Es ist ein schöner Brauch, die Bamberger Kurzfilmtage in der Villa Concordia beginnen zu lassen. So auch die 28. Auflage dieses ambitionierten Festivals, das immer noch von einem ehrenamtlichen Team veranstaltet wird - und immerhin inzwischen mit der finanziellen Unterstützung von Stadt, Kreis, Bezirk, Freistaat, Sponsoren und vielen Einzelpersonen ein umfangreiches Programm bieten kann: 150 Filme aus 17 Ländern sind es diesmal.
Ein Land jedoch ist privilegiert. Wie schon in vergangenen Jahren waren Stipendiaten des Künstlerhauses involviert. Da als Gastland diesmal Griechenland fungiert, stand der Eröffnungsabend unter dem Motto "Meet and Greece". Bevor es jedoch einzutauchen hieß in die attische Musik- und Filmwelt, setzte einer urfränkische Akzente. Andreas Leopold Schadt kennt man aus mittlerweile mehreren Folgen des Franken-Tatorts. Der 40-Jährige aus Konradsreuth im Kreis Hof spielt den etwas täppischen Kommissar Sebastian Fleischer - eine vierte und fünfte Folge sind geplant. Mit der Definition "Dialekt-Schauspieler" ist er einverstanden, offenbarte er im Gespräch mit dem Sprecher der Kurzfilmtage, Volker Traumann. Dass er das nicht in fränkischer Eindimensionalität erledigt, zeigten Einspieler, die den im Brotberuf psychotherapeutischen Heilpraktiker auch auf Sächsisch und Wienerisch parlieren ließen.
Das war der vergnügliche Auftakt des Festival-Auftakts. Dann wurde es anspruchsvoller und anstrengender. Die beiden Stipendiatinnen Konstantia Gourzi und Janis Rafa stellten sich und ihr Werk vor, im Falle Rafa aus dem Englischen übersetzt von Künstlerhaus-Direktorin Nora Gomringer. Selbstredend mit Bezug zum Film. Die Komponistin Konstantia Gourzi versteht sich nicht als genuine Filmkomponistin. Barbara Wittenberg (Violine) und Ulrich Witteler (Cello) spielten zur Einstimmung ihren "Song for Peace", ein elegisches Stück, dialogisch aufgebaut. Elegisch war auch die Musik zum Finale des (Lang-)Films "Stille Sehnsucht - Warchild". Das Drama um ein in den Wirren des jugoslawischen Sezessionskriegs verlorenes Kind entstand 2006 und ist Teil der Balkan-Blues-Trilogie Christian Wagners. Einen aufstrebenden jungen Pianisten hatte Gourzi für ihre zweite vorgestellte Komposition mitgebracht. William Youn spielte mit Verve ihre Hommage an - eben den Pianisten.


Fulminanter Animationsfilm

Anders die Videokünstlerin Janis Rafa. Auch sie setzt in ihrem "Requiem to a Shipwreck" Musik ein, gespielt von einer griechischen Dorfkapelle. Die langen Kamerafahrten an der Meeresküste entlang, auf Eisenbahnschienen durch eine Schlucht erfordern Interpretation, die von der Künstlerin selbst geliefert wurde. Sie suche die Nähe ihrer Filmarbeit zur Performance, intendiere "skulpturale Ausprägung" auf zwei Dimensionen. Ihre Themen Sterblichkeit, Trauer und Melancholie tauchen in "Requiem" auf und in den Werken ihrer Ausstellung, die am kommenden Sonntag in der Villa eröffnet wird.
Ganz anders wieder der fulminante Animationsfilm "Dinner for few" von Nassos Vakalis. Die Parabel über menschliche Gier wird untermalt von dramatischer Musik. Ein Beweis, wie auch unter erschwerten Bedingungen große Kunst entstehen kann. Denn leicht haben es die Filmemacher im krisengebeutelten Griechenland nicht, sagte eine Repräsentantin der Gruppe "Short Film Festival Drama" im Interview.

Termine und Tipps für die Bamberger Kurzfilmtage
Übersicht
www.bambergerkurzfilmtage.de Kurzfilmclub bis 27. Januar täglich ab 18 Uhr im ehemaligen Morph-Club in der Oberen Königstraße. Heute mit Live-Animation und den DJs Brotmüller sowie Flo Berndt, am Donnerstag u. a. Jazzküche, am Freitag Live-Vertonung "Ein andalusischer Hund", Filmquiz und Käpt'n Karacho Fokus Griechenland heute 18 Uhr, Lichtspiel Diverse Wettbewerbe Dokumentarfilm 1 und 2, Spielfilm/Animex 1-6, Kinderfilm, Regionalfilm, Internationale Auswahl in den Spielstätten Luli, Lichtspiel, Odeon
Preisverleihung Samstag, 27. Januar, 20.15 Uhr, Luli Die guten alten Zeiten - Bamberg in historischen Filmaufnahmen Stadtbücherei, Ob. Königstr., bis 25. Januar 10-18 Uhr, am 28. Januar 10-14 Uhr Tickets bvd, Tel. 9808220, Lichtspiel-Kino, Luli, im Netz unter bambergerkurzfilmtage.de/tickets