Wolfgang Budde wäre gern "König von Bamberg". Denn dann würde der Vorsitzende der "Arbeitsgemeinschaft der älteren Bürger Bambergs" (A.R.G.E.) qua Regierungsvollmacht seine Anliegen zum Wohle der Senioren allesamt durchsetzen. Budde schmunzelt über sich selbst, wenn er einen Satz beginnt mit den Worten: "Wenn ich König von Bamberg wäre ...". Er müsste als gekröntes
Stadtoberhaupt eine ganze Wunschliste abarbeiten. Zumal diese im Zuge des demografischen Wandels mit einer zunehmend alternden Stadtgesellschaft immer länger wird.

In gewisser Weise ist der 65-jährige Rentner Budde schon jetzt "König". Wie auch sein Mitstreiter Anton Zahneisen (67), Vorsitzender des Fördervereins Seniorenhilfe, der die Finanzen der A.R.G.E. regelt. Budde und Zahneisen setzen sich mit den 120 Mitgliedern der A.R.G.E. - Einzelpersonen wie
Wohlfahrtsverbände und andere Organisationen - erfolgreich für die Belange älterer Menschen ein. Ja, sie nehmen Einfluss auf die städtische Seniorenpolitik und sind bei den Bürgermeistern und in der Stadtverwaltung als hartnäckige Verfechter ihrer Forderungen anerkannt.

So ist die A.R.G.E. alles andere als selbst in die Jahre gekommen, obwohl sie jetzt ihr 40. Gründungsjubiläum feiert: am Freitag, den 13. April, in den Harmoniesälen am Schillerplatz. Lebendig, dynamisch und geschäftig ist der Jubilar, der seit seiner Gründung als Seniorenforum durch einige Männer und Frauen im ersten Halbjahr 1978 weder rastet noch rostet. Schon 1979 erstellte das städtische Sozialreferat auf deren Initiative hin einen Altenplan. 1983 akzeptierte der damalige Oberbürgermeister Paul Röhner die A.R.G.E. als Sprachrohr der älteren Bürger in der Stadt Bamberg. Ihr gelang die Installation eines Stadtaltenpflegers, des Seniorenbeirats der Stadt oder des Seniorenbüros "Nothelfer" und der Geriatrie im Klinikum am Michelsberg, umschiffte so manche Klippe und etablierte sich dank rühriger Vorsitzende wie etwa Georg Ruß und Siegfried Greese als unverzichtbare Größe im gesellschaftlichen und politischen Gefüge.

Gleichwohl wünschen sich Wolfgang Budde und Anton Zahneisen noch mehr Aufmerksamkeit für die Belange alter Menschen. Mehr Beachtung ihrer verschiedenen Lebenslagen, ökonomischen Ausstattung und Fähigkeiten. Budde mahnt: "Wir dürfen Senioren nicht auf Kleidergröße 50 und Rollatoren reduzieren." Und "wenn wir etwas für sie tun, profitieren auch andere Bevölkerungsgruppen". Als Beispiel nennen die beiden A.R.G.E.-Vertreter die notwendige Organisation von Stadtteiltreffs, in denen die Bürger mehr beteiligt werden. Und wieder ganz "König" möchte Budde Stadtteilbudgets generieren, die von den Bürgern selbst verwaltet werden. "Wir müssen Stadtteile hinsichtlich Infrastruktur für Senioren entwickeln, bezahlbaren Wohnraum und Generationen übergreifende Wohnformen schaffen", steht auf der Wunschliste der A.R.G.E.

Herausfordernde Themen bleiben auch die Barrierefreiheit, die Beseitigung von Stolperfallen, die Verkehrssituation in Bamberg besonders für ältere Fahrradfahrer oder Sprachkurse von älteren Bürgern für ältere Flüchtlinge.
Alarmiert ist die A.R.G.E. durch die prekäre Situation im Pflegebereich mit
seinem Fachkräftemangel und der gesetzlich erzwungenen Reduzierung von
Kurzzeitpflegeplätzen. Anton Zahneisen erinnert an die Ausführungsbestimmungen zum Pflege- und Wohnqualitätsgesetz, die 75 Prozent Einzelzimmer in Pflegeeinrichtungen verlangen. Entsprechend müssten Doppelzimmer aufgelöst werden, was zu einem Bettenmangel führe, insbesondere
bei den Kurzzeitpflegeplätzen. "Bis zum Jahr 2030 fallen in Bamberger Heimen 450 Betten weg, 600 Pflegefachkräfte werden fehlen", berichtet Zahneisen über die "Dramatik des ungelösten Problems".

Die A.R.G.E. hat an Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) einen diesbezüglichen Antrag gestellt und angeregt, dass sich die Bamberger Pflegeeinrichtungen mit der Stadtverwaltung zusammen setzen, um hier so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen. Und dann gibt es noch die vielen
pflegenden Angehörigen, "die mit ihrer Leistung nicht m Bewusstsein der Öffentlichkeit sind", bedauert Wolfgang Budde.

Er bezeichnet die A.R.G.E. als Kooperationspartner der Stadt und baut weiterhin auf die Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden und -organisationen, der Verwaltung und den politischen Parteien. Bei allen Aktivitäten müssten die Kompetenzen und das Potenzial der Älteren genutzt werden, so Budde. Nicht zuletzt die Mitglieder der A.R.G.E. könnten sich als unabhängige Experten aktiv an kommunalen Planungsprozessen beteiligen.