So darf sich eine Bamberger Mannschaft, die neun Meistertitel seit 2005 in ihrer Vita stehen hat, nicht präsentieren. Die Vorstellung im ersten Play-off-Halbfinale am Sonntag in München erinnerte stark an die Auswärtspleiten in Bonn und Jena während der Hauptrunde: Der Mannschaft von Trainer Luca Banchi fehlte die Einstellung und sie wurde von den Bayern dafür bitter bestraft und nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen: Mit Team-Basketball demütigte der Titelfavorit Nummer 1 das Team, dass sich im Viertelfinale noch klar mit 3:0 gegen Bonn durchgesetzt hatte, und feierte einen 95:72-Erfolg.

Jetzt gilt es dieses Debakel schnellstmöglich aufzuarbeiten, sonst droht am Mittwoch (20 Uhr) vor heimischem Publikum die nächste Klatsche in dieser "best-of-five-Serie".

Die einwöchige Pause hat den Bambergern offensichtlich nicht gut getan. Das Brose-Team präsentierte sich in der ersten Halbzeit schläfrig in der Verteidigung sowie unkonzentriert und einfallslos in der Offensive. Die Bayern, die erst am Donnerstag den Einzug in die Runde der letzten vier gegen Frankfurt perfekt gemacht hatten, bestimmten klar das Geschehen. Es dauerte fast fünf Minuten, ehe Daniel Hackett den ersten Feldkorb für die Gäste zum 5:10 erzielte. Zwischenzeitlich kämpfte sich die Truppe von Luca Banchi zwar auf 10:10 heran, weil vor allem Augustine Rubit sicher vollstreckte, doch Jared Cunningham, der im ersten Viertel bereits drei Dreier versenkte und seine Mitstreiter sorgten mit einem 12:2-Lauf für die erste zweistellige Führung der Hausherren.

Im zweiten Viertel war Banchi zu einer schnellen Auszeit gezwungen, da seine Jungs im Angriff auch die einfachsten Korbleger nicht trafen und in der Defensive nur zuschauten, wie die Bayern zum Korb spazierten. Die Eins-gegen-Eins-Verteidigung war ebenso ungenügend wie das Reboundverhalten. Die Hausherren nahmen die Geschenke dankend an und lagen einige Male mit 14 Punkten vorne. Erst in der Schlussphase fassten sich Dorell Wright und Nikos Zisis endlich ein Herz und sorgten dafür, dass der Rückstand (36:45) wieder in den einstelligen Bereich zusammenschrumpfte.

Das sollte sich aber nach dem Seitenwechsel schnell wieder ändern: Bei den Bayern lief jetzt Cunningham richtig heiß und steuerte zwei weitere Dreier und ein Drei-Punkte-Spiel zum 58:42 bei. Die Gastgeber spielten fortan mit den hilflosen und uninspirierten Bambergern Katz-und-Maus. Nach 29 Minuten war für die Bayern die erste 20-Punkte-Führung (72:52) perfekt - fünf Minuten später lag das Brose-Team gar mit 53:83 zurück. Während die 400 mitgereisten Fans aus Freak City nur noch die Köpfe schüttelten, sang der Bayern-Anhang: "Hier regiert der FCB". So hatten die Münchner nach der 1:3-Pokal-Pleite der Fußballer in Berlin gegen Frankfurt zumindest auf dem Basketballfeld etwas zu feiern.

"So eine Vorstellung ist nicht zu akzeptieren", betonte Dorell Wright (17 Punkte), der neben Daniel Hackett (25) und phasenweise Augustine Rubit (15) zumindest ansatzweise Normalform erreichte. Aus dem starken Bayern-Ensemble, das auf den zuletzt überragenden Stefan Jovic (Muskelprobleme) verzichten musste, ragte Jared Cunningham mit 26 Punkten (5 Dreier ohne Fehlwurf) heraus.
Brose-Trainer Banchi: Wir müssen einiges an unserem Auftreten und Verhalten ändern
Luca Banchi (Trainer Brose Bamberg): "Wir hatten von Anfang an Probleme, der Energie und Intensität der Bayern zu begegnen. Wir müssen jetzt den Resetknopf drücken und uns auf Spiel 2 fokussieren. Bis dahin müssen wir einiges an unserem Auftreten und Verhalten ändern."

Rolf Beyer (Bambergs Geschäftsführer): "Wir haben keine Bereitschaft gezeigt, den Kampf aufzunehmen und alles reinzuwerfen, da ist die Reboundstatistik symptomatisch. Wir haben den Gegner aufgebaut mit unseren eigenen Unzulänglichkeiten. Der Druck ist jetzt da, Bayern ist Favorit, wir müssen am Mittwoch gewinnen."
Dorell Wright (Bambergs überragender Akteur im Viertelfinale): "Das war eine ganz schwache Leistung, das ist so nicht akzeptabel. Wenn man so spielt, wird man kein Spiel gewinnen. Wir fahren jetzt heim, müssen uns verbessern und aus unseren Fehlern lernen. Aber es ist noch eine lange Serie, wir müssen zu Hause zurückschlagen."

Augustine Rubit (Brose-Power-Forward): "Das war eine harte Niederlage. Die Bayern waren aggressiv und wir irgendwie nicht bereit. Wir leisteten uns zu viele Fehler, zu viele Ballverluste, viele Würfe gingen daneben, die wir normalerweise reinmachen. Am Mittwoch müssen wir den Ball besser bewegen, besser rebounden."
Dejan Radonjic (Trainer FC Bayern München): "Wir haben das Spiel offensiv kontrolliert. Wir dürfen uns allerdings nichts vormachen, denn ich erwarte, dass Bamberg im nächsten Spiel ein völlig anderes Gesicht zeigen wird. Ich hoffe allerdings, dass wir in den bevorstehenden Partien die Leistung von heute bestätigen."

Nihad Djedovic (Bayern-Flügelspieler): Die Serie gegen Frankfurt war eine Lehrstunde für uns. Wir haben gesehen, was wir tun und was wir lassen müssen. Wir haben gelernt, wie man einen Vorsprung verteidigt. Ich will jetzt keine großen Worte rauswerfen: Das war ein Heimsieg, es steht nur 1:0 - nicht mehr und nicht weniger."

Die Statistik
Bayern München - Brose Bamberg 95:72
(23:16, 23:20, 30:17, 20:19)
München Cunningham (26 Punkte/5 Dreier), Djedovic (19/2), Redding (11), Booker (10), Barthel (8), Hobbs (7/1), Zirbes (7), King (5/1), Gavel (2), Ogunsipe, Jallow
Bamberg Hackett (25/1), Wright (17/2), Rubit (15/1), Zisis (7/1), Staiger (3/1), Lo (2), Hickman (1), Mitrovic (1), Radosevic (1), Olinde
SR Panther, Krause, Streit
Zuschauer 6083
Gesamtwurfquote München 51 Prozent (30 Treffer/59 Versuche), Bamberg 46 (22/48)
Dreier München 35 Prozent (9/26), Bamberg 29 (6/21)
Freiwurfquote München 79 Prozent (26/33), Bamberg 76 (22/29)
Rebounds München 35 (22 defensiv/13 offensiv), Bamberg 27 (19/8)
Ballgewinne/-verluste München 9/10, Bamberg 7/18
Assists München 20 / Bamberg 11
Fouls München 23 / Bbg. 25