Soviel steht heute schon fest. Die Stadtratswahl 2014 bricht Rekorde. Das beginnt bei der Zahl der Wahlberechtigten: 58 000 Bamberger, so viele wie seit der Nachkriegszeit nicht mehr, sind dazu aufgerufen, ihre Stimmen zu vergeben - unter einer noch nie da gewesenen Zahl von 367 Bewerbern. Und auch das ist neu: Erstmals gibt es in Bamberg eigene Stimmwahlbezirke für alte und für neue, für falsche und für richtige Stimmzettel.

Zumindest bei letzterem handelt es sich um ein zweifelhaftes Alleinstellungsmerkmal. Das kann die Aussicht auf ein hochspannendes Wahlwochenende aber nur bedingt trüben: Die Umtauschaktion der fehlerhaften Stimmzettel ist bis zur Wahl gut gelaufen. So sieht es jedenfalls der Sprecher der Stadt, Tim-Niklas Kubach. 3900 Wähler sind bis Freitagfrüh der Bitte des OB und Wahlleiters Andreas Starke (SPD) gefolgt und ins Rathaus gepilgert, um die Gefahr einer Wahlanfechtung klein zu halten.

3000 alte Stimmzettel
3000 Wähler haben dies nicht getan und einer aktuellen Schätzung der Stadt zu Folge die alten Stimmzettel abgegeben, was diese aber nicht ungültig macht. Sollte sich der Trend bestätigen, würde das bedeuten, dass der Verlust an Wahlzetteln 900 nicht überschreitet. Auch ohne die Folgen einer Fehlerkette mit vielen Beteiligten und daraus resultierenden Druckkosten von 6200 Euro leidet die Stadtratswahl nicht an Mangel an Spannung.

Wenige Stunden vor der Öffnung der Wahllokale sind es vor allem zwei Fragen, die das politische Bamberg bewegen: Wie viele "Kleine" werden den Sprung in das Rathaus schaffen? Werden Bambergs Unabhängige Bürger und die Bamberger Linken das Stadtparlament um eine oder gar zwei Facetten bereichern? Und können sich die beiden Großen, CSU und SPD, gegen den langjährige Trend der Zersplitterung bürgerlicher Kräfte behaupten? Könnte es sogar dazu kommen, dass die Mehrheit für die beiden Volksparteien fällt?

André Haller erforscht für die Uni Bamberg die Wahlkampfstrategien in Bamberg. Für ihn war der an Inhalten eher wenig einprägsame Wahlkampf vor allem durch eine außergewöhnliche Materialschlacht gekennzeichnet. Das Dauerfeuer der Wählkämpfer riss praktisch keine Sekunde ab. "Selbst schlecht platzierte Kandidaten auf unbedeutenderen Listen haben eigene Kampagnen gefahren", sagt der Wissenschaftler.

Experte: "Kleine" legen wohl zu
Ob sich der mittlere sechsstellige Betrag, der nach einer Schätzung in die Kandidaten-Werbung floss, bezahlt macht? Haller geht davon aus, dass es CSU und SPD, möglicherweise auch die Grünen sind, die 2014 Federn lassen müssen. Demgegenüber schätzt der Experte die Chancen der Bamberger Linken, aber auch von BUB nicht schlecht ein - schon deshalb, weil die Kleinen vom neuen Berechnungsmodus nach Hare-Niemeyer profitieren.

Ob sich das bewahrheitet, werden die Bamberger wohl erst am Montag erfahren. Bis dahin dauert die Auszählung der Stimmzettel mit ihren Möglichkeiten des Häufelns, Panaschierens und Streichens. Am Sonntagabend werden nur die so genannten unveränderten Stimmzettel ausgewertet, das sind die mit einem einzigen Listenkreuz. Ihre Zahl war in den letzten Jahrzehnten stark rückläufig,

Entsprechend sind die Ergebnisse am Sonntag mit Vorsicht zu genießen. Einen Hinweis können sie im Vergleich mit früheren Werten dennoch geben. 2008 verbesserte sich die CSU von Sonntag auf Montag um über sechs Prozent, während die SPD ähnlich hoch abstürzte. Auch die Grünen verloren bei der Auszählung der Einzelstimmen, während die Freien Wähler zulegten.