Bei der Saisonabschlussfeier kündigte Michael Stoschek einen radikalen Umbruch an. Am Montag zog der Aufsichtsratsvorsitzende nach vielen personellen Veränderungen eine erste Bilanz der Umstrukturierungen. Wie sehr freuen Sie sich auf die neue Saison? Michael Stoschek: Ich freue mich sehr. Das ist ein wirklicher Neuanfang, wir haben viele neue Spieler, wir haben ein neues Trainerteam an der Spitze, wir haben ein neues Konzept, wie wir spielen wollen. Jetzt sind wir sehr gespannt, was dabei rauskommt.

Ist der Umbruch aus Ihrer Sicht gelungen? Wir waren uns alle einig, welche Fehler gemacht wurden. Wir haben jetzt vor, mit längerfristigen Verträgen und jungen Spielern zu arbeiten. Wir haben deutlich mehr neue Akteure als alte. Wir holten auch einige zurück, die wir zuvor leichtfertig abgegeben hatten. Was erwarten Sie sich von dieser Saison? Ich möchte vor allem attraktiven Basketball sehen. In Deutschland hat sich der Basketball sehr stark in Richtung Defensive entwickelt. Das ist fürs Auge eigentlich nicht schön. Wer einmal die NBA im Fernsehen verfolgt, sieht, mit welchem Tempo der Ball bewegt wird und die Aktionen weniger hart abgeblockt werden. Deswegen wollen wir versuchen, offensiver zu spielen. Das entspricht auch der Art des Trainers. Er interessiert sich für junge Leute, für offensiven Basketball. Das ist unsere Idee. Es soll Spaß machen. Wir werden positiv an die Sache herangehen und allen eine Chance geben. Wann ist die Saison ein Erfolg? Wir waren neunmal deutscher Meister, da wurde der dritte Platz in der letzten Saison von einigen schon als Katastrophe empfunden. Das ist natürlich ein Witz. Wir wissen aber auch, wir haben den zweithöchsten Etat in Deutschland. Daraus ergibt sich, dass wir vielleicht nicht in dieser Saison, aber in der darauf folgenden um den Titel mitspielen wollen. Sie haben immer wieder gesagt, dass Sie zusammen mit Uli Hoeneß den Basketball nach vorne bringen wollen. Gibt es diesbezüglich neue Entwicklungen? Dieses Thema hat sich leider beruhigt, weil die Bayern in erster Linie an sich selbst denken und die Vermarktungsthemen viel weniger nötig haben als der Rest der Liga. Ich verstehe, dass die Münchner ihre unglaublichen Möglichkeiten mit der neuen Halle und ihrer Marke nutzen, um Finanzmittel zu generieren. Wir akzeptieren das, neiden es ihnen nicht. Wir würden, wenn wir solche Voraussetzungen hätten, wahrscheinlich auch nicht anders agieren. Wir wollen weiter um den Titel kämpfen, aber wir brechen nicht in Tränen aus, wenn wir das Ziel, aufgrund der Möglichkeiten, die andere haben, erst später erreichen. Die Fragen stellte Klaus Groh.