Ende Juni ist zum zweiten Mal eine einjährige Testphase zu Ende gegangen, in der sich zeigen sollte, ob die südliche Promenade als Haltestelle für die Regionalbusse und die Transferbusse für Flusskreuzfahrer taugt. Aus Sicht der Stadt gibt es keine Alternative, die Anrainer hätten den Busverkehr lieber heute als morgen los.
In einem 19-seitigen Papier, das sie dieser Tage an die Stadträte und Spitze der Stadtverwaltung geschickt haben, verlangen sie Abhilfe. Das illustrierte Schreiben ist eine Dokumentation von Schäden, ein Hilferuf und Forderungskatalog zugleich.

Lärm, Erschütterungen, Risse

Von nur noch schwer vermietbaren Gästezimmern zur Promenadenstraße hin spricht beispielsweise Ursula Medenwald, die Besitzerin des Hotels Messerschmitt. Der Verkehrslärm und die Erschütterungen durch Busse sei Gästen kaum mehr zumutbar. Außerdem führt sie Klage über Risse im Alt- und Neubau. Schäden in Decken, Wänden und Fliesen weisen laut Claudia Kundmüller auch alle zur Straße liegenden Zimmer ihres Hotels Central, Promenadenstraße 3, auf. Sie berichtet zudem von Türen und Fenstern, die sich verzogen hätten.

Nicht nur historische Substanz leidet. An den noch keine zehn Jahre alten Neubauten, die an Stelle des Zentralsaals und eines Altenheims errichtet wurden, sind Fliesen der Fassadenverkleidung gesprungen und abgeplatzt. Die Balkone der Wohnungen im Haus Promenadenstraße 1a sind laut Georg Dresel, Geschäftsführer der mit der Hausverwaltung betrauten Firma Top Finanz, unter der Woche praktisch unbrauchbar geworden. Der Verkehrslärm und die Vibrationen durch die Busse seien klar wertmindernd.

Schon länger kämpft Andrea Hochmuth als Besitzerin der gegenüber liegenden Villa Wassermann um Gehör bei Verwaltung und Politik. Obwohl sie schon mehrfach im Rathaus vorstellig war, hat sie das Gefühl, dass ihre Sorgen nicht ernst genommen werden. Sie sagt, die Risse in den Mauern und Wände des Einzeldenkmals seien seit der massiven Zunahme des Busverkehrs in den vergangenen zwei Jahren aufgetreten. Er spielt sich direkt vor dem Grundstück ab.

Als Interessengemeinschaft (IG) Südliche Promenade haben die Genannten eigene Erhebungen zur Verkehrsbelastung angestellt. Wenn ihre Zahlen stimmen, dann holpern im Jahr fast 170 000 Busse über den Flickenteppich aus Kopfsteinpflaster und Teerabschnitten der Promenadenstraße. Etwa 7000 Fahrten entfallen demnach auf die Busse, mit denen die Flusskreuzfahrer in die Stadt gebracht werden, weitere 20 000 auf den Regional- und Schülerverkehr. Den Löwenanteil soll der Linienverkehr der Stadtwerke und des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) mit etwa 140 000 Fahrten darstellen.

Die IG leitet daraus klare Forderungen an die Politik ab. Sie verlangt einem Ansprechpartner für die Schadensregulierung und eine Alternative zu den Haltestellen für die Transferbusse. Und sie will erreichen, dass die Promenadenstraße nicht länger durch Stadt- und VGN-Busse genutzt wird. Namentlich Hochmuth stellt in Frage, dass diese Streckenführung je formell beschlossen wurde. Nach Gesprächen mit Vertretern des VGN hegt sie die Sorge, dass es weit schlimmer kommen könnte: In Nürnberg will sie erfahren haben, dass die südliche Promenade ab dem Jahr 2015 eine noch größere Rolle im Streckennetz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) spielen soll.

Erste Reaktionen von Stadträten auf das Papier fallen sehr unterschiedlich aus. Heinz Kuntke zeigt als Vorsitzender der SPD-Fraktion Verständnis für die Anwohner, spricht selbst von einem "unschönen" Zustand und einer Notlösung. Aussicht auf Abhilfe macht er aber keine. Man habe verzweifelt nach Alternativen für die Bushaltestellen an der südlichen Promenade gesucht, aber nicht gefunden.

