Die Institutskirche am Holzmarkt ist nicht die prächtigste und nicht die älteste Kirche in Bamberg, doch ein sehenswertes, 300 Jahre altes Kleinod. Außerdem liegt sie etwas abseits der überlauten Verkehrsstraßen, was sich für Menschen, die die Stille suchen, als Vorteil erweist: "Viele kommen immer wieder, manchmal täglich, um zu beten oder eine Kerze anzuzünden", sagt Schwester Beate Neuberth.
Die Ordensfrau der Congregatio Jesu ("Englische Fräulein") muss es wissen. Denn seit einigen Wochen leistet sie fast täglich für eine nachmittägliche
Stunde Präsenzdienst in der Kirche. Dieser Dienst sei ein niedrigschwelliges Angebot, eine schlichte Form der geistlichen Begleitung für die Besucher der
Institutskirche, erklärt Schwester Beate. Dabei dränge sie niemandem ein Gespräch auf, sondern halte sich einfach bereit.
Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die meisten Kirchengäste dankbar sind, jemanden anzutreffen und nicht allein zu sein. Das sagen sie dann auch Schwester Beate, die aus tiefstem Herzen erwidern kann: "Niemand ist allein, Gott ist bei jedem!"
So mancher Austausch über Glaubensfragen, auch über Glaubenszweifel und -nöte entwickelt sich daraus. Eine junge Studentin etwa offenbarte ihren Wunsch, sich taufen zu lassen und suchte nach einer Hilfe bei der Vorbereitung. Oder Menschen mit vollen Einkaufstaschen treten ein, um Atem zu holen. Um inne zu halten im Alltagsgetriebe.
"Zuflucht in heimlicher Drangsal" steht in verschnörkelter Schrift auf einem Schild über dem Kircheneingang, der aus dem Kloster führt. "Es drückt das aus, was viele in unsere Kirche treibt, das ist ihr Thema, und sie fühlen sich verstanden", lächelt Schwester Beate. Die 76-Jährige ist aber auch Menschenkennerin genug, um zu sehen, wer drückende Lasten mit sich schleppt, oder sich einfach nur die Besonderheiten dieses Gotteshauses anschauen will."Es gibt ja auch Bamberger, die noch nie in der Institutskirche waren!" weiß Schwester Beate.
So trifft sie immer wieder auf kunsthistorisch Interessierte, denen sie den "Altar zu den Sieben Zufluchten" oder den "Schutzengelaltar" erklärt und
damit auch kurzweilige Katechese verbindet. Oder die barocke Kanzel mit den Figuren der vier Evangelisten - und einer Putte mit Glatze!
An diesem Engelchen entzünden sich Gespräche über das Leid krebskranker Kinder, die durch die Chemotherapie ihre Haare verlieren. Debatten ergeben sich auch, wenn Schwester Beate auf die Heilige Helena zeigt, die auf dem Schalldeckel der Kanzel ruht: "Wenigstens eine Frau ganz oben über den Männern, obwohl sie nicht predigen darf!" schmunzelt die Ordensschwester.
Gern führt sie die Besucher in den sonst nicht zugänglichen Innenhof, der von der Kirche, dem Klausurgebäude der Schwestern und einem Schultrakt umgeben ist: "So bekommt jeder eine Ahnung von der Größe der heutigen Mädchenschule Maria Ward, die vor 300 Jahren gegründet wurde."


Zurück nach Bamberg

Schwester Beate Neuberth war etliche Jahre Hausoberin der "Englischen Fräulein" in Bamberg, danach auch Provinzoberin sowie Schulseelsorgerin, Exerzitienbegleiterin und pastorale Mitarbeiterin in Hannover und Oberin in Mainz.
"Ich wollte wieder nach Bamberg zurück", betont die agile Ordensfrau. In der Kirchenpräsenz habe sie eine erfüllende Aufgabe gefunden. Sie ist dienstags bis samstags von 15.30 bis 16.30 Uhr in der Institutskirche anzutreffen. Außerhalb dieser Zeit kann an der Klosterpforte nach ihr gefragt werden.