Sucht ist weiterhin ein großes gesellschaftliches Problem. Das belegen die Zahlen der Beratungsstellen der Caritas: Im Schnitt 750 Menschen mit Alkohol-, Medikamenten-, Drogenabhängigkeit oder anderem Suchtverhalten werden pro Jahr in Stadt und Landkreis Bamberg und Forchheim beraten. Von einem seit fünf Jahren hohem Niveau an Suchtkranken spricht Peter Ehmann, Geschäftsführer der Caritas Stadt Bamberg und Landkreis Forchheim. Und es werden nicht weniger - schließlich heißt es, dass nur 20 Prozent aller Betroffenen überhaupt in das Hilfesystem kommen.

Trotz dieses weiterhin großen Bedarfs beendet die Caritas nach fast 40 Jahren die Trägerschaft der Suchtberatungsstellen für Stadt und Landkreis Bamberg und Forchheim. Zum Bedauern von Geschäftsführer Ehmann: "Die Fallpauschalen sind nicht ausreichend für einen langjährigen und nachhaltigen Betrieb einer Suchtberatung", erklärt der Geschäftsführer die Gründe, die den Verband offenbar zum Handeln zwingen.

Bisher hat die Caritas eng mit dem Selbsthilfeverein Kreuzbund Diözesanverband Bamberg zusammengearbeitet. Dort reagiert man mit großem Bedauern: "Für uns ist diese Nachricht unfassbar, denn die Zahl der Hilfesuchenden wächst von Jahr zu Jahr", sagt Wolfgang Herion, stellvertretender Vorsitzender des Kreuzbundes, der seit 20 Jahren in der Suchthilfe aktiv ist. Es stellten sich für ihn einige Fragen, warum die Caritas diesen wichtigen Bereich aufgebe. "Wenn gespart werden muss: Warum ausgerechnet bei denen, die kaum eine Lobby haben und zu schwach sind, sich zu wehren?" Die Probleme der Menschen, die Suchtberatungsstellen aufsuchten, reichten von psychischen und körperlichen über soziale, juristische und Arbeitsplatz-Probleme. "Es geht hier um die Versorgung kranker und Not leidender Menschen, die in der Gesellschaft oft stigmatisiert werden."


Zu hohe Eigenmittel

Laut Ehmann liegt das Problem in den gestiegenen Eigenmitteln. So habe die Caritas bei der Suchtberatung zuletzt über 60 000 Euro pro Jahr aufbringen müssen. Die Tendenz gehe sogar in Richtung 100 000 Euro pro Jahr. Mit Blick auf die Summe der Eigenmittel aus allen Feldern wie Pflege, Hospiz oder Schuldnerberatung sei dieser Betrag nicht mehr zu stemmen gewesen. Der Knackpunkt: Die noch vor ein paar Jahren anders geregelte Förderung passt laut Ehmann schlicht nicht zum dynamischen Lohntarifsystem. Damit sei eine Beschäftigung von langjährigen Mitarbeitern nicht kostendeckend. "Der Staat muss den Trägern eine andere Finanzierung anbieten", sagt Ehmann. Er sei ansonsten davon überzeugt, dass auch noch andere Verbände ähnliche Probleme bekommen werden.

Doch das zu ändern, scheint nicht so einfach: Der Fördersatz für die Personal- und Sachkosten in der Suchtberatung wird zwischen den Landesverbänden der Wohlfahrtsverbände und der Bezirke verhandelt und festgelegt. Die Finanzierung wird somit also bayernweit einheitlich geregelt.
In den Händen der Caritas bleibt nun nur die Suchthilfe in der Justizvollzugsanstalt Bamberg und die Glücksspielsuchtberatung. Die Trägerschaft der anderen Beratungsstellen aber wechselt ab 2020. Bereits im März habe man das mit dem Bezirk Oberfranken abgesprochen, so Ehmann. Dort bestätigt Sprecher Christian Porsch, dass derzeit ein neuer Träger gesucht werde, mehrere stünden zur Auswahl. Ein Empfehlungsbeschluss des Bezirks soll am 11. Juli gefasst werden. "Dabei wird auch darauf geachtet, dass ein nahtloser Übergang der Beratungsleistungen erfolgt."


Wie geht es weiter?

Elf Mitarbeiter waren in den Beratungsstellen der Caritas tätig. Für diejenigen mit langfristigen Verträgen ist laut Ehmann gesorgt, sie könnten woanders weiterbeschäftigt werden. Doch Hilfesuchende müssen sich umstellen: Wolfgang Herion fürchtet, dass ab 2020 ein Träger kommt, der sich völlig neu zusammensetzt, somit die Qualität der Betreuung abnehmen könnte - und das in einem sensiblen Bereich. Auch Peter Ehmann hofft deshalb, dass die Klienten weiter gut versorgt werden.