"Wer Bürschdn will, mei Fraa is im Keller": Jeder, der jetzt spontan schmunzelt, hat sich als waschechter Bamberger legitimiert. Während Nordlichter wohl Nachhilfe brauchen, um die Redewendung zu kapieren. Schwieriger ist's, den Ursprung des geflügelten Wortes zu klären, um das sich ab 19. März auch eine Fotoausstellung in der "Rathausschänke" dreht. Zurück in die Vergangenheit führt die Spurensuche, die die über 100-jährige Geschichte eines Traditionsgeschäftes aufleben lässt: Klar, gemeint ist "Bürsten Nickles" am Zinkenwörth, wie man ebenfalls nur Neigschlaaften (Zugezogenen) zu erläutern braucht.
Heinrich Nickles eröffnete 1907 in direkter Nachbarschaft zum E.T.A.-Hoffmann-Theater sein Fachgeschäft mit eigener Werkstatt. "Mein Urgroßvater stammte aus der Pfalz, wo das Bürstenmacherhandwerk sehr verbreitet war", berichtet Kilian Schumm. Mit seiner Frau Maria Barbara führte der Firmengründer die Familientradition fort, gefolgt von seinem Sohn Georg, der fast vier Jahrzehnte lang auch dem Bamberger Stadtrat angehörte.
Hausfrauen und Dienstmädchen
Was entstand ab 1907 nicht alles in der Werkstatt von "Bürsten Nickles", um eifrige Hausfrauen (oder Dienstmädchen) auszurüsten: Zu einer Zeit, als Staubsauger noch Luxus waren und Dielenböden gewachst wurden, um anschließend mit Bohnern auf Hochglanz poliert zu werden. Am Zinkenwörth band Bürstenmachermeister Nickles die Bohner neben zahllosen anderen Besen-Varianten. Auch alle erdenklichen Bürsten bekamen Bambergerinnen hier, ebenso Pinsel, Scheuertücher und Reinigungsmittel. "Die vielen Hilfsmittel gehören dazu, um Ihr schmuckes Heim sauber und nett zu gestalten", las frau im Werbeprospekt, bevor die Emanzipation den Hausmann salonfähig machte. Nebenbei bot das Fachgeschäft "alles zur Körperpflege", damit sich Damen nach dem Großreinemachen wieder in Form bringen konnten statt selbst auszusehen wie alte Besen.
Bürsten statt Software
Heute gehören "Wellness-Artikel" zum Sortiment von "Bürsten Nickles". Geschäftsführerin ist seit dem Tod ihres Vaters Maria Schumm, deren Sohn Kilian die Familientradition im Familienanwesen einmal als Vertreter der vierten Generation weiterführen wird: Ein Diplom-Informatiker, der fünf Jahre lang als Softwareentwickler tätig war. "Allerdings ist ein Bürojob nichts für mich, mir liegt der Umgang mit Menschen mehr."
Obwohl der jüngste Spross der Bürstenmacher-Dynastie das alte, haarige Handwerk nicht erlernte, steht der Bamberger "hobbymäßig" liebend gern in der Werkstatt seines Urgroßvaters. "Ich möchte mich eben auch in dieser Richtung weiterentwickeln."
Ja, die Vergangenheit ist am Zinkenwörth 29 allgegenwärtig. Dabei geht "Bürsten Nickles" mit Artikeln aus heimischer Produktion und natürlichen Materialen mit der Zeit. Im Gegensatz dazu aber steht eine Ladeneinrichtung mit antikem Mobiliar, das auch Kilian Schumm zu schätzen weiß. Zumal das Traditionsgeschäft unweit des E.T.A.-Hoffmann-Hauses Touristen anzieht, die sich auf rund 20 Quadratmetern wie in einem Museum fühlen. Und Skurrilitäten bestaunen, die das Sortiment bietet: von Bauchpinseln über Busen- und Bartbürsten bis hin zu feinen Ohrenreinigern.
Das Rätselraten geht weiter
Woher aber stammt nun das geflügelte Wort "Wer Bürsten will...", das zum Motto der ab 19. März laufenden Fotoausstellung wird? "Darüber rätselt meine Familie seit Jahrzehnten. Mein Großvater lehnte es jedenfalls kategorisch ab, so etwas je gesagt zu haben", so Kilian Schumm. Wissen Sie mehr? Dann helfen Sie den Bambergern auf die Sprünge!
Zur Ausstellung
Die Vernissage zur Fotoausstellung in der "Rathausschänke" findet am Donnerstag, 19. März, ab 19 Uhr unter der Adresse Obere Brücke 3 statt. "Smokey and the Bandit" spielen zur Eröffnung. Voraussichtlich ist die Schau um "Bürsten Nickles" ein Vierteljahr lang zu sehen. Zu bewundern sind in der "Rathausschänke" rund 20 Aufnahmen von Micho Haller (aus Bayreuth), die im Laden und in der Werkstatt von "Bürsten Nickles" entstanden. Auch Exponate aus dem Sortiment umfasst die Ausstellung, ebenso Werke der Floristmeisterin Katharina Schumm, die aus Rohmaterialien der Bürstenmacher Blumen entstehen ließ.
