Ursula Grube versteht nicht, wie ihre kleine grüne Oase für Unruhe sorgen kann. Und das mitten in der Gärtnerstadt. Dem grünen Juwel der Stadt, einem der Argumente für den Titel Unesco-Weltkulturerbe, den Bamberg seit 25 Jahren mit stolz trägt.
Grube wohnt in einem Mehrfamilienhaus in der Mittelstraße. In dem Stadtgebiet, in dem Gärten etwas besonders Wertvolles sind. Vereinzelt zieren Buchsbäumchen die Grünflächen vor den Mehrfamilienhäusern. Hier und da steht ein Bänkchen an der Hauswand oder ist eine Wäscheleine über die Gemeinschaftsgrünfläche gespannt. Wäsche hängt keine draußen, geplauscht wird nicht. Tagsüber ist es hier eher ruhig.
Etwas los ist dafür bei Ursula Grube vor der Terrasse. Hier tanzen Schmetterlinge, summen Bienen, turnen Meisen und trällern Spatzen. Der Garten ist ihre Lebensaufgabe. "Mein Beruf ist mein Garten. Mein Garten ist auch mein Spaziergang", sagt Grube.
Die 86-Jährige lebt seit 13 Jahren in der Eigentumswohnung ihrer Tochter und gärtnert etwas über die eigene Grundstücksfläche hinaus. Das sorgt für Ärger - seit Jahren. Kürzlich erreichte die Familie wieder ein Schreiben der zuständigen Wohnungsgenossenschaft, das zum Pflanzenschnitt bis zum 31. Juli aufforderte. Ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2001 sieht eine Pflanzenhöhe von 1,40 Meter vor. "Wir schneiden zurück", sagt Grube, "aber doch nicht, wenn die pralle Sonne darauf scheint."
Das Hügelbeet vor der Terrasse im Erdgeschoss, das eben schon zum Gemeinschaftsgrundstück des Mehrfamilienhauses zählt, sei für die Tochter damals mit ein Kaufanreiz gewesen. Grube beziehungsweise ihre Tochter haben das Beet nicht selbst angelegt, aber es gerne weiter bepflanzt, gestaltet und gepflegt. Mit den Auseinandersetzungen, die dieses Stück Grün mit sich bringen, hätte keiner gerechnet.
Emanuel Böhm vom Umweltamt Bamberg verweist beim Thema Rückschnitt grundsätzlich auf den rechtlichen Rahmen. Im Bundesnaturschutzgesetz, Paragraf 39, ist geregelt: "Es ist verboten, (...) Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte (...)."
Gabriele Friedrich, eines der drei Kinder von Ursula Grube, macht die Situation wütend. Sie ist im "Bürgerverein Bamberg-Mitte" aktiv und versteht nicht, wie ausgerechnet in diesem Gebiet von Bamberg das Gärtnern zum Problem werden kann. Wo doch heutzutage sogar extra Hochbeete in der Stadt aufgestellt würden, um das Gärtnern mehr Bürgern zu ermöglichen und gleichzeitig Insekten und Bienen mitten in der Stadt ein Lebensraum geschaffen wird, sagt sie. All das sei bei ihrer Mutter gelebte Realität: "Das ist Urban Gardening im wahrsten Sinne der Wörter." Das Unverständnis kann Diana Büttner vom Zentrum Welterbe Bamberg nachvollziehen. Ob im großen Stil wie bei den Erwerbsgärtnereien oder eben nur privat im kleinen Stil: "Das trägt alles zu einem stabilen Ökosystem bei", sagt Büttner. Man könne über jede Blütenfläche in der Innenstadt dankbar sein und auch im Sinne des Traditionsverständnisses sei Gärtnern in der Gärtnerstadt absolut begrüßenswert.
Auch den meisten Nachbarn gefiele, was sie sehen: "Viele sind immer ganz gerührt", sagt Friedrich, die selbst nicht nur Gefallen an dem Hügelbeet hat, sondern vor allem auch weiß, wie viel Leistung ihre Mutter in der Pflege des Beetes steckt.
Die Stadtratsfraktion der Grünen hatte vor einigen Jahren beispielsweise dafür gekämpft, dass die Grünstreifen am Berliner Ring nur zu einem bestimmtem Zeitpunkt gemäht werden und ansonsten das Gras hoch wachsen darf, um die Artenvielfalt zu erhalten. "Das Bamberger Auge hat sich daran gewöhnt, aber es war ein Kampf", erinnert sich Ursula Sowa (GAL). Die Stadträtin weiß: "Man kann, wenn man zur falschen Zeit mäht, alles niedermähen." Sowa bewundert vor allem das Engagement von Ursula Grube: "Wenn die Verkehrssicherheit - oder grundsätzlich die Sicherheit - nicht gefährdet wird, sollte man Gnade vor Recht ergehen lassen."
Einst wurde von der Gegenseite in die Richtung argumentiert, dass die Tiefgarage unter den Grünflächen zu Schaden kommen könnte, erzählt Grube: "Auf der gleichen Tiefgarage steht dieses Haus. Aber die Büschchen sollen zu schwer sein? Das geht in meinen Kopf nicht rein." Sie ist verärgert und müde. Müde, ihrer Familie Kummer zu bereiten. Die Wohnungsbaugenossenschaft, die das Anwesen in der Mittelstraße unterhält, schweigt. Geht nicht auf Fragen zum Gärtnern auf den Gemeinschaftsflächen ein.
Grube geht davon aus, dass die meisten Sträucher den Rückschnitt nicht überstehen und eingehen werden. "Wir können es nicht vermeiden", sagt Gabriele Friedrich, aber vielleicht den Zeitpunkt des Schnitts verschieben. Wenn nicht in diesem Jahr, dann vielleicht für die Zukunft.
