Im Oktober 2021 berichtete inFranken.de erstmals über ein 1300 Jahre altes Kindergrab, das in einem Neubaugebiet in Tussenhausen (Landkreis Unterallgäu) gefunden wurde. Archäologen zeigten sich begeistert von den Funden in "hervorragendem Zustand" und stellten fest, dass das Kind aus wohlhabenden Kreisen gestammt haben musste. Um das frühmittelalterliche Steinplattengrab transportieren zu können, wurde es mit Wasser benetzt und mit minus 196 Grad kaltem Flüssigstickstoff eingefroren. So entstand der Titel "Eisprinz".

Im Bamberger Depot des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) tauten Forscher das Grab aus dem 7. Jahrhundert dann aufwendig auf, wie inFranken.de im Sommer 2022 berichtete. Jetzt informiert das Amt über die abgeschlossenen Untersuchungen. Sie liefern faszinierende Erkenntnisse über das kurze Leben des Eineinhalbjährigen, seine Todesursache und die opulente Bestattungsart.

Blaue Augen, chronische Infektion: Bamberger Forscher beschreiben mittelalterlichen "Eisprinz"

"Der Bub lebte wahrscheinlich zwischen 670 und 680 nach Christus. DNA-Untersuchungen weisen darauf hin, dass er blaue Augen und helles Haar hatte", wird erläutert. Er wuchs wohl in der Region auf und wurde bis zu seinem Tod gestillt. Eine Krankheit sorgte für sein frühes Ableben: "Trotz der immunstärkenden Wirkung von Muttermilch erlitt er ein in vormodernen Zeiten häufiges Schicksal und verstarb an einer chronischen Infektion, die sich aus einer Mittelohrentzündung entwickelt hatte", lautet die Erkenntnis.

Der tragische Tod des Jungen dürfte seine in der Region bedeutende Familie tief erschüttert haben, führt Mathias Pfeil, Generalkonservator des BLfD aus. Sie hat offensichtlich große Anstrengungen unternommen, um dem Kind ein Begräbnis auszurichten, das seinem sozialen Status angemessen war. Auf einem ehemaligen römischen Gutshof wurde eigens ein Gebäude als Bestattungs- und Erinnerungsraum eingerichtet. Erfahrene Steinmetze errichteten darin eine steinerne Grabkammer, die mit Kalkmörtel versiegelt wurde - laut dem Experten eine bemerkenswerte Leistung, da Gebäude aus Stein in dieser Zeit unüblich waren.

In der Grabkammer lag der Junge auf einem Fell. Seine Kleidung bestand aus Lederschuhen, einer Hose und einem Obergewand. Das langärmelige Oberteil aus feinem Leinwandgewebe war an den Ärmelsäumen und auf der Vorderseite mit Besätzen aus Seidenstreifen geschmückt, teilt das BLfD mit. Seide war demnach ein Material, das nur durch Kontakte mit dem byzantinischen Reich erlangt werden konnte und stellte somit ein Statussymbol dar. An den Armen trug der Junge Silberarmringe, an seinen Schuhen fanden sich silberne Sporen.

Bestattung mit Ferkel, Birne und Kostbarkeiten

Die Lederscheide des kurzen Hiebschwerts, das er am Gürtel trug, war mit kunstvollen goldenen Verzierungen versehen. Zudem wurde in der Bestattung ein Tuch gefunden, auf dem ein Kreuz aus zwei Goldblechstreifen aufgenäht war. "Am Fußende der Grabkammer standen Gegenstände, vermutlich auf einer gewebten Matte, die im Frühmittelalter auf den hohen Status des Besitzers hinwiesen. In einem Bronzebecken befanden sich ein Kamm, eine Holzschale, ein kugeliger Trinkbecher mit silbernen Beschlägen sowie Reste von Haselnüssen, Äpfeln und einer Birne", zählt die Behörde weiter auf.

Anders als zunächst vermutet, wurden neben dem Bronzebecken außerdem Teile eines zerlegten Ferkels gefunden, nicht eines Hundes. Diese Utensilien waren laut den Angaben für repräsentative Gastmähler von Bedeutung: Nach dem Kämmen des Haares und der Reinigung der Hände in Bronzeschalen wurde von gedrechseltem Holzgeschirr gegessen und aus mit Silberbeschlägen geschmückten Bechern getrunken. "Die Untersuchungen belegen, dass das Gebäude nach der Beisetzung des Kindes zweimal neu überdacht wurde - ein Hinweis darauf, dass es über einen längeren Zeitraum als Ort der Totenerinnerung diente", lautet das Fazit.

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