Als am Ende einer fast zweistündigen Podiumsdiskussion zum Thema "Bezahlbarer Wohnraum in Bamberg" in einem Hörsaal der Universität das Publikum gefragt wurde, ob denn nun mehr Optimismus herrsche, blieben alle Hände unten. Die Gegenprobe zeigte: Die Bamberger Studenten sind mit Blick auf den Wohnungsmarkt durchweg pessimistisch. Das Wohnen in Bamberg wird so bald wohl nicht günstiger. Diese ernüchternde Erkenntnis mussten die jungen Zuhörer der Vertreter der Stadtratsfraktionen gewinnen, die zwar guten Willen bekundeten, aber keine sofort wirksame Patentlösung parat hatten.

Es hängt wohl auch mit dem fürs nächste Jahr angekündigten Abriss des rund 40 Jahre alten Studentenwohnheims an der Pestalozzistraße zusammen, wo 218 Wohnplätze entfallen, dass sich unter den Studenten allmählich Panik breit macht. "Wir sehen die Notwendigkeit des Abrisses dieses total verbrauchten Gebäudes, aber wo sollen wir wohnen, vor allem die vielen Austauschstudenten aus dem Ausland?", warf eine Studentin auf. Das wird dann wohl für die Dauer eines Ersatzneubaus auf eine Containerlösung hinauslaufen, hieß die Antwort der Stadträte. In neuzeitlichen Containern wohnen, sei nicht mehr das Schlimmste, wurde tröstend hinterhergeschoben.


Jede Kröte schlucken

Doch es geht nicht nur um diese 200 wegfallenden Studentenbuden, das Problem sind die hohen Mietkosten in Bamberg. Die Bafög-Kalkulation sieht 250 Euro pro Monat für Wohnungskosten vor, aber die Wirklichkeit in der Domstadt sieht anders aus: Wer keinen der öffentlich geförderten Wohnheimplätze der Studentenwerke für 200 bis 250 Euro ergattert, muss jede Kröte schlucken. Von "300 Euro für eine Bruchbude" bis über 600 Euro für ein Appartement reicht das rare Angebot, und das bei Mitbewerbern aus allen sozialen Schichten der Domstadt. Gedeckt ist die Nachfrage aus der Studentenschaft offenbar nur auf dem Sektor der Wohnungen über 450 Euro Mietkosten.

Julian Megerle von der Studierendenvertretung forderte, mehr Geld der Stadtbau zur Verfügung zu stellen, damit sie mehr Sozialwohnungen errichten könne. Immer neue Spekulationsobjekte hülfen den finanzschwächeren Einwohnern nicht. Wegen der ausgeschöpften finanziellen Möglichkeiten der Stadt schaut Heinz Kuntke (SPD) nach Berlin und München: Von Bund und Land werden dringend die angekündigten Milliarden für den sozialen Wohnungsbau erwartet. Denn ohne kräftige Förderung mit öffentlichen Geldern werden sich Bauträger nicht dafür gewinnen lassen, billige Sozialwohnungen zu errichten.

Da Bamberg zur Entlastung des Wohnungsmarktes weiterhin das Engagement privater Investoren benötigt, versucht man es nun mit einer Sozialklausel: Bei größeren Wohnbauprojekten müssen 20 Prozent der Wohnungen zu Mietpreisen unter dem Marktpreis angeboten werden.

Die GAL hätte gerne eine Verdoppelung der Sozialquote durchgesetzt, erinnerte Ursula Sowa. Franz-Wilhelm Heller (CSU) bleibt skeptisch, ob dies der richtige Weg ist, bezahlbaren Wohnraum für sozial Schwache zu gewinnen: "Die Sozialquote - ein Nullsummenspiel - bringt nichts!" Nur dann, wenn möglichst viele Wohnungen in Bamberg neu gebaut werden, erwartet Heller eine Senkung der Mietpreise.


Stadtbau ist gefordert

Dieter Weinsheimer von der Bamberger Allianz sieht gleichwohl die Stadtbau gefordert, 400 bis 1000 Wohnungen zu errichten, nachdem in den letzten zehn Jahren zu wenig auf diesem Sektor getan worden sei. Heinrich Schwimmbeck von der Bamberger Linken hat hingegen den Eindruck, dass die Stadtbau gar nichts bauen wolle, denn Geld müsste eigentlich vorhanden sein. Martin Pöhner (FDP) forderte einerseits, den Wohnungsbau wieder billiger zu machen, etwa durch Reduzierung der technischen Anforderungen, und verwies andererseits auf den Wohnungsleerstand im Bereich der ehemaligen US-Kaserne. Vor allem die früheren Mannschaftsunterkünfte könnten kurzfristig der Stadt zur Verfügung gestellt werden.

Ob und wann Bamberg über diese Flächen verfügen kann, ist allerdings Zukunftsmusik. Hier gelte es erst, die Rahmenbedingungen auszuloten, meinte Kuntke. Angesichts der vielen Geduldsproben, vor denen Bamberg auf dem Wohnungssektor steht, rechnete sich ein Student aus, dass er hier wohl erst dann günstiger wohnen könne, wenn er seinen Doktor-Titel erworben habe.

Was vielleicht kurzfristig beitragen könnte, wäre eine von Ursula Sowa vorgeschlagene Wohnraumbörse im Internet. Man darf nämlich schon vermuten, dass in vielen Bamberger Häusern noch Wohnraum ungenutzt schlummert, während Studenten dringend auf ein Zimmer angewiesen sind: Da gibt's auch für das Aktionsbündnis noch viel zu tun.