Heinrich Nickles eröffnete 1907 in direkter Nachbarschaft zum E.T.A.-Hoffmann-Theater sein Fachgeschäft mit eigener Werkstatt. "Mein Urgroßvater stammte aus der Pfalz, wo das Bürstenmacherhandwerk sehr verbreitet war", berichtet Kilian Schumm. Mit seiner Frau Maria Barbara führte der Firmengründer die Familientradition fort, gefolgt von seinem Sohn Georg, der fast vier Jahrzehnte lang auch dem Bamberger Stadtrat angehörte.
Hausfrauen und Dienstmädchen
Was entstand ab 1907 nicht alles in der Werkstatt von "Bürsten Nickles", um eifrige Hausfrauen (oder Dienstmädchen) auszurüsten: Zu einer Zeit, als Staubsauger noch Luxus waren und Dielenböden gewachst wurden, um anschließend mit Bohnern auf Hochglanz poliert zu werden. Am Zinkenwörth band Bürstenmachermeister Nickles die Bohner neben zahllosen anderen Besen-Varianten. Auch alle erdenklichen Bürsten bekamen Bambergerinnen hier, ebenso Pinsel, Scheuertücher und Reinigungsmittel. "Die vielen Hilfsmittel gehören dazu, um Ihr schmuckes Heim sauber und nett zu gestalten", las frau im Werbeprospekt, bevor die Emanzipation den Hausmann salonfähig machte. Nebenbei bot das Fachgeschäft "alles zur Körperpflege", damit sich Damen nach dem Großreinemachen wieder in Form bringen konnten statt selbst auszusehen wie alte Besen.
Bürsten statt Software
Heute gehören "Wellness-Artikel" zum Sortiment von "Bürsten Nickles". Geschäftsführerin ist seit dem Tod ihres Vaters Maria Schumm, deren Sohn Kilian die Familientradition im Familienanwesen einmal als Vertreter der vierten Generation weiterführen wird: Ein Diplom-Informatiker, der fünf Jahre lang als Softwareentwickler tätig war. "Allerdings ist ein Bürojob nichts für mich, mir liegt der Umgang mit Menschen mehr."
Obwohl der jüngste Spross der Bürstenmacher-Dynastie das alte, haarige Handwerk nicht erlernte, steht der Bamberger "hobbymäßig" liebend gern in der Werkstatt seines Urgroßvaters. "Ich möchte mich eben auch in dieser Richtung weiterentwickeln."
Ja, die Vergangenheit ist am Zinkenwörth 29 allgegenwärtig. Dabei geht "Bürsten Nickles" mit Artikeln aus heimischer Produktion und natürlichen Materialen mit der Zeit. Im Gegensatz dazu aber steht eine Ladeneinrichtung mit antikem Mobiliar, das auch Kilian Schumm zu schätzen weiß. Zumal das Traditionsgeschäft unweit des E.T.A.-Hoffmann-Hauses Touristen anzieht, die sich auf rund 20 Quadratmetern wie in einem Museum fühlen. Und Skurrilitäten bestaunen, die das Sortiment bietet: von Bauchpinseln über Busen- und Bartbürsten bis hin zu feinen Ohrenreinigern.
Das Rätselraten geht weiter
Woher aber stammt nun das geflügelte Wort "Wer Bürsten will...", das zum Motto der ab 19. März laufenden Fotoausstellung wird? "Darüber rätselt meine Familie seit Jahrzehnten. Mein Großvater lehnte es jedenfalls kategorisch ab, so etwas je gesagt zu haben", so Kilian Schumm. Wissen Sie mehr? Dann helfen Sie den Bambergern auf die Sprünge!
Zur Ausstellung
Die Vernissage zur Fotoausstellung in der "Rathausschänke" findet am Donnerstag, 19. März, ab 19 Uhr unter der Adresse Obere Brücke 3 statt. "Smokey and the Bandit" spielen zur Eröffnung. Voraussichtlich ist die Schau um "Bürsten Nickles" ein Vierteljahr lang zu sehen. Zu bewundern sind in der "Rathausschänke" rund 20 Aufnahmen von Micho Haller (aus Bayreuth), die im Laden und in der Werkstatt von "Bürsten Nickles" entstanden. Auch Exponate aus dem Sortiment umfasst die Ausstellung, ebenso Werke der Floristmeisterin Katharina Schumm, die aus Rohmaterialien der Bürstenmacher Blumen entstehen ließ.