Vor der blauen Wand mit dem "Tatort"-Logo ließen sie sich im Scheinwerferlicht fotografieren: Zahlreiche der Gäste, die zu der Veranstaltung des des Bayerischen Rundfunks in der Brose Arena geladen waren. Doch richtig los ging das Blitzlichtgewitter, als die Mitwirkenden an dem Fernsehfilm die Bühne betraten: Regisseur Markus Imboden, BR Tatort-Redakteurin Stephanie Heckner sowie die Schauspieler Fabian Hinrichs (Hauptkommissar Felix Voss) und Andreas Leopold Schadt (Kommissar Sebastian Fleischer). Nicht dabei war die gebürtige Bambergerin Eli Wasserscheid (Kommissarin Wanda Goldwasser).

Geladen hatte Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, zur Veranstaltungsreihe "Der BR im Gespräch". Doch vorher wurde es spannend, schließlich war Anlass für das "Gespräch" der dritte Franken-Tatort "Am Ende geht man nackt", größtenteils gedreht in Bamberg. Der Inhalt: Die Kommissare müssen einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft aufklären, bei der eine Asylbewerberin ums Leben kommt. In einer Preview durften sich die geladenen Gäste den Film bereits vor seiner offiziellen Ausstrahlung am kommenden Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten ansehen. Nach der Vorführung gab es eine kleine Podiumsdiskussion mit den Filmschaffenden.

Wie kam der Franken-Tatort, in dem es um einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft geht, beim Publikum an?

inFranken.de hat einige Stimmen gesammelt.

Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg
"Der dritte Franken-Tatort war in meinen Augen der beste bisher. Dies ist natürlich ein wenig davon gefärbt, dass das Drehteam eine ganze Weile in Bamberg Station machte und hier weite Strecken der BR-Produktion entstanden sind. Zudem haben gleich zwei, für Bamberg wichtige Projekte zentrale Bedeutung darin: Die Lagarde-Kaserne als Flüchtlingsunterkunft und das ehemalige Kreiswehrersatzamt als schickes Ämtergebäude (allerdings in Nürnberg). Das Thema ist ein hochbrisantes und passt auf den Punkt in all die derzeitigen Debatten in ganz Deutschland, doch meiner Ansicht nach ist es sehr sensibel und intelligent beleuchtet worden. Mehr davon!"

Nino Goldbeck, Pressesprecher am Landgericht Bamberg
"Der Tatort greift eine aktuelle Thematik auf und das Anliegen, das der Film hat, ist gut transportiert. Allerdings wirkt der Film etwas klischeehaft, sowohl auf die die Darstellung der Flüchtlinge, als auch auf das Fränkische bezogen. Dennoch war die schauspielerische Leistung gut. Ebenfalls passend fand ich die Ausschnitte, die von Bamberg gezeigt wurden."

Harry Luck, Pressesprecher des Erzbistums und Krimiautor, sein neues Buch "Bamberger Zauber" erscheint am 24. Mai:
"Mein Fazit nach dem "Vorausguggerla" des neuen Franken-Tatort: Die Story ist eher simpel, wichtiger als der Fall sind die Emotionen, auch die Ermittler lassen tief in ihre Seelen blicken und bekommen mehr Profil als in den ersten zwei Folgen. Dass Kommissar Voss (großartig: Fabian Hinrichs) als tschetschenischer Undercover-Flüchtling ins Asylheim geht, ist ein bisschen gewollt, bringt aber Spannung rein. Einen fränkischen Heimatkrimi mit Happy-End darf man nicht erwarten. Zum Teil ging es ein bisschen sehr in Richtung ZDF-Melodram, dafür war es sehr kurzweilig. Von Bamberg sieht man vor allem Fabrikhallen und Hinterhöfe - und das alte Kreiswehrersatzamt, auch mal interessant. Die Story könnte überall spielen, wo es Flüchtlinge gibt. Bamberg ist schöner, als die Stadt in diesem Tatort dargestellt wird. Unterm Strich: Bassd scho! Das ist in Franken mindestens eine Zwei plus - inklusive Lokalbonus."

