Die Exkommunizierung muss der 82-jährige Alois Albrecht wohl nicht mehr befürchten. Obwohl sich der frühere Generalvikar des Erzbistums Bamberg ausgerechnet im Dom ein starkes Stück geleistet hat. Ein flammendes Kirchenstück, das am Freitagabend des Heinrichsfestes Premiere feierte und Zwischenapplaus einbrachte: etwa für Forderungen nach verheirateten Priestern und geweihten Priesterinnen. Nach einer Kirche, deren Obere endlich die Zeichen der Zeit erkennen sollen.
Martin Neubauer, Prinzipal des Brentano-Theaters, seine Schauspielkolleginnen Nadine Panjas und Eva Steines sowie die Flötistin Leoni Winkler und die NGL-Band "Kailas" setzten Albrechts Mut gebendes Werk "Kirche sind wir alle" derart gekonnt und überzeugend in Szene, das nach dem letzten "Amen" erst einmal atemlose Stille im vollbesetzten Dom herrschte. Dann brach der langanhaltende Beifall los. Auch die Wiederholung am Sonntagnachmittag in der übervollen Domkrypta begeisterte. Erzbischof Ludwig Schick konnte an beiden Aufführungen aus Termingründen nicht teilnehmen. Er hat diesen "Weckruf für die Gemeinden" also nicht persönlich vernommen.
Er formulierte seinen eigenen Weckruf im Festgottesdienst am Sonntag, nach seinen Worten ein Weckruf, der von den Bistumsgründern Heinrich und Kunigunde ausgehe: "Erneuert die Kultur des Evangeliums!" Das heilige Kaiserpaar sei "zutiefst von der Botschaft Jesu Christi überzeugt gewesen, betonte der Erzbischof. So solle das Heinrichsfest im "Jahr der Kultur" einer Erneuerung der christlichen, humanen und menschenfreundlichen Kultur dienen.
"Schätze im Himmel und auf Erden" lautete denn auch das Motto des Diözesanfestes, das tausende Besucher auf den Domberg lockte. Die Programmfülle bot von Freitag bis Sonntag all das, was mit dem Slogan "Kultur - Kulinarisches - Kurzweil" umschrieben werden kann. Das Organisationsteam um Domkapitular Norbert Jung und Projektreferent Roland Baierl hatte Schatzkisten bereitgestellt, die Jung und Alt auf der Suche nach ihrer Perle durchstöberten. Viele kirchliche Initiativen, Verbände und Vereine, Ordensgemeinschaften, Einzelpersonen beteiligten sich am Angebot und lieferten die Bestätigung dafür, dass die Kirche im Erzbistum Bamberg lebendig ist und nicht in Agonie darniederliegt.
In allem Trubel, bei allem fetzigen Rock"n Roll, den schwungvollen Tänzen der Gäste aus der Ukraine oder auf der DJK-Bühne, bei allem eifrigen Schnippeln von Gemüse für die "Riesen-Veggie-Klosterküchenpfanne", dem sonoren Sound der heißen Öfen vor dem Motorradgottesdienst, der mitreißenden "Praisenight" - ja, da gab es eine verbindende Mitte. In der Nagelkapelle des Doms lud das ausgesetzte Allerheiligste zur Stille, zum Gebet ein. Zum Nachdenken über die Weckrufe und die Konsequenzen, die jeder und jede für sich daraus ziehen kann.