Timo Kaiser im Trikot eines anderen Vereins? Das kann sich nicht einmal der 26-Jährige selbst vorstellen, der mit seinem SV Ramsthal aus Überzeugung durch dick und dünn geht. In unserem ersten großen Spieltags-Interview unterhielten wir uns mit dem in Schweinfurt arbeitenden Industrie-Mechaniker, der selbstredend auch mit Freundin in Ramsthal wohnt.

Schon am Freitag geht es zum Punktspiel nach Wülfershausen. Wie schaut's aus?
Timo Kaiser: Fit sind wir auf alle Fälle. Bei der 1:3-Niederlage in Sömmersdorf zum Saisonauftakt waren wir spielerisch besser, aber die Gegentore haben uns das Genick gebrochen. Am Freitag wollen wir unbedingt unseren ersten Dreier holen.

Wie sind Eure Ziele für diese Saison?
Oben mitspielen. Heuer sind wir auf alle Fälle mannschaftlich geschlossener und die Stimmung ist auch besser.

Wie stehst Du dazu, dass der SV Ramsthal in dieser Saison wieder im Landkreis Schweinfurt spielt?
In den Schweinfurter Kreisligen steht schon mehr das Spiele rische im Fokus, was uns mehr Spaß macht. Da kann ich auch für die Mannschaft sprechen.

Jetzt ist es soweit. Der SV Ramsthal muss ohne seine Torhüter-Legende Frank Popp auskommen, der nach Wasserlosen gewechselt ist.
Frank war eigentlich immer im Tor, seitdem ich in der Ersten Mannschaft spiele. In der Kabine habe ich immer neben ihm gesessen, das fehlt natürlich. Umso mehr hoffe ich, dass die Ramsthaler weiter zu seinen legendären Pool-Partys eingeladen werden. Aber jetzt gilt es, Martin Herold den Rücken zu stärken, der aus der Jugend zu uns gestoßen ist, letzte Saison schon bei der Reserve im Tor gespielt hat.

Was macht den Fußball in Ramsthal unverwechselbar?
Ich denke, in Ramsthal bekommt man es nicht nur mit den elf Spielern auf dem Feld zu tun. Von der Bank kommt immer Qualität. Und die Fans. Auswärts haben wir eigentlich immer die meisten Fans dabei. Daheim stehen auf der Gegengerade unsere Ultras. Sogar die Jugend hat da jetzt ihre eigene Bande, von wo schon so manche Konfetti-Kanone abgeschossen wurde.

Erst in der Bezirksliga unglücklich abgestiegen, zuletzt in der Relegation den Aufstieg verpasst? Wie bist Du mit diesen Enttäuschungen umgegangen?
Ich bin in kein Loch gefallen. Klar, der Abstieg aus der Bezirksliga war hart und unglücklich nach der guten Rückrunde. Entscheidend war damals der schwache Start in den ersten sieben Spielen ohne Punkt. Aber den Abstieg hatten wir akzeptiert und vergangene Saison einfach weiter gemacht. Die Bezirksliga-Saison war eine Zugabe für uns. Jetzt, in der Aufstiegsrelegation, muss man sagen, dass die Altbessinger verdient gegen uns weitergekommen sind und wir den Jungs den Aufstieg gegönnt haben. Beim 2:2 im Hinspiel ist mir ja auch noch ein Eigentor unterlaufen.

Wie schwer fällt es Dir, Dich immer wieder aufs Neue für eine Saison zu motivieren?
Wenn der Fußball weg ist, fehlt mir schon etwas. Klar ist es schön, sich in der Sommerpause zu erholen. Aber spätestens nach zehn Tagen, beginne ich mit dem Joggen zwei- bis dreimal in der Woche. Ich habe da verschiedene Strecken wie die große Runde übers Knückelein zum Verkehrsgarten und über die Weinberge zurück zum Sportplatz.

