Eine schmale Feuerleiter führt vom Ausstellungsraum nach oben, auf eine Art Podest. Felix Forsbach klettert voraus. Von hier aus steigt man auf eine zweite Leiter und durch eine Luke. Felix Forsbach steht auf dem Dach des Kesselhauses und sagt: "Das ist eigentlich das Highlight an dem Gebäude." Man hat einen hervorragenden Ausblick auf Michelsberg und Konzerthalle. Hier oben, findet der Künstler und Konzertveranstalter, könnte man doch wunderbar ein Café installieren.
Mit dem Franz Kafka e.V. hat Forsbach im Juni das Kesselhaus am Leinritt zwei Wochen lang mit Kunst und experimenteller Musik bespielt. Das Festival fand zum zweiten Mal statt. Nun könnte der Kunstraum in der ehemaligen Wäscherei des alten Krankenhauses eine bedeutende Rolle einnehmen, wenn es darum geht, was mit der jungen Bamberger Kultur geschieht. Die Debatte "Kultur braucht Raum" ist wieder brandaktuell, spätestens seit die Hoffnungen des Kontakt-Festival-Teams auf die Schreinerei in der Lagarde Kaserne zunichte gemacht wurden. Den Blockrand an Weißenburger und Zollnerstraße hat die Stadt an Investoren verkauft.
 


Ein falsches Signal

Bürgermeister und Kulturreferent Christian Lange (CSU) warnte in diesem Zusammenhang davor, eine neue kulturelle Institution auf dem Gelände könnte bestehenden - Alte Seilerei, Krackhardthaus, Kesselhaus - Konkurrenz machen. Für Forsbach, der das Kesselhaus kennt wie wenige, geht damit ein falsches Signal einher: Das Gebäude an der Unteren Sandstraße könnte zum Ventil werden für die Hoffnungen, die bislang mit der Kaserne verbunden waren. "Konzerte, wie sie auf dem Kontaktfestival stattfinden, braucht man hier nicht zu machen", sagt er. "Eine Punkband: Das wäre hier vom Klang her der Horror."
Gleichzeitig gibt es sehr konkrete Visionen für die Zukunft des Kesselhauses, die im Dunstkreis von Franz Kafka e.V. und dem Kunstraum "Jetzt" diskutiert werden. Forsbach schwebt ein Produktionshaus vor, ein Ort, an dem ambitionierte Kunst ausgestellt und experimentelle Musik gezeigt werden kann. Ein kuratiertes, gefördertes Programm, das keine Massen, sondern zwischen 20 und 150 Personen pro Event anzieht.
"Zu den Veranstaltungen, die wir hier machen", sagt er, "kommen Leute aus Würzburg und Nürnberg. Die sagen: So etwas gibt es bei uns nicht." Im Vergleich zu anderen Städten seien Kesselhaus-Konzerte von Künstlern zum Beispiel aus der Freejazz-Szene extrem gut besucht. "Wenn die vorher in München waren, ist das Publikum hier größer." Forsbach will eine Marke mit überregionaler Strahlkraft etablieren.
Der Franz Kafka e.V. habe seine Liebe zu diesem Gebäude entdeckt. Und auf diesem Wege: Dass mehr bespielbare Räume dazu gehören, als der Raum, in dem derzeit Adelbert Heil Plastiken ausstellt. Südlich davon schließt eine Scheddach-Halle an, die in mehrere Räume unterschiedlicher Größe aufgeteilt ist. Teils groß genug für Theater- oder Performance-Projekte. Das Dach müsste saniert werden.


Was ist möglich?

In diese Räume gelangt man durch einen schlauchartigen Gang. An dessen Ende würde Forsbach im kommenden Jahr gern den Festival-Eingang verlegen. Die Planung für FK:K 3 sieht vor, dass einzelne Künstler in Mini-Stipendien "ihre" Räume bespielen und gestalten. "Wir wollen kleine Testballons starten", sagt Forsbach, "um herauszufinden, was möglich ist. Auch um zu scheitern."
So könnte man das ganze Gelände Schritt für Schritt versuchsweise erschließen. Nachteil einer solchen Vorgehensweise: Auch die Sanierungen müssten sukzessive erfolgen, wofür es unterm Strich weniger Geld gäbe.
Vielleicht käme diese Erschließung dann aber auch im Keller des Kesselhauses an, der momentan nur von Spinnen besucht wird. Ein Raum groß genug für 300 Menschen und hoch genug, damit sich niemand den Kopf stoßen würde. Der Fluchtweg in Richtung Stadtplanungsamt müsste gesichert werden, dann wären hier tatsächlich auch Konzerte und Club-Betrieb denkbar.
Nur unter diesen Voraussetzungen und mit entsprechenden Investitionen könnte das Kesselhaus mehr Bedarfe abfedern als derzeit, findet Forsbach. Im Idealfall kämen noch Büros in den Nebengebäuden der Stadtverwaltung hinzu. Und eben das Café mit entsprechendem touristischem Appeal auf dem Dach.


Ortstermin mit dem OB

Im Oktober möchte Forsbach Oberbürgermeister Starke (SPD) durch das Kesselhaus führen. Bei dem Termin soll es auch um die Nutzung von Keller und Flur gehen - und um die versuchsweise Erschließung. "Es ist meinen Augen wichtig", so Forsbach, "nicht einfach irgendein Kulturnutzungskonzept aus der Schublade zu ziehen und auf das Kesselhaus anzuwenden. Der nächste Faux pas wäre vorprogrammiert."