Das ist es, hat sich Thomas Eichfelder vor beinahe vier Jahrzehnten gedacht.Nach Klavier- und Orgelunterricht am musischen Gymnasium und Organistendienst in Baiersdorf und Erlangen wollte der gebürtige Bamberger Instrumente bauen. Der Job des Orgelbauers war fortan seine Leidenschaft. Eine Leidenschaft, die ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Und für die der 58-Jährige einige Strapazen auf sich genommen hat. "Ich habe zehn Jahre lang auf Montage gearbeitet und dabei im VW-Bus gelebt", erinnert er sich an seine Anfangszeit, als er zunächst bei der Firma Steinmeyer in Oettingen gelernt und anschließend als Geselle zwischen Hamburg und Athen gearbeitet hat.

1988 gründete Eichfelder, inzwischen Orgelbaumeister, in seiner Heimatstadt seine eigene Orgelbaufirma. "Wir haben eigentlich fünf Berufe", schwärmt er von seinem Job. "Wir machen die Arbeit von Schreinern, Metallbearbeitern, Mechanikern, Pneumatikern und Schwachstromelektrikern."

Unzählige Teile

Die Arbeit eines Orgelbauers ist in der Tat nicht alltäglich. Mehrere Tausend Stunden Arbeit sind nötig, bis so eine Orgel fertig ist. Der Betrachter in Kirche oder Konzertsaal sieht immer nur die Vorderfront des imposanten Instruments. Es sind aber unzählige Teile, die Orgelbauer wie Thomas Eichfelder herstellen. Neben ihm selbst sind in seiner Werkstatt noch drei Mitarbeiter tätig - einer davon ist seine Frau Monika, auch sie ist gelernte Orgelbauerin. "Vier ist ein gutes Team. Ich sage immer: vier Mann, vier Ecken", erklärt er lächelnd.

Jede Orgel ist ein Unikat, zugeschnitten auf den jeweiligen Kirchenraum oder Konzertsaal. Nur wenige Firmenchefs erinnern sich noch an sämtliche Erzeugnisse aus ihrem Haus. Ein Orgelbauer schon. 54 Orgeln hat Eichfelder inzwischen gebaut. Im Moment arbeiten er und sein Team an Opus 55: einer Orgel mit zwei Manualen und 19 Registern für die katholische Kirche in Altenbanz (Landkreis Lichtenfels). Das Gehäuse aus Massivholz steht schon zusammengeleimt in der Werkstatt. Im Frühjahr soll das gesamte Werk fertig sein. Bauzeit: rund ein Jahr.

Auftrag für Neubau - ein langer Prozess

Die Zeit ist eine besondere Komponente bei der Tätigkeit der Orgelbauer. Dabei geht es gar nicht so sehr um den Bau. Von der Ausschreibung über das Angebot bis hin zur Auftragserteilung vergeht oft mehr Zeit, als manche glauben. "Das kann sich auch mal zehn Jahre hinziehen", berichtet Orgelbaumeister Dominik Friedrich aus Oberasbach (Landkreis Fürth). Vor allem dann, wenn die Orgelsachverständigen der Landeskirchen oder Bistümer plötzlich wechseln. Ist der Auftrag dann erteilt, erhält der Orgelbauer Abschlagszahlungen: einen Teil des Nettopreises bei Auftragsbeginn, einen Teil während des Baus, einen beim Aufbau vor Ort und schließlich einen nach Fertigstellung der Orgel.

"Vor einigen Jahren gab es plötzlich immer weniger Aufträge, weil Pfarreien zusammengelegt wurden", berichtet Eichfelder. Die Investitionsfreude habe sich dadurch in Grenzen gehalten. "Jetzt kommt sie wieder."

Von Neubauten allein könnte auch Eichfelder nicht leben. Die Restaurierung von historischen Orgeln, Reinigung, Instandsetzung, Intonation, Stimmung und Wartung von Orgeln aller Systeme nehmen einen großen Teil seiner Tätigkeit ein. Besonders stolz sind Orgelbauer wie Thomas Eichfelder auf die Nachhaltigkeit ihrer Werke. "Wenn du es gescheit machst, dann funktioniert die Orgel nach 500 Jahren immer noch", sagt er. Regelmäßige Pflege vorausgesetzt.

Arten von Orgeln

Bei der Verbindung von der "Steuerungszentrale" (Spieltisch) zu den sogenannten Windladen mit den Pfeifen (Traktur) gibt es Unterschiede. Dabei muss man zwei Formen von Trakturen unterscheiden: die Ton- oder Spieltraktur, die die Verbindung zwischen Taste und Tonventil herstellt, und die Registertraktur, die die Verbindung zwischen Registerzug und Registerschaltung an der Windlade herstellt.

Der Orgelbauer muss entscheiden, wie der Spielimpuls vom Spieler zum Instrument gelangt, also wie das Signal von der Taste zum Ventil unter der Pfeife gelangt. Dabei gibt es drei grundlegende Systeme: mechanische, pneumatische oder elektrische.

Bei der mechanischen Traktur sind die Tasten mit den Pfeifen über Holzstreben direkt verknüpft. Bei einer pneumatischen Orgel wird Druckluft über Rohre zu den Pfeifen transportiert. Erfolgt das Signal elektrisch, dann führen nur noch Kabel und Drähte von den Tasten zu den Ventilen, die über Elektromagnete geöffnet werden. Diese Trakturformen haben den Vorteil, dass man den Spieltisch der Orgel entfernt vom eigentlichen Instrument aufstellen kann.

Ohne Blei geht es nicht

Die Pfeifen einer Orgel sind in der Regel aus Holz und Metall. Für die Metallpfeifen wird eine Blei-Zinn-Legierung verwendet. Die Platten werden in Form gebogen, sind ganz weich und lassen sich so zum Stimmen gut korrigieren - bis zu einem Zehntelmillimeter.

Eine EU-Richtlinie wollte vor einigen Jahren den Bleieinsatz massiv einschränken - zum Schutz der Gesundheit. Weil nach dieser Richtlinie in elektronischen Geräten nur noch ein geringer Teil Blei stecken durfte, sahen die Orgelbauer das Ende ihres Handwerks gekommen. Denn Orgeln werden in der Regel mit elektronischen Gebläsen betrieben, also waren auch sie betroffen.

Das Bleiverbot für Orgelpfeifen ist inzwischen durch eine Ausnahmeregelung vom Tisch. Für die Legierung hätte es keine Alternative gegeben. Das giftige Schwermetall sorgt für einen weicheren Klang.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Orgelbauer erfolgt nach dem dualen System. Die Oscar-Walcker-Schule in Ludwigsburg ist dafür bundesweit die einzige Berufsschule. Rund 120 Auszubildende kommen zurzeit, neben der Lehre im Orgelbaubetrieb, aus ganz Deutschland zum Blockunterricht dorthin. Die Ausbildung dauert insgesamt dreieinhalb Jahre.