Udo Skrzypczak, Polizeivizepräsident Oberfranken, zuvor Chef der Polizei Bamberg-Stadt
"Der Tatort hat mir sehr gut gefallen, insbesondere dass Schicksale aufgezeigt werden und die menschliche Seite beleuchtet wird. Es ist ein Konzentrat von Problemstellungen, die tatsächlich in diesen Sammelunterkünften vorhanden sind. Nicht zuletzt hier in Bamberg. Insgesamt wird hier relativ realistischer Eindruck vermittelt. Gezeigt wird auch die Zerrissenheit der Polizeibeamten, die zwischen Helfen und Aufklären und natürlich auch der Tatsache zusätzlicher Belastung hin und her schwanken. Eines will ich klarstellen: Die Kriminalstatistik hier in Bamberg hat fürs letzte Jahr deutlich gezeigt, dass Wohnungseinbruchdiebstahl rückläufig ist. Natürlich braucht die Regie irgendwo einen dramaturgischen Höhepunkt, aber Gottseidank haben wir diese Eskalation hier in Bamberg nicht."

Hans-Martin Lechner, Dekan des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Bamberg
"Der Film war gut gemacht, hatte einen guten Grundton und enthielt die richtige Mahnung und einen Aufruf zur Menschlichkeit. Die Angst auf beiden Seiten wurde spürbar - sowohl bei Flüchtlingen als auch bei Nachbarn. Ich hoffe nur, dass so ein Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim nicht in Bamberg passiert. Der Titel "Am Ende geht man Nackt" hat mich an Kirchenlieder erinnert, etwa an die Zeile "Nackend lag ich auf dem Boden". Überhaupt hat der Tatort einige theologische Tiefe gehabt. Die Stadt Bamberg ist nicht schlecht weggekommen. Besonders rührend fand ich, dass eine längere Szene vor unserer Stephanskirche gespielt hat. Ich schaue mir den Tatort auf jeden Fall am Sonntag mit meiner Familie nochmal an."

Andreas Schwarz, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Strullendorf
"Der Film war sehr schön: interessant, authentisch und menschlich - ein bisschen ein anderes Schema als sonst. Man hat schon gemerkt, dass es beim Thema Asyl nicht überall rund läuft, dass es eben menschelt auf allen Seiten, ob bei den Flüchtlingen oder der öffentlichen Verwaltung, wo auch das eine oder andere Klischee bedient wurde. Natürlich versucht man immer wieder, die Szenenbilder näher zu sehen und herauszufinden: Wo haben sie denn überall gedreht? Ich hätte mir noch bisschen mehr gewünscht vom Stadtbild, weil Bamberg gibt als Weltkulturerbe viel her, da hätte man das eine oder andere Gebäude oder Ensemble noch intensiver zeigen können.

Klaus-Stefan Krieger, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit bei der Caritas in Bamberg
"Ich fand die Auflösung des Filmes etwas enttäuschend, nachdem zuvor sehr viel Spannung aufgebaut wurde. Die Geschichte war gut, aber der größte Reiz für mich bestand in der Frage: Wo ist das jetzt aufgenommen? Man hat ja von Bamberg dieses Tourismusimage und das wurde hier nicht wiedergegeben - das fand ich gut."

Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin von Oberfranken:
"Mir hat der Frankentatort gut gefallen. Es ist schon mal sehr zu begrüßen, wenn überhaupt Franken im Mittelpunkt steht. Das Thema ist natürlich kein ganz leichtes. Wir sind ja als Behörde auch zuständig für die Flüchtlingsunterkünfte, da kann man so einiges anmerken. Zum Beispiel, dass unsere Unterkünfte richtige Wohnungen haben. Die Gemeinschaftsunterkunft in diesem Film hat ja einen Standard, der nicht dem entspricht, den wir den Asylbewerbern bieten. Auch in ein einsturzgefährdetes Gebäude käme natürlich niemand. Wir bieten im Rahmen unserer Möglichkeiten keinen Luxus aber einen normalen Standard. Insgesamt fand ich den Tatort trotzdem sehr stimmig. Das Lokalkolorit wird liebevoll gezeichnet, auch der Dialekt ist im richtigen Maße eingesetzt. Es hat Einstellungen gegeben, wo man die ganze Schönheit Bambergs sehen konnte. Insgesamt würde ich den Tatort liken."