Grube wohnt in einem Mehrfamilienhaus in der Mittelstraße. In dem Stadtgebiet, in dem Gärten etwas besonders Wertvolles sind. Vereinzelt zieren Buchsbäumchen die Grünflächen vor den Mehrfamilienhäusern. Hier und da steht ein Bänkchen an der Hauswand oder ist eine Wäscheleine über die Gemeinschaftsgrünfläche gespannt. Wäsche hängt keine draußen, geplauscht wird nicht. Tagsüber ist es hier eher ruhig.
Etwas los ist dafür bei Ursula Grube vor der Terrasse. Hier tanzen Schmetterlinge, summen Bienen, turnen Meisen und trällern Spatzen. Der Garten ist ihre Lebensaufgabe. "Mein Beruf ist mein Garten. Mein Garten ist auch mein Spaziergang", sagt Grube.
Die 86-Jährige lebt seit 13 Jahren in der Eigentumswohnung ihrer Tochter und gärtnert etwas über die eigene Grundstücksfläche hinaus. Das sorgt für Ärger - seit Jahren. Kürzlich erreichte die Familie wieder ein Schreiben der zuständigen Wohnungsgenossenschaft, das zum Pflanzenschnitt bis zum 31. Juli aufforderte. Ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2001 sieht eine Pflanzenhöhe von 1,40 Meter vor. "Wir schneiden zurück", sagt Grube, "aber doch nicht, wenn die pralle Sonne darauf scheint."
Das Hügelbeet vor der Terrasse im Erdgeschoss, das eben schon zum Gemeinschaftsgrundstück des Mehrfamilienhauses zählt, sei für die Tochter damals mit ein Kaufanreiz gewesen. Grube beziehungsweise ihre Tochter haben das Beet nicht selbst angelegt, aber es gerne weiter bepflanzt, gestaltet und gepflegt. Mit den Auseinandersetzungen, die dieses Stück Grün mit sich bringen, hätte keiner gerechnet.
Es geht um den Zeitpunkt
Emanuel Böhm vom Umweltamt Bamberg verweist beim Thema Rückschnitt grundsätzlich auf den rechtlichen Rahmen. Im Bundesnaturschutzgesetz, Paragraf 39, ist geregelt: "Es ist verboten, (...) Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte (...)." Gabriele Friedrich, eines der drei Kinder von Ursula Grube, macht die Situation wütend. Sie ist im "Bürgerverein Bamberg-Mitte" aktiv und versteht nicht, wie ausgerechnet in diesem Gebiet von Bamberg das Gärtnern zum Problem werden kann. Wo doch heutzutage sogar extra Hochbeete in der Stadt aufgestellt würden, um das Gärtnern mehr Bürgern zu ermöglichen und gleichzeitig Insekten und Bienen mitten in der Stadt ein Lebensraum geschaffen wird, sagt sie. All das sei bei ihrer Mutter gelebte Realität: "Das ist Urban Gardening im wahrsten Sinne der Wörter." Das Unverständnis kann Diana Büttner vom Zentrum Welterbe Bamberg nachvollziehen. Ob im großen Stil wie bei den Erwerbsgärtnereien oder eben nur privat im kleinen Stil: "Das trägt alles zu einem stabilen Ökosystem bei", sagt Büttner. Man könne über jede Blütenfläche in der Innenstadt dankbar sein und auch im Sinne des Traditionsverständnisses sei Gärtnern in der Gärtnerstadt absolut begrüßenswert.
Auch den meisten Nachbarn gefiele, was sie sehen: "Viele sind immer ganz gerührt", sagt Friedrich, die selbst nicht nur Gefallen an dem Hügelbeet hat, sondern vor allem auch weiß, wie viel Leistung ihre Mutter in der Pflege des Beetes steckt.
Ist die Tiefgarage gefährdet?
Die Stadtratsfraktion der Grünen hatte vor einigen Jahren beispielsweise dafür gekämpft, dass die Grünstreifen am Berliner Ring nur zu einem bestimmtem Zeitpunkt gemäht werden und ansonsten das Gras hoch wachsen darf, um die Artenvielfalt zu erhalten. "Das Bamberger Auge hat sich daran gewöhnt, aber es war ein Kampf", erinnert sich Ursula Sowa (GAL). Die Stadträtin weiß: "Man kann, wenn man zur falschen Zeit mäht, alles niedermähen." Sowa bewundert vor allem das Engagement von Ursula Grube: "Wenn die Verkehrssicherheit - oder grundsätzlich die Sicherheit - nicht gefährdet wird, sollte man Gnade vor Recht ergehen lassen."Einst wurde von der Gegenseite in die Richtung argumentiert, dass die Tiefgarage unter den Grünflächen zu Schaden kommen könnte, erzählt Grube: "Auf der gleichen Tiefgarage steht dieses Haus. Aber die Büschchen sollen zu schwer sein? Das geht in meinen Kopf nicht rein." Sie ist verärgert und müde. Müde, ihrer Familie Kummer zu bereiten. Die Wohnungsbaugenossenschaft, die das Anwesen in der Mittelstraße unterhält, schweigt. Geht nicht auf Fragen zum Gärtnern auf den Gemeinschaftsflächen ein.
Grube geht davon aus, dass die meisten Sträucher den Rückschnitt nicht überstehen und eingehen werden. "Wir können es nicht vermeiden", sagt Gabriele Friedrich, aber vielleicht den Zeitpunkt des Schnitts verschieben. Wenn nicht in diesem Jahr, dann vielleicht für die Zukunft.