Udo Romeis ging, Tim Herterich kam als neuer Trainer. Was ist anders oder neu?
Ich stelle fest, dass Tim mehr mit den einzelnen Spielern spricht. Auch mit denen, die nicht unbedingt Führungsspieler sind oder auf der Bank sitzen. Gut ist auch, dass wir wieder eine Team-Sitzung im letzten Training vor dem Spiel haben. Davor wird immer gemeinsam gegessen. Ein Verpflegungsplan regelt, welche zwei Spieler sich darum kümmern. Das kommt in der Mannschaft super an.

In Ramsthal wird gerne und oft gefeiert. Wie schaut Dein bevorzugtes Festzelt-Menü aus?
Wenn ich nicht als Helfer im Einsatz und nur Gast bin, esse ich gerne eine doppelte Currywurst mit Pommes oder Steak mit Pommes. Und als Getränk eine Schorle-Maß oder eine Maß Bier.

Und das Katerfrühstück für den Tag danach?
Das fällt gewöhnlich nicht so reichhaltig aus. Da tut's dann meistens schon ein Müsli.

Wenn Du am Wochenende Zeit hast, bei welcher Mannschaft schaust Du gerne mal vorbei?
Mein Bruder, ich und Thorsten Büttner gehen gerne mal zu Spielen von 1860 München. Aber ich schaue mir auch umliegende Vereine wie den FC Fuchsstadt an, wo unser Neuzugang Christoph Schießer zuletzt gekickt hat. In Großbardorf möchte ich auch wieder mal vorbeischauen, dort spielt ja zum Beispiel Marcel Hölderle, gegen den ich in der Jugend gespielt habe. Gerne bin ich auch in Sulzthal, um mit den Jungs ein Bier zu trinken.

Wie kamst Du zu Deinem Spitzname "Hinz(i)"?
Eigentlich bin ich ja derjenige, der anderen Spitznamen gibt. Das kann auch mein Vater ganz gut. Mein Bruder und der Florian Wahler haben mich als Kind immer Hinzi genannt, da musste ich immer weinen und bin erst recht auf dem Namen sitzen geblieben. Irgendwann dachte ich mir, dass das eigentlich ein cooler Spitzname ist, den auch nicht jeder hat.

Was hat es mit dem Ort auf sich, den Du fürs Foto vorgeschlagen hast und der ja quasi gegenüber vom Sportheim etwas verdeckt liegt?
Auch wenn es nicht mehr so ausschaut, dieser Streifen war unser Bolzplatz früher; seit der Schulzeit haben wir da gekickt. Ab und zu war gemäht; ansonsten haben wir das Gras platt getrampelt. Wir hatten sogar Eisentore, die in den Boden eingelassen waren. Und ein provisorisches Netz, das wir irgendwann zusammengeschossen hatten. Das Kicken damals hat echt Laune gemacht.

Position Bevorzugt spielt Timo Kaiser im Mittelfeld auf der Sechs oder der Acht. Ist sich aber auch nicht zu schade, um im Tor auszuhelfen. "Aus Jux und Tollerei, weil es Spaß macht", sagt der 26-Jährige.

Stationen Mit Ausnahme von Spielgemeinschaften im Juniorenbereich hat Timo Kaiser stets das Trikot des SV Ramsthal getragen.

Sportliche Erfolge Den Bezirksliga-Aufstieg in der Saison 2016/2017 bezeichnet Timo Kaiser als seinen größten sportlichen Erfolg. Auch, "weil da das ganze Dorf mitgefiebert hat." Gerne erinnert sich der SV-Kicker auch an den dritten Platz bei den Unterfränkischen Hallenmeisterschaften unter Rainer Morper ("Der hat uns in der Jugend geprägt") als A-Junior. Mitspieler damals waren unter anderem Björn Morper, Randy Dietz, Sascha Ott, Fabian Weber und Kevin Korsmeier.

Der schönste Moment Auch da nennt Timo Kaiser den Aufstieg in die Bezirksliga. Und zwar, als dieser mit einem Sieg in Eßleben vorzeitig feststand. Das alles an einem 1. Mai, wo in Ramsthal sowieso immer besonders gefeiert wird. Und da ist noch jener, bis dato einziger Hattrick zu nennen, der dem damals 18-Jährigen unter seinem Coach Thorsten Büttner gegen den FC Reichenbach gelang.