Es gibt viele Untersuchungen zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im ländlichen Raum. Auch die Bundesregierung beschäftigt sich mit dem Thema Taxigewerbe, der ein Teil des ÖPNV darstellt. Im Angesicht der demographischen Entwicklung - und nicht zuletzt wegen der Einstellung vieler Busverbindungen - wird das Thema einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Denn ältere Menschen sind eher immobil als junge und oft auf den ÖPNV angewiesen.

Was die Taxis betrifft, hat sich die Situation in Bad Brückenau in den vergangenen Jahren nicht verbessert. Das Thema stößt vielen Gastwirten, Hoteliers und Klinikenbetreibern übel auf. "Für mein Geschäft ist das eine Katastrophe", sagt Angelo Valenzano, der im Staatsbad ein italienisches Restaurant betreibt. Aus Fulda rufe er bestimmt drei Mal im Monat ein Taxi für seine Gäste - oder er fahre seine Gäste eben selbst. Joachim Pfaff, Geschäftsführer des Badhotels im Staatsbad, sagt: "Ich schwitze schon immer, wenn ein Gast ein Taxi braucht". Auch im Hotel-Restaurant Deutsches Haus in Bad Brückenau kommt auf Nachfrage die gleiche Antwort. "Keine Chance, nach 20 Uhr ein Taxi ohne Vorbestellung zu bekommen", sagt Geschäftsführer Paul Zaps. Seine Gäste reagieren oft mit Unverständnis.


Unzufriedenheit im Kurstift

Holger Oberfichtner, Geschäftsführer der Seniorenwohnanlage Kurstift, bestätigt den Unmut der Bewohner: "Die Situation ist schwierig, die Unzufriedenheit der Bewohner kommt bei mir an." Einen eigenen Fahrservice gebe es nicht, schließlich sei die öffentliche Busverbindung gar nicht so schlecht, ist Oberfichtner der Ansicht. Und "im Moment organisiert man sich halt selbst", sagt er abschließend.

Auf der anderen Seite gibt es den momentan einzigen Taxifahrer Thomas Seidl in der Stadt. Wirklich viele Anrufe bekomme er nicht, sagt er. Auch abends und nachts würde er fahren, doch es lohne sich einfach nicht - wegen der ausbleibenden Anrufe. "Ich lebe davon, warum sollte ich Fahrten ablehnen?", sagt er auf die Vorwürfe hin. Ein Problem sehe er darin, dass einige Kliniken und Hotels ihre festen Fahrdienste hätten. "Nur ab und zu, wenn die nicht können, melden sie sich bei mir", sagt er. "Das gehört sich nicht", meint er nachdrücklich.

Seidl ist der Meinung, dass ein Taxiservice durchaus möglich wäre, doch "so, wie das hier von vielen ansässigen Häusern gehandhabt wird, ist der Aufbau eines Taxiservice nicht möglich". Die ansässigen Mietwagenservices machen ihm das Geschäft kaputt, da ist er sich sicher.


Bürger ordern sporadisch Taxi

"Die Gerüchte sind groß, aber was ist wirklich dran?", fragt er noch hinterher. Damit meint er die Taxifahrer, die scheinbar nie erreichbar seien. Ein Teufelskreis, der kaum zu lösen ist. Und was meint die Stadt zum Thema? Michael Worschech, Geschäftsleiter der Stadt Bad Brückenau, bestätigt das Problem, doch "wir sind hier leider nicht zuständig", fügt er an. Die Konzessionen erteilt das Landratsamt Bad Kissingen. Für die Gäste sei das natürlich sehr ärgerlich, sagt Worschech, und "wir würden uns mehr Taxis wünschen", betont er.

Gisela Ullmann bietet einen Mietwagenservice in Bad Brückenau an. Über 35 Jahre ist sie Taxi gefahren. "Wir haben die Taxikonzession abgegeben, weil es nicht mehr zu stemmen war", sagt Ullman. Durch die Umstellung des Taxi- auf den Mietwagenservice habe sich einiges zum Besseren geändert. Es bestehe keine Beförderungspflicht mehr und der Fahrpreis werde vorher verhandelt. "Mit dem Taxi gab es immer Probleme. Dieses ständige Hick Hack mit den Verordnungen und der Technik sowie das Geschimpfe der Leute hat sehr zugenommen", sagt sie. Eine Vereinbarung mit ansässigen Kliniken oder Kurhäusern habe sie nicht geschlossen, doch sie habe auch von dieser Praxis gehört.

Jonathan Kirchner, Marketingmitarbeiter der Malteser Klinik von Weckbecker, bestätigt die Kooperation mit einem Brückenauer Fahrservice. Für die Klinik sei es wichtig, verlässliche Fahrer zu haben, die Patienten beispielsweise nach Fulda oder Frankfurt fahren. "Ich verstehe jedoch das Problem des Taxiunternehmers", sagt er nachdrücklich. Gäbe es mehr Konkurrenz, dann wäre die Situation bestimmt ausgewogener.

Sandra Huerga Kanzler, Executive Managing Director im Regena Gesundheits-Resort und Spa, ist seit Januar in Bad Brückenau. Auch hier gibt es schon lange das Problem, Taxis für die Gäste zu bekommen. "Es gibt nur wenige, auf die man sich wirklich verlassen kann. Nur das ist wichtig für unsere Gäste". Genau wie Kirchner verstehe sie die schwierigen Bedingungen für die Taxifahrer hier. "Wir sind sehr interessiert an Gesprächen mit allen Beteiligten, um die Situation für alle zu verbessern", bietet sie an.


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