sich anschauen müssen. Aber dazu kann man jetzt noch nichts sagen, weil die Saison noch nicht zu Ende ist. Die Verträge von Janis Strelnieks und Darius Miller laufen aus. Wir haben durchaus gesehen, welchen Wert diese beiden Jungs für uns haben. Bereits vor zwei Monaten wurde damit angefangen, Gespräche zu führen. Darius ist ein sehr vielseitiger und deshalb wertvoller Spieler, trotz seiner Wellenbewegungen. Wir sprechen mit ihm über eine gemeinsame Zukunft. Janis ist ein spezieller Spielertyp, der gerade in unserem guard-lastigen Spiel sehr gut mit seinen Nebenleuten harmoniert. Wenn er nicht eine Explosion in finanzieller Natur erwartet, kann er ein Faktor für die Zukunft sein. Man muss aber auch sehen, wie sein Markt in Europa ist. Das ist schwer einzuschätzen.

Topspieler wie Brad Wanamaker oder Daniel Theis haben mit ihren glänzenden Vorstellungen sicherlich Begehrlichkeiten bei den europäischen Spitzenklubs oder sogar in der NBA geweckt.
Brad Wanamaker hat sicher die Möglichkeit, einen weiteren Schritt zu gehen. Aber momentan stellt sich die Frage nicht. Er hat Vertrag für die nächste Saison. Es gibt auch keinerlei Avancen eines anderen Klubs. Ich glaube, wir werden frühestens Anfang oder Mitte Juni sehen, in welche Richtung es geht. In unserem Gehaltsgefüge müssen wir das Team solide zusammenbauen. Es macht keinen Sinn, einen Spieler gigantisch herauszuheben. Das würde der Chemie in der Mannschaft nicht gut tun. Bei Daniel Theis ist die Konstellation ähnlich wie bei Brad. Der Vertrag ist da, er fühlt sich sehr wohl in Bamberg und hat in den letzten zwei Jahren eine sehr solide Entwicklung genommen. Ich glaube, wir können wirklich stolz darauf sein, dass er sich so weiterentwickelt hat. Ob er jetzt schon den Sprung auf das nächste Level packen will oder auch kann, muss man abwarten.

Cantu zeigte kürzlich Interesse an einer Rückkehr von Andrea Trinchieri. Befürchten Sie, dass der Erfolgstrainer zu einem europäischen Spitzenklub abwandern könnte?
Man muss grundsätzlich feststellen, dass wir Anfang Oktober letzten Jahres seinen Vertrag verlängert haben. Die Situation ist somit relativ klar für die nächsten zwei Jahre. Aber da gilt, wie auch für die Spieler, wir sind Brose Bamberg und wir sind nicht ZSKA Moskau oder Real Madrid. Ich glaube, dass sich in den Euroleague-Top-Vereinen nach dieser Saison einiges bewegen wird. Bei Anadolu wird ein Trainerwechsel anstehen. Die Ziele von ZSKA Moskau sind auch sehr hoch, da ist ein Final-Four-Sieg schon fast ein Muss für den Trainer. Das Ausscheiden von Real Madrid und des FC Barcelona kann die Trainer-Situation sicherlich auch beeinflussen. Es gibt so viele Personen, die sich in diesem Karussell drehen. Und Andrea hat schon bewiesen, dass er das Niveau für ein nächstes Level haben könnte. Ich weiß aber auch, dass er sich hier extrem wohl fühlt. Und er wird sich das genau überlegen, wenn ein Angebot käme. Beim Cantu-Thema kann man das Buch sofort wieder zumachen. Das ist kein relevantes Angebot. Ich glaube, Andrea Trinchieri sieht auch, dass wir einen Plan haben, der nicht nach dieser Saison endet und wir einen gemeinsamen Weg gehen können.

Es hängt in der Kaderplanung sicherlich viel davon ab, ob die Brose Baskets in der nächsten Saison in der neu strukturierten Euroleague mit von der Partie sind. Lassen sich die Strapazen von zusätzlich mindestens 30 Partien auf internationalem Parkett mit einem normalen Kader überhaupt schultern oder muss man sich breiter aufstellen?
Es sind ja, wenn man es genau betrachtet, "nur" sechs Spiele mehr. Aber es sind trotzdem sechs Spiele mehr. Es führt vor allem dazu, dass wir fünf Doppelspieltage in der Euroleague-Saison haben, wo wir zusätzlich Dienstag und Donnerstag oder Mittwoch und Freitag antreten müssen. Diese gilt es einzubauen in den Spielplan der BBL. Ich könnte sagen, wir setzen 16 Spieler ein, wo wir heute elf in der Rotation haben. Diese Rotation haben wir in den letzten Wochen und Monaten sehr gut genutzt. Lucca Staiger kann man sehr gut einbauen, Patrick Heckmann ist ein Faktor in der Mannschaft. Elias Harris gibt uns extrem viel Energie. Ali Nikolic hat bewiesen, dass er mindestens gegen die Hälfte aller Bundesliga-Teams als Starter auf der Spielmacher-Position antreten kann. Ich glaube, man kann auch mit einem 12er- oder 13er-Kader in so einer Saison bestehen, wenn wir die Minuten gut dosieren. Das ist dann der Job der Trainer. Es macht keinen Sinn, 15 Spieler auf die Bank zu setzen - abgesehen von der Finanzierung, die noch eine ganz andere Frage ist. Natürlich ist es wichtig, dass unsere Guards gut aufgestellt sind, egal mit welchen Namen, das ist das Spiel von Andrea Trinchieri. Seine Aufgabe ist es dann, die Minuten gut zu verteilen. Einen Nikos Zisis wird man nächste Saison nicht in jedem BBL-Spiel einsetzen müssen und dürfen, sondern in den relevanten Begegnungen. Das Gleiche gilt auch für andere Spieler wie Nicolo Melli oder die Guards.

Gibt es einen Plan B, falls Wanamaker, Strelnieks oder Miller in der nächsten Saison nicht das Bamberger Trikot tragen?
Ja, natürlich. Es gibt auch einen Plan C, D und E. Wir haben mit Daniele Baiesi einen Sportdirektor, der dieses Amt bravourös ausübt und sich natürlich einen Kopf macht - und das nicht erst seit letzter Woche. Er beschäftigt sich seit zwei oder drei Monaten sehr intensiv damit, was passieren könnte. Da gibt es Alternativ-Optionen, mit denen wir uns auseinandersetzen. Die sind aber noch lange nicht spruchreif.