An diesem Donnerstag, dem 9. Dezember 2021, treffen die Ministerpräsidenten der Länder zusammen, um in einem Bund-Länder-Gipfel über die Corona-Politik in Deutschland zu sprechen. Die zentralen Fragen dabei: Wie kann man die Impfquote in Deutschland erhöhen - und wie kann man das Angebot zur Booster-Impfung ausbauen?
Die Booster-Impfung wird derzeit als Allheilmittel der Corona-Bekämpfung angepriesen. Doch bei der Diskussion um die dritte Impfung wird eine "Kleinigkeit" vergessen: der Rest der Welt.
WHO und Erzbischof Schick gegen Booster-Impfung - Warum?
Tatsächlich hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Tag der Ministerpräsidentenkonferenz in Deutschland weiterhin gegen eine allgemeine Auffrischungsimpfung ausgesprochen. Zwar wird diese von vielen Ländern, vor allem westlichen, bereits flächendeckend durchgeführt, doch der Impfrat der WHO sieht hier einen Verteilungskonflikt. Laut der Vorsitzenden des unabhängigen Beirats für Immunisierungsfragen (SAGE), Alejandro Cravioto, müsse es weiterhin Priorität haben, jedem Menschen der Welt eine Grundimpfung mit ein oder zwei Dosen anzubieten. Erst dann könne man über die Sinnhaftigkeit von Booster-Impfungen reden.
Ins selbe Horn stößt auch Bambergs Erzbischof Ludwig Schick - wählt dabei aber noch deutlichere Worte: Es sei eine "Verletzung der Menschenrechte", dass in der westlichen Welt über die dritte Impfung diskutiert würde, während in vielen Entwicklungsländern die Impfquote aufgrund Impfstoffmangels weiterhin im einstelligen Bereich liege. Denn: "Es gibt ein Recht auf Impfung für alle".
Tatsächlich rückt die Lage der anderen Länder in der Welt im Laufe der Corona-Pandemie immer weiter in den Hintergrund. Zu Beginn der Pandemie hatte man noch mit Sorge - aber auch mit Mitgefühl - auf die Lage in anderen Ländern geblickt. Man denke nur an die Welle der Solidarität, die im Frühjahr 2020 in Deutschland angesichts der damals dramatischen Lage in Italien aufkam. In Bamberg hatten damals zahlreiche Menschen für die Menschen in Italien gesungen und so auch internationale Aufmerksamkeit erregt. Mittlerweile schafft es die Lage in anderen Ländern nur noch selten in die öffentliche Wahrnehmung - und das meist auch nur dann, wenn das Coronavirus dank der niedrigen Impfquoten zu einer gefährlicheren Variante mutiert ist. Erinnert sei hier nur an die neue Omikron-Variante, die erstmals in Südafrika entdeckt wurde.
Sicher: Es ist absurd und moralisch verwerflich, dass in reichen Ländern wie Deutschland darüber gesprochen wird, wie man verhindern kann, dass Impfstoff nicht verfällt, während in anderen Ländern eben jener Impfstoff weiterhin knapp ist. Es ist aber auch ein politisches Armutszeugnis und ein Menetekel für die kommenden globalen Herausforderungen wie Klimawandel, internationale Fluchtbewegungen und soziale Ungerechtigkeit. Es scheint dabei zu bleiben: In der Not ist sich jeder selbst der Nächste.
Doch globale Probleme bedürfen auch globaler Lösungen. Das gilt für den Klimawandel, die soziale Ungerechtigkeit und die Corona-Pandemie gleichermaßen. Und es steht zu befürchten, dass wir alle diese bittere Wahrheit noch schmerzlich erfahren werden.