Scheßlitz ist geschockt. Und Bürgermeister Roland Kauper ist es auch: Ein 87-Jähriger wurde inmitten eines städtischen Wohngebiets brutal überfallen und beraubt. Einbrüche in Betriebe und auf Baustellen, das hatte man schon. "Aber so was, wie das jetzt!" Roland Kauper ist wohl das, was man einen gestandenen Mann nennt, aber die Brutalität und Dreistigkeit des Falls vom Freitagmorgen setzt ihm doch zu: Gegen 4.30 Uhr wurde der Rentner in seinem Eigenheim Opfer des Raubüberfalls.

Zwei Maskierte brachen in das Haus ein, überraschten den Mann im Schlaf, fixierten ihn an den Händen mit Klebeband. Dann bedrohten und attackierten sie den Witwer und suchten im Haus nach Wertsachen. Dabei fielen ihnen mehrere Tausend Euro in die Hände. Sie flohen bislang unerkannt.
Der Mann konnte sich selbst wenig später selbst befreien und alarmierte dann bei Nachbarn die Polizei. Beim Überfall hatte der Rentner leichte Verletzungen erlitten.

Die sofort eingeleitete Fahndung nach den beiden Tätern war bislang erfolglos verlaufen, wie es im Bericht der Polizei heißt. Die beiden Täter sollen etwa 35 Jahre alt und ungefähr 175 Zentimeter groß sind und eine "normale Statur" haben. Die Männer waren maskiert und trugen dunkle Kleidung. Sie sprachen gebrochen deutsch.

Das Opfer des Überfalls lebt seit einigen Jahren alleine in dem Zweifamilienhaus, weiß Bürgermeister Kauper. Er kennt den Mann persönlich, "er ist fit und arbeitet viel im Garten". Das Nachbarhaus steht während der Woche leer. Gleich in der Nähe befindet sich ein städtisches Anwesen mit vier Parteien.
Die Vorstellung, im eigenen Haus überfallen und dann gefesselt zu werden, lässt Kauper schaudern. "Wenn mich einer fixieren würde, das wäre das Schlimmste!"

Dort, wo sich der Überfall ereignete, in der Demmelsdorfer Straße, ist eigentlich viel Verkehr, weiß der Bürgermeister. Diese Straße schafft unter anderem auch die Verbindung ins Neubaugebiet und, wie der Name sagt, nach Demmelsdorf. Die Täter müssen die Lage wohl genau erkundet haben, mutmaßt Bürgermeister Kauper. Er selbst wohnt nicht weit entfernt und wird künftig immer die Alarmanlage scharf machen.

"Ein Einbruch mitten im Wohngebiet!" Der Bürgermeister kann es einfach nicht glauben.
Aber selbst die Nachbarschaft hat nichts mitbekommen. Ein älteres Ehepaar konnte sich auf das große Polizeiaufgebot am Morgen erst einmal keinen Reim machen. "Da muss was Größeres passiert sein", folgert die Dame, "sogar ein Spürhund war da."


Polizei klingelt

Schon vor sieben Uhr klingelte dann die Polizei und stellte Fragen. Von denen konnte man kaum welche beantworten. Das Ehepaar wusste ja erst einmal gar nicht, was denn eigentlich war. Weil die Enkel zur Schule mussten, war man schon auf, als die Polizei kam. Aber um 4.30 Uhr? Da haben alle im Haus geschlafen und nichts mitbekommen, zumal die Schlafzimmer sich auf der von der Straße abgewandten Seite befinden. Ein anderer Nachbar hat ebenfalls überhaupt nichts bemerkt.

Dennoch wurde der Überfall im Laufe des Tages zu dem Gesprächsthema in der Stadt, hat Bürgermeister Kauper festgestellt. Die Reinigungsdamen im Rathaus wollten von ihm wissen, was sie machen, wie sie ihre Häuser schützen können. "Das Einbrechen erschweren", habe er geraten, so Kauper.

Es potentiellen Einbrecher nicht leicht machen, das rät auch die Polizei. Für Alexander Czech, Pressesprecher am Polizeipräsidium Bayreuth, handelt es sich bei dem Überfall vom Freitag freilich um ein Verbrechen, das man so - zum Glück - nicht oft habe. Es sei außergewöhnlich, dass Täter jemanden in dessen eigenen vier Wänden "aufsuchen und ausrauben".

Czech bestätigt ein besonders dreistes Vorgehen, vermutet aber, dass es wohl um einen Einzelfall handelt und sieht keinen Grund für Panikmache. Er empfiehlt die üblichen Sicherheitsvorkehrungen wie das Herunterlassen der Jalousien und keine Fenster gekippt zu lassen.

Die Ermittlungen der Kripo Bamberg laufen. Das Fachkommissariat für Eigentumsdelikte bitte die Bevölkerung um Mithilfe und fragt, wem die zwei beschriebenen Männer oder Fahrzeuge am Freitagmorgen in der Demmelsdorfer Straße aufgefallen sind, oder wer sonstige Hinweise geben kann. Diese bearbeitet die Kripo Bamberg unter der Telefonnummer 0951/9129-491.