Basisdemokratie in Reinkultur könnte dieser Prozess genannt werden. Denn der neue Flächennutzungs- und Landschaftsplan soll nach dem Willen der Stadt Bamberg im Zusammenwirken mit den Bürgern entstehen. Die Öffentlichkeit wird also an der Steuerung der Stadtentwicklung für die nächsten 15 bis 20 Jahre beteiligt. Der erste Planungs-Dialog mit Vertretern aus Politik, Stadtverwaltung sowie lokalen Fachexperten hat bereits im neuen Wohnquartier "Alte Seilerei" stattgefunden.


In der Analysephase

"Wir sind noch in der Analysephase", erklärt Achim Welzel, Projektleiter des Vorhabens im Stadtplanungsamt. Gemeinsam mit Amtsleiter Andreas Burr und dessen Stellvertreter Uwe Vedder gibt Welzel einen Einblick in die notwendigen Planungen. Notwendig, weil der derzeit noch wirksame Flächennutzungsplan (FNP) aus dem Jahr 1996 stammt und trotz knapp 60 Änderungsverfahren seit der Rechtswirksamkeit den Planungshorizont längst überschritten hat.

Ein FNP dient immerhin als verbindlicher Bauleitplan für zwei Jahrzehnte. Das heißt: Der FNP weist Flächen für den Wohnbau, für Wirtschaft und Gewerbe, Verkehr, soziale Infrastruktur, Naturschutz und Landschaftspflege aus.

"Wir stehen am Anfang des Prozesses und können noch keine konkreten Aussagen über die Nutzung von Flächen machen", betonen die drei Männer aus dem Stadtplanungsamt. Dafür ist das Ziel klar: "Wir wollen eine lebenswerte Stadt erhalten, eine Stadt für Menschen." Amtsleiter Burr verweist auf gelungene Beispiele der jüngsten Vergangenheit: Die Umwidmung von Gewerbeflächen wie die Erba-Insel, das Schaeffler-Gelände oder die Gaustadter Ziegelei in Wohnbebauung habe etwa dem zunehmenden Bedarf an Wohnungen Rechnung getragen. Zu einer geordneten Stadtentwicklung gehöre also die Schaffung neuer Wohnquartiere mit Infrastruktur und Naherholung unabdingbar dazu, ergänzt Projektleiter Welzel.


Meist in Privatbesitz

Da kommt natürlich das Konversionsgelände in Bamberg-Ost ins Spiel, auf das der Bund noch seine Hände hält. In Wildensorg gibt es weitere Entwicklungspotenziale. Diverse Baulücken im Stadtgebiet wecken Begehrlichkeiten. Doch die meisten freien Flächen befinden sich in Privatbesitz, 95 Prozent der gesamten Stadtfläche sind ohnehin schon bebaut. Und. "Es soll auch Freiraum erhalten bleiben", betont Bauoberrat Uwe Vedder.

Als externes Planungsteam wird die "Dragomir Stadtplanung GmbH", Institut für Stadt- und Regionalmanagement und urban scape (München) herangezogen. Das Team ist mit der Durchführung der Gesamtfortschreibung des FNP mit Landschaftsplan beauftragt. Noch vier weitere Planungs-Dialoge mit der Öffentlichkeit stehen an, "um den Prozess transparent zu gestalten", so Andreas Burr. Darüber hinaus tagen mehrere Verwaltungswerkstätten und politische Lenkungskreise. Im Jahr 2021 soll der erste Entwurf des neuen FNP in den Stadtrat gehen.

Apropos Basisdemokratie in Sachen FNP: Die ist keine bürgerfreundliche Erfindung des Bamberger Rathauses, sondern eine Vorgabe aus dem Bundesbaugesetzbuch von 1960.