Uwe Metzner aus Stegaurach hatte bis zuletzt nicht daran geglaubt: Der Stegauracher Vermessungstrechniker, Mitglied der vor vier Jahren gegründeten Partei "Die Franken" hat es geschafft, über die Liste in den Bezirkstag von Oberfranken einzuziehen - eine Überraschung nicht nur aus Bamberger Sicht.

Die rotweißen Patrioten überflügelten mit 3 Prozent der Gesamtstimmen die FDP, die künftig nicht mehr im Bezirkstag vertreten ist, ebenso wie die Piraten und konnten sich damit ein Mandat sichern. Meistgewählter "Franke" und damit über die Liste "drin" ist der 45jährige Uwe Metzner aus Stegaurach, ein bis dato weitgehend unbekannter Mann.

Umso mehr hat es Metzner gefreut, dass den "Franken" aus Oberfranken ebenso wie denen aus Mittelfranken der Coup gelang, in den Bezirkstag einzuziehen. Dort will man sich den selbst gesetzten Zielen folgend für all das einsetzen, was Franken nach vorne bringt.

Im Bezirkstag geht es bambergerisch zu

Auch sonst geht es im Bezirkstag von Oberfranken künftig durchaus sehr bambergerisch zu. Die Bamberger Bezirksräte könnten fast einen Kleinbus mieten, um als Fahrgemeinschaft zu den Sitzungen anzureisen. Denn es sind ihrer fünf von 17, die die Wähler in den vergleichsweise unbekannten Bezirkstag gewählt haben. Das Gremium tagt in der Bezirkshauptstadt und entscheidet vor allem über Kliniken und Sozialhilfe.

Zwei der "Gewählten" eroberten den Sitz über das Direktmandat: Siggi Stengel, Stegaurachs CSU-Bürgermeister, überflügelte mit 32,3 Prozent knapp den Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), wie bereits am Montag feststand. Günther Denzler holte mit 49 Prozent den Sitz im Stimmkreis Bamberg-Land.
Der amtierende Bezirkstagspräsident möchte, wie er im FT-Interview sagte, auch in der neuen Wahlperiode das dann 17-köpfige Gremium leiten. Er geht davon aus, dass die bisher sehr konstruktive Zusammenarbeit mit den SPD-Vertretern, mit den beiden Freien Wählern und den anderen Bezirksräten auch in Zukunft ungetrübt sein wird.

Dass Denzler Präsident bleibt, wenn am 10. Oktober der Bezirksrat von Oberfranken zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentreten wird, hat hohe Wahrscheinlichkeit. Zwar fehlt der CSU mit acht Sitzen eine Stimme für eine Mehrheit. Doch zumindest Bambergs OB Andreas Starke signalisierte im FT-Gespräch bereits, dass ihm eine Fortführung der bestehenden Präsidentschaft angenehm wäre.

Auch Starke ist wieder dirn


Denn auch Starke ist wieder drin im Bezirkstag. Nachdem er im ungleichen Zweikampf mit seinem Nachbarbürgermeister Siegfried Stengel (CSU) knapp unterlag, befördert sein gutes Zweitstimmenergebnis den OB über die Liste in den Bezirkstag - als Erstplatzierter vor seinen Parteigenossen Beate Kuhn aus Bayreuth, Oswald Marr aus Küps und Frank Rebhan aus Neustadt bei Coburg. Die SPD-Fraktion erhält 24,7 Prozent und bleibt damit in alter Stärke erhalten.

Für den Bamberger OB gibt es viele Gründe, weshalb es wichtig ist, dass Bamberg am Bezirkstisch gut vertreten ist. So hat die Höhe der Bezirksumlage großen Einfluss auf die Stadtfinanzen. Außerdem habe es sich gezeigt, dass es kein Nachteil sei über den Bezirkstag Mitglied im Stiftungsrat der Oberfrankenstiftung zu sein, wie Starke formuliert. Bamberger wissen: Die Stiftung hat Projekte der Stadt in der vergangenen Amtsperiode mehr als einmal großzügig bedacht.

Über seinen Kollegen und Präsidenten Günther Denzler sagt Starke nur Gutes. Denzler habe im Bezirkstag für ein konstruktives Beratungsklima gesorgt. Ihm sei ein parteiübergreifender Konsens wichtig gewesen. "Eine erneute Kandidatur Denzlers als Präsident hätte meine Sympathie", sagt Starke.
Freilich könnte Bambergs OB angesichts der neuen Mehrheitsverhältnisse mit nur noch acht CSUlern selbst Ansprüche anmelden. Zumindest einer der beiden Vizepräsidentenposten scheint in erreichbarer Nähe. Bisher werden beide von der CSU gestellt.

Wenig überraschend hat auch die bisherige grüne Bezirksrätin Ulrike Heucken das Ticket nach Bayreuth um fünf Jahre verlängern können. Mit einem Gesamtstimmenanteil von 6,13 Prozent schafften die Grünen es aber nicht, neben Heucken auch Peter Gack in den Bezirkstag zu bringen. Heucken, die sich unter anderem mehr Transparenz in der Psychatrie auf die Fahnen geschrieben hat, freut sich aber, dass der "Männerclub" künftig weiblicher wird. Denn mit ihr werden zwei weitere Frauen im Bezirkstag vertreten sein: Elke Neumann aus Neustadt aus Coburg (CSU) und Beate Kuhn (SPD).

Erstmals im Bezirkstag wird neben dem Franken Uwe Metzner auch ein Vertreter der Linken sein. Es handelt sich um Reinhard Möller aus Tröstau. Die Linken holten in Oberfranken 2,2 Prozent der Stimmen.