Neue Hoffnung für die Zukunft des Bamberger Schlachthofs: In einer digitalen Gesprächsrunde am Mittwochnachmittag (14. September 2023) hat der bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger (Freie Wähler), signalisiert, dass er die Einrichtung der Daseinsvorsorge unterstützen und eine Schlachtung in der Region dauerhaft sichern möchte. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadt Bamberg hervor.
"Der Schlachthof Bamberg ist der Garant für eine sichere Versorgung der ganzen Region mit regionalen Lebensmitteln und ein wichtiger Partner für die Landwirtschaft. Wir wollen als Staatsregierung den Weiterbetrieb sichern. Denn es kann nicht sein, dass immer mehr Tiere mangels Schlachtmöglichkeiten quer durchs Land oder gar in andere Bundesländer transportiert werden müssen. Deshalb unterstützen wir diesen Prozess, eine gemeinsame Lösung zwischen der Stadt, den Anwohnern, Landwirten und Metzgern zu finden", wird Aiwanger nach dem Gespräch zitiert.
Förderung bei Investitionen für Bamberger Schlachthof nötig
Bürgermeister Jonas Glüsenkamp (Grüne), der in Vertretung von Oberbürgermeister Andreas Starke an dem Termin teilnahm, zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: "Wir haben klargemacht, dass die Stadt und die GmbH grundsätzlich den wirtschaftlichen Betrieb des Schlachthofs stemmen können, wenn für die notwendigen Investitionen, gerade auch für den Emissionsschutz, eine strukturelle Förderung erfolgt. Dafür hat sich der Minister offen gezeigt."
Auch Wirtschaftsreferent Stefan Goller war es wichtig zu vermitteln, dass es um keine Defizit-Deckung durch den Freistaat geht, sondern dass "der Betrieb grundsätzlich in der Lage ist, operativ kostendeckend zu arbeiten". Die wesentliche Herausforderung läge vielmehr in der Finanzierung nachhaltiger Investitionen in die Infrastruktur. Beide dankten dem stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten für sein Engagement in dieser Angelegenheit. Das unterstreiche den Stellenwert der Einrichtung für Bamberg und die ganze Region, so die Stadt weiter.
Das Gespräch, an dem auch ein Vertreter des Bauernverbandes und der Initiative "Bürgereinbindung Schlachthof" (BEB) beteiligt waren, habe sich auf Grundlage einer Präsentation von Geschäftsführer Julian Schulz entwickelt. Darin habe dieser anfangs den Bogen von der Geschichte des am 4. Januar 1904 eröffneten Schlachthofs in mittlerweile größtenteils denkmalgeschützten Gebäuden hin zur aktuellen wirtschaftlichen Situation geschlagen. Er habe die "extrem schwierige Situation der Corona-Jahre 2020 und 2021" veranschaulicht, nach denen es im Jahr 2022 gelungen sei, eine Stabilisierung durch "das Aushandeln von neuen und tragfähigen Schlachtpreisen" herbeizuführen.
"Brauchen Schlachthof für die Landwirte in der Region" - Referent zeigt Abwärtstrend
Für den Bamberger Schlachthof sprächen viele Vorteile wie die geografische Lage, die Handlungsfähigkeit, die Akzeptanz in der Bevölkerung, die Synergien mit Großkunden und vor allem die Regionalität. Schulz verwies in diesem Zusammenhang auf die Probleme anderer Schlachthöfe in Nordbayern, die teilweise schon geschlossen (Kronach) oder nicht mehr konkurrenzfähig sind (Kulmbach, Fürth). "Dadurch kommt unserem Betrieb eine wichtige Rolle im gesamten Nordbayern zu", fasste Schulz die Lage zusammen.
Dieter Heberlein, Referent vom Bayerischen Bauernverband, Bezirk Oberfranken, bekräftigte diese Aussage und machte klar: "Die bäuerlichen Erzeugerstrukturen sind immer mehr gefährdet. Wir brauchen den Schlachthof in Bamberg für die Landwirte in der Region." Er präsentierte Zahlen, welche die Entwicklung in der bayerischen Tierhaltung laut Stadt "drastisch vor Augen geführt" hätten. So gebe es jetzt bei der Schweinehaltung 20 Prozent weniger Betriebe und Tiere als noch vor zwei Jahren.
Und die Sauenhaltung hätten in den vergangenen zehn Jahren fast 60 Prozent der Betriebe aufgegeben. Dieser Trend würde sich durch eine Schließung des Schlachthofs verschärfen. "Die Landwirte in Oberfranken mit Böden von mittlerer Bonität brauchen dringend die Tierhaltung, um genügend Einkommen für ihre Betriebe zu schaffen. Entfällt der Bamberger Schlachthof, wird das zu einer massiven Aufgabe von Tierhaltungen in Nordbayern führen", warnte Heberlein.
Wirtschaftliches Risiko sollen nicht allein die Steuerzahler tragen
Die Sichtweise der Anwohner*innen brachte Stephan Sprenger ein. Der Vertreter der Initiative "Bürgereinbindung Schlachthof" (BEB) erklärte, dass "der Status Quo aufgrund der Emissionssituation nicht tragbar" sei und zeigte sich dankbar, dass die Stadt Bamberg die Bürger*innen bei der Entwicklung des "Zukunftskonzepts Schlachthof" aktiv einbinde. Für Sprenger und seine Mitstreiter*innen stehe fest:
"Ein Emissionsschutz nur nach Gesetz wird nicht ausreichen - wir brauchen hier dringend weiterführende Maßnahmen, um auch die Belange der Anwohner*innen adäquat zu berücksichtigen." Zudem dürften das wirtschaftliche Risiko für den Schlachthof nicht allein die Bamberger Steuerzahler*innen tragen.
Geschäftsführer Schulz und Wirtschaftsreferent Goller haben laut Stadt diese Forderungen in ihren Investitionsplan für den Schlachthof bereits berücksichtigt und entsprechende Maßnahmen für die Optimierung des Emissionsschutzes vorgesehen. Die kurz- bis mittelfristig zwingend notwendigen Investitionsmaßnahmen für den Schlachthof summierten sich auf rund 4,1 Millionen Euro, heißt es in der Pressemitteilung konkret. Darunter fielen die Investitionen in Energieträger und Wasser (circa 220.000 Euro), in Animal Welfare (circa 550.000 Euro), in innerbetriebliche Prozesse (circa 560.000 Euro), in Abwasser und Entsorgung (circa 2,6 Millionen Euro) und in sonstige Infrastruktur (circa 150.000 Euro).
Bis zu acht Millionen für Neubau, Sozialgebäude und Co. nötig
Bis zu acht Millionen Euro wären nötig für weitere optionale Investitionen, zum Beispiel in einen Neubau der Ställe und der Anlieferung (bis zu 1,8 Millionen Euro), in einen Neubau der Sozialgebäude (bis zu 2,15 Millionen Euro), in den Waschplatz für die Viehtransporter (bis zu 2,5 Millionen Euro), in die Abwasserentsorgung (bis zu 470.000 Euro) sowie in den weitergehenden Emissionsschutz (1 Million Euro).
"Die akut notwendigen Maßnahmen sind nicht im vollen Umfang aus eigener Kraft finanzierbar. Dafür brauchen wir eine Förderung beziehungsweise einen Zuschuss durch Dritte. Erhalten wir diese nicht, ist die Zukunft des Schlachtens in Bamberg enorm gefährdet", machte Goller den Ernst der Lage deutlich. Weitere Nachrichten aus Bamberg findest du in unserem Lokalressort.