Das Gespräch beginnt launig: "Bamberg ist die schönste Stadt Deutschlands." Sandra Simovich lächelt. Die Generalkonsulin des Staates Israel war schon als Touristin hier und kehrt jetzt aus dienstlichen Gründen zurück. Sie besucht diese Zeitung und berichtet im Gespräch mit Chefredakteur Frank Förtsch und der Autorin dieses Beitrages von Kooperationen zwischen Franken und Israel sowie ihrer Aufgabe als Diplomatin. Ganz diplomatisch umschreibt sie auch aktuelle politische Probleme.
Simovich arbeitete bereits für die israelischen Botschaften in Bukarest und Berlin und war drei Jahre im Außenministerium in Jerusalem. Seit August 2017 leitet sie die konsularische Auslandsvertretung Israels in München. Es ist das einzige Generalkonsulat in der EU und ist direkt zuständig für alle in Süddeutschland lebenden Israelis. "Ich versuche, viel unterwegs zu sein, mit Menschen in Kontakt zu kommen und Beziehungen zu knüpfen", erklärt Simovich. Auf der Suche nach einem Partner für ein deutsch-israelisches Projekt zum Thema "Service Learning" wurde sie an der Uni Bamberg fündig. Studenten aus beiden Ländern sollen gemeinsam Lösungen für den gesellschaftspolitisch immer bedeutenderen Bereich "Altern" entwickeln.
Gerade Bayern habe enge Beziehungen mit Israel. Das zeigten nicht nur fränkische Städtepartnerschaften zwischen Würzburg, Nürnberg, Bad Staffelstein oder den Landkreisen Haßberge und Bad Kissingen mit Kommunen in Israel. Kooperiert werde auch bei Kultur, Gesundheit, Wissenschaft und Technologie. Simovich nennt als Beispiel die Zusammenarbeit von Studenten aus Süddeutschland und Israel im Projekt "New Kibbutz".
Früher reisten junge Menschen aus Deutschland gern in diese ländlichen Kollektivsiedlungen, um dort zum Beispiel Orangen zu pflücken. Heute kommen die Studenten in israelische Unternehmen, um Hightech kennenzulernen. "Ihr gemeinsamer Auftrag ist die Verbesserung der digitalen Sicherheit", erklärt Simovich.
Auch bayerische Lehrer würden nach Israel geschickt, "um das moderne Land zu erleben". Ebenso gebe es Projekte an Schulen. Simovich ist davon überzeugt, dass man dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland nur durch Bildung begegnen kann. "Wir brauchen mehr Medienkompetenz. Junge Menschen müssen wissen, dass sie nicht alles glauben können, was in den sozialen Medien steht."
Die Generalkonsulin wünscht sich zudem mehr Zivilcourage. "Schon Kinder müssen lernen, dass man andere nicht wegen Herkunft, Aussehen oder Religion mobben darf." Simovich weiß, dass hierzulande die Politik ihrer Regierung teils kritisch gesehen wird. Israel solle eine sichere Heimat für Juden sein - so etwas wie der Holocaust dürfe nie wieder zugelassen werden. Israel sieht sich bedroht. Gegen Syrien und den Iran seien die USA ein wichtiger Partner. "Israel will Teil eines besseren Nahen Ostens sein. Wir wollen mit unseren Nachbarn in Frieden leben."
Der Frage, welche Mitsprache die Palästinenser im eigenen Land bei einem Friedensplan haben, begegnet Simovich wieder mit der Angst: "Die Hamas nutzt Gaza als terroristische Basis." Israel brauche einen verlässlichen Partner auf palästinensischer Seite, doch Fatah und Hamas seien sich nicht einig. "Ich habe keine Lösung für Gaza."
Sie fordert mehr Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft. "Die Palästinenser sollen ein besseres Leben haben. Dann wird sich auch unsere Nachbarschaft verbessern."