Bei den Grünen freut man sich über die Post der IG. Die Wortmeldung sei so massiv, "dass die Stadt aufwachen muss", glaubt Ursula Sowa, die GAL-Fraktionsvorsitzende. Sie hofft, dass die Verwaltung die Problematik "endlich" offensiv angeht, weil überall in Bamberg wertvolle Bausubstanz unter den Folgen des Straßenverkehrs leide: "Unser Welterbe hat ein Tempolimit verdient." Autos müssten Bamberg künftig mehr Achtung im doppelten Sinn entgegen bringen.

Von den Freien Wählern wurde 2011 der Parkplatz am alten Hallenbad am Margaretendamm als Haltestelle für Transferbusse ins Gespräch gebracht. Eine Stellungnahme der Verwaltung dazu steht laut Fraktionsvorsitzendem Dieter Weinsheimer noch aus. An der südlichen Promenade kann es seiner Meinung nach "so nicht weitergehen".

"Wir nehmen die Argumente ernst und werden sie sorgsam prüfen", sagte Christian Lange als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU in erstem Kommentar. Ausführlicher werde man sich in einer der nächsten Sitzungen nach den Ferien damit befassen.

Handlungsbedarf bejaht auch Baureferent Michael Ilk. Wie er betont, berät und grübelt die Verwaltung nicht erst seit dem Schreiben der IG Südliche Promenade über Lösungsmöglichkeiten. Es gehe leider nicht so schnell, wie es sich die Anlieger wünschen. Dass die Busse von der südlichen Promenade verschwinden, ist nicht zu erwarten. Man wolle aber für "ordentliche" Verhältnisse sorgen. Eine ebene Straße würde Lärm und Erschütterungen deutlich reduzieren, so Ilk. Zu einfach machen es sich die Hausbesitzer aus Sicht des Baureferenten, wenn sie die Ursache von Gebäudeschäden allein im Straßenverkehr sehen. Die Stadt werde einen Experten hinzuziehen, der die Schadensbilder auswerten und Rückschlüsse auf mögliche Ursachen ziehen soll. Zweifel hegt man im Baureferat zudem an den Zahlen der IG und kündigt eigene Erhebungen an.

Die Schäden könnten auch vom Baugrund herrühren, deutet Ilk an. Die Villa Wassermann etwa stehe zu einem Teil auf Grund, der durch das Zuschütten des alten Stadtgrabens gewonnen wurde. Angesichts solcher Bodenverhältnisse hätte man die Promenade nie für den Busverkehr nutzen dürfen, argumentiert dagegen die Interessengemeinschaft.

Stadt will Straße herrichten

Dass die Erschütterungen zu Schäden beitragen können, stellt man im Baureferat nicht in Abrede. Dessen Sprecher Claus Reinhardt wehrt sich aber dagegen, die alleinige Ursache im Busverkehr zu suchen. Man habe es mit "komplexen Rahmenbedingungen" zu tun, die beim "katastrophalen Zustand" der Fahrbahn beginnen und bei der Frage aufhören, ob das "Quartier an der Stadtmauer" kommt oder nicht. Dass das Sparkassen-Projekt zwischen Lange Straße und Promenade seit Jahren in der Schwebe ist, habe dazu beigetragen, dass in der Promenadenstraße wenig getan wurde.

Einen Ausbau des ZOB in südlicher Richtung , wie ihn die IG befürchtet, plant das Baureferat nicht: "Eine Erweiterung über das hinaus, was wir jetzt haben, wird es nicht geben", versichert Ilks Sprecher. Was man plant, sei, die Haltestellen "ordentlich" herzurichten. Aus Sicht der Verwaltung wurde die neuerliche Testphase erfolgreich beendet, "auch wenn es in der politischen Diskussion unterschiedliche Meinungen gibt" (Reinhardt). Man glaubt, die Beeinträchtigungen deutlich mindern zu können, wenn Gehsteige und Fahrbahn funktionell und eben gestaltet werden.