Woran krankt es im Klinikum? Die "Ärztezeitung" hat Details eines Streits zwischen zwei Ärzten, die auf die Straße gesetzt wurden, und der Geschäftsleitung öffentlich gemacht. Die Auseinandersetzung wird Gerichte beschäftigen, sie ist ein Politikum - und vielleicht nur die Spitze des Eisbergs.
Am Donnerstag beschäftigte sich der Aufsichtsrat der Klinikum GmbH mit den Vorgängen im Haus, die seit Ende Februar nicht nur Unruhe am Klinikum selbst sorgen, sondern ein großes öffentliches Echo gefunden haben. 2385 Bürger haben eine Petition für den Aufbau eines Epilepsie-Zentrums am Klinikum Bayreuth unterstützt.
Hintergrund ist, dass die entlassenen Oberärzte Experten für Epilepsie sind. In Bayreuth sei ohne sie die "Grundversorgung" gewährleistet, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums; zur Behandlung müssten sich Betroffene jedoch in die Uni-Klinik Erlangen begeben - was nicht nur die Eltern von Kindern, die an Epilepsie leiden, für unzumutbar halten. Sie haben die Selbsthilfegruppe "Epilepsie Bayreuth" ins Leben gerufen.
Die Versorgungslücke ist entstanden, weil das Klinikum nach offenbar langem internen Streit gehandelt hatte: Das Ehepaar, eine Kinderärztin und Neuropädiaterin sowie ein Neurologe, die seit einigen Jahren am Klinikum tätig waren, wurde entlassen. Er betreute nach eigener Darstellung bis zu 700 Erwachsene, seine Frau kümmerte sich an der Kinderklinik um 200 Patienten. Jetzt sei die Betreuung in der Region nicht mehr gesichert, kritisieren mehrere Kinder- und Jugendärzte.
Die Sicherheit der Versorgung am Klinikum war offenbar auch das Thema, das das Ärzte-Ehepaar umgetrieben hat. Wiederholt hatten die Ärztin und der Arzt auf Qualitätsmängel hingewiesen - intern. Das ging so weit, dass der Neurologe nach Informationen der Redaktion im Sommer 2017 eine hausinterne Gefährdungsanzeige stellte.


Bis ins Ministerium

Mit diesem Instrument können Ärzte oder auch das Pflegepersonal der Klinik-Leitung signalisieren, dass sie befürchten, ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen zu können. Der konkrete Vorwurf des Ärzte-Ehepaars: In der Neurologie fehle es an Personal, die Fälle falscher EEG-Diagnosen hätten sich gehäuft.
Weil das Klinikum nicht reagierte, informierten den Aufsichtsrat und weitere Stellen bis hin zum Gesundheitsministerium. Damit eskalierte der Streit, und es kam zur Entlassung, weil die Ärzte nach Ansicht der Geschäftsführung "unwahre Behauptungen verbreitet" und dem Haus geschadet hätten.
Das Klinikum gab Gutachten in Auftrag, die die Vorwürfe der Mediziner entkräfteten. "Die Sicherheit der Patienten ist in keinster Weise gefährdet", heißt es in einer Stellungnahme des Klinikums. Die Gutachter hätten zwar bestätigt, dass nicht jeder EEG-Befund korrekt gewesen sei; diese Fälle bewegten sich aber im Rahmen der "normalen Unschärfe". Der Aufsichtsrat sprach der Geschäftsführung des Klinikums am Donnerstag sein Vertrauen aus.
Kritik kommt von Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer in Berlin. Er verweist in der "Ärztezeitung" auf eine Reihe von Vorfällen am Klinikum und spricht von schlechtem Management und "Führungsversagen".