Mehrere Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Ebrach (Landkreis Bamberg) sollen sich am späten Dienstagabend laut Polizeiangaben zunächst geweigert haben, den Anweisungen der JVA-Bediensteten Folge zu leisten. Sie wollten nicht in ihre Zellen zurückkehren. Die Häftlinge zündeten eine Matratze an und setzen Duschen unter Wasser.
Sirenen, Sankas, Feuerwehr und SEK. Ein Gefangenenaufstand in der Justizvollzugsanstalt (JVA) sorgte Dienstagnacht für einen Großeinsatz. 18 Inhaftierte, die sich im Zellentrakt frei bewegen durften, zündelten und weigerten sich in ihre Zellen zurück zu kehren. Sie hatten obendrein Duschabflüsse verstopft, verschiedene Sachen beschädigt und waren nicht zu beruhigen. Da zogen die zuständigen Beamten die Notbremse und lösten Alarm aus. Zum Glück für alle Beteiligten, ging das Ganze ohne Verletzte aus. Für die Querulanten wird die Sache aber Folgen haben.

Auf Gefangenenmeuterei stehen Strafen von drei Monaten bis fünf Jahre, erklärt der stellvertretende Anstaltsleiter Ralf Hafner. Das wird seinen Gang nehmen. Froh ist Hafner in erster Linie darüber, dass der Aufstand für alle glimpflich und vor allem ohne Verletzte abgelaufen ist. Allerdings war für ihn am gestrigen Mittwoch kein Motiv für die ganze Sache zu erkennen. "Keine Forderungen, nichts."

Anders als beim letzten Aufstand aus dem Jahr 2003, an den sich alle in der Justizvollzugsanstalt unweigerlich erinnert fühlten. Damals waren Forderungen wie größere Essensrationen, höhere Tabakmengen oder Wasserkocher der Grund gewesen. Verhandlungen hatten damals zur Aufgabe und einem gleichfalls unblutigen Ende geführt. Wünsche, die realistisch waren, sind inzwischen umgesetzt. Umgekehrt hat die Einrichtung bei den Sicherheitsvorkehrungen nachgebessert: Es haben nie mehr zwei Stockwerke miteinander Aufschluss, also freies Bewegen auf der Station. So dass solche Aktionen nicht überspringen.


Häftlingsaufstand in Ebrach: Drei waren in ihren Zellen

Im zweiten Stock des aus den 60ern stammenden Haus 2 waren 21 jugendliche Gefangene untergebracht, drei mussten wegen Disziplinarmaßnahmen in den Zellen bleiben, die anderen 18 im Alter um die 21 Jahre waren an dem Aufstand beteiligt, so Hafner; sieben wurden als Rädelsführer ermittelt.

Dem Dienst habenden Beamten war am Mittwoch kurz vor 21 Uhr "aufgefallen, dass es raucht und stinkt und er entdeckte eine kokelnde Matratze auf dem Tisch des Aufenthaltsbereiches", gibt Hafner wieder. Die Gefangenen sollten zurück in ihre Zellen, weigerten sich aber. Innerhalb von 20 Minuten schaukelte sich alles auf, "die Gefangenen flippten aus", beschreibt Hafner. Alarm wurde ausgelöst. Die anderen Stockwerke hatten sich anstecken lassen und beteiligten sich akustisch - "ein Schreien und Plärren". Innerhalb kürzester Zeit war eine Vielzahl von Einsatzkräften vor Ort. Hafner selbst hatte noch gearbeitet und war gleichfalls zugegen.

Wie schon 2003 setzte man auf Verhandlungen und Beruhigung. "Wir haben den Gefangenen viel Zeit gegeben." Speziell geschulte oberfränkische Komunikationsbeamte der Polizei waren vor Ort. Das SEK stand derweil bereit. Die Feuerwehren aus Ebrach und Großgressingen mit Erstem Kommandanten Jürgen Gillich hatten im Anstaltshof Position bezogen, deren Kollegen aus Gerolzhofen mit der Drehleiter am Marktplatz. Ebenso eine Vielzahl von Polizei und Sanitätsfahrzeugen, schildert Ebrachs Kämmerer Konrad Götz , der mit der Feuerwehr angerückt war. Für alle Fälle war auch Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann da, um bei Bedarf als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Bereichen zu fungieren. "Wir haben hier immerhin eine erhöhte Sicherheitslage", sagt er. Seit der Großübung vor zehn Jahren haben die Wehren genauere Kenntnisse über diesen besonderen Einsatzort.

Bewährt habe sich gerade bei diesem Einsatz, so Albert Häfner, Leiter der Polizeiinspektion Bamberg-Land, die Vorbereitung auf Störungen im Gefängnis, konkret die Übung im vergangenen Jahr. "Lauter Profis vor Ort", fasst er die Erkenntnis aus diesem Einsatz zusammen.

Jedenfalls konnten Vollzugsbeamte die Häftlinge gegen 1 Uhr morgens in Gewahrsam nehmen. Selbstverständlich, so bestätigt Ralf Hafner, wurden sie getrennt voneinander und in verschiedenen Stationen in Einzelzellen (von 312 Haftplätzen sin derzeit 268 belegt) untergebracht. Das Feuer war übrigens von selbst erloschen.

Nach der kurzen Nacht war in der JVA bereits gestern früh schon wieder Besprechung. Wobei Hafner insbesondere allen Akteuren ein großes Lob für das besonnene Vorgehen aussprach. Die Station im zweiten Stock von Haus 2 war der Spurensicherung vorbehalten. Die Polizei vernahm die Gefangenen - auch zu den Sachbeschädigungen. In jedem Fall wird ihnen diese Nacht in Erinnerung bleiben, da sich dadurch ihre bisherige Strafe mit Sicherheit erhöht, so Hafner abschließend. "So eine Dummheit" kommentiert er das Geschehene.