Alles wird durch die Digitalisierung schneller, aber auch die Arbeitsbelastung wird dadurch immer größer - so erlebt es Wolfgang Heim. Was die neuen Datenschutzregelungen angeht, hat er festgestellt, dass "jeder sein eigenes Süppchen kochen" muss. Und schließlich beschreibt Heim die Angst vieler Bürger, dass all ihre Daten erfasst und verarbeitet werden. Der Schlossermeister aus Bamberg war gespannt, was ihm die erste deutsche Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU), dazu sagen würde.


Flexibilität nimmt zu

"Das sind die Themen, über die wir reden müssen, damit wir alle mitnehmen", erklärte Bär. Sie verwies unter anderem auf viele junge Eltern, die mittlerweile auch zu Hause arbeiten können, und auf insgesamt flexibleres Arbeiten. Was die Daten angeht, hätten viele Angst vor dem Staat, würden aber gegenüber Unternehmen wie Facebook oder Payback viel mehr von sich preisgeben. Auf Einladung der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) war Dorothee Bär am Freitag zum "Digitalisierungsgipfel" nach Bamberg gekommen, hatte sich den Veranstaltungsort aber selbst ausgesucht.

"Ich wollte zu Rakuten kommen, weil ich das Unternehmen bei einem Japan-Besuch kennenlernte und dort erfahren habe, dass die ihre Deutschland-Zentrale in Bamberg haben." Mit Huml ist sich Bär darin einig, dass die Digitalisierung alle Lebensbereiche betrifft und gerade im Gesundheitsbereich große Chancen eröffnet. Wenn etwa von Pflegerobotern die Rede sei, seien auch "kleine Helferlein" gemeint, die alten Menschen das Leben erleichtern und ihnen mehr Selbstständigkeit ermöglichen.


Sorgen der Kommunen

Die gebürtige Bambergerin fordert, den digitalen Herausforderungen positiv zu begegnen und weniger Angst zu haben: "Die Wildwest-Zeit der Digitalisierung geht ihrem Ende entgegen." Lächelnd merkte sie an, dass es auch Vorteile hat, die erste Ministerin für Digitalisierung zu sein: "Ich kann das so machen, wie ich will." Erstmals gebe es nun auch ein Digitalkabinett, einen Bundestagsausschuss, der sich in seiner ersten Sitzung unter anderem mit den Themen künstliche Intelligenz und dem Wandel in der Arbeitswelt beschäftigte.

Bis 2022 sollen alle Verwaltungs-Dienstleistungen digital verfügbar sein, den Anfang machen jetzt die Anträge auf Kinder- und Elterngeld sowie An- und Abmeldungen. In diesem Zusammenhang wünschte sich Christopher Hetz, ein junger Familienvater aus dem Publikum, dass man künftig nur noch eine Geburtsurkunde einreichen müsse, um dann auch Eltern- und Kindergeld zu bekommen. Bär stimmte ihm zu, über Möglichkeiten eines solches "Once-only-Prinzips" werde nachgedacht.

Die Sorgen der Kommunen brachten in der Diskussionsrunde der Zweite Bürgermeister von Scheßlitz, Holger Dremel (CSU), und der Heiligenstadter Bürgermeister Helmut Krämer ein. "Viele Kommunen befürchten, es wird kompliziert", erklärte Dremel im Hinblick auf die Digitalisierung der Verwaltungsaufgaben.

Krämer beschrieb den schwierigen Weg seiner Marktgemeinde zum eigenen Breitband-Netz. Zwar werde das 8,5 Millionen Euro teure Projekt gut gefördert, aber der Zeitaufwand sei erheblich. "Wir sind auf der Spur, aber viele Gemeinden können das nicht stemmen", sagt Krämer. Er wünscht sich in einigen Bereichen, etwa der Dokumentation, Vereinfachungen. Bär sieht das größte Problem beim Breitband-Ausbau darin, dass es nicht genug Tiefbau-Unternehmen gebe.


Ein paar Programmierer mehr

Jedes Land müsse die Fragen des digitalen Wandels anders beantworten, erklärte die Ministerin. "Wir müssen angstfrei an die Sache rangehen." Die Deutschen hätten im Vergleich zu anderen Nationen die meiste Angst vor dem Wandel, würden dann aber am besten damit zurechtkommen. "Wir schmeißen mit Vorurteilen um uns. In Großbritannien haben die Grundschüler 50 Minuten Programmieren in der Woche. Wenn das bei uns jemand vorschlägt, heißt es gleich: Die Kinder werden fett, dumm und realitätsfremd."

Nicht jeder werde gleich Programmierer - aber ein paar mehr dürften es nach Bärs Vorstellungen schon werden. Auf den Fachkräftemangel kam Rüdiger Elflein vom gleichnamigen Logistik-Unternehmen zu sprechen: "Wir finden niemanden mehr, dem wir die Digitalisierung mitgeben können."

Dazu erklärte Rakuten-Geschäftsführer Frank Hümmer: "Den Fachkräftemangel haben wir alle. Da müssen wir einfach ein bisschen im Ausland suchen."