Was hat Dr. Regina Hanemann schon über dieses Werk geredet und geschrieben. "Aber noch immer ist der Erkenntnisgewinn hoch. Man kann sich über solche Stadtansichten Bamberg so schön erschließen", sagt die Direktorin der Museen der Stadt Bamberg.

Einheimische lässt die Fachfrau immer nach Bekanntem auf dem Gemälde "Apostelabschied" suchen. Klar, die wichtigsten Kirchen sind zügig identifiziert. Doch die Altenburg schaut irgendwie anders aus. Und was ist das am rechten Bildrand für eine Kirche?


Die zwölf Apostel vor den Toren Bambergs

Bevor es an einzelne Details geht, fällt der Blick erst einmal auf die Hauptszene: Zwölf Apostel, die sich aufmachen, der Welt das Evangelium zu verkünden. Sie nehmen Abschied voneinander, manche sind schon losgelaufen. Die Szene spielt jedoch nicht vor den Mauern Jerusalems, sondern vor den Toren Bambergs. "Solche Darstellungen waren durchaus üblich", merkt Regina Hanemann an. So habe mancher Maler beispielsweise Kreuzigungsszenen dorthin verlegt, wo die Menschen wohnten.

"Das Versetzen in die eigene Umwelt dient dazu, den Menschen die Heilsgeschichte näherzubringen", erklärt die Museumsdirektorin. Gleichzeitig werde die Vorstellung transportiert, dass der "Ort der Erlösung" überall sei, also auch in Bamberg. Welcher Künstler die prachtvolle Stadtansicht tatsächlich gemalt hat, ist unsicher. Sie wird dem Umkreis des Malers Wolfgang Katzheimer zugeschrieben.

Alle, die das großflächige Gemälde in natura bestaunen möchten - es misst 156 mal 181 Zentimeter - sind im Historischen Museum in der Alten Hofhaltung richtig. Das genaue Hinschauen lohnt sich: Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass sich ein Apostel noch schnell einen Bocksbeutel für die Reise in alle Welt abfüllt? Oder dass die Bamberger zeitgenössisch gekleidet sind, die Apostel aber biblisch?
Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen sowie am 30. April von 10 bis 17 Uhr geöffnet.