Hammelburg Volleys - L.E. Leipzig 3:1 (25:20, 25:22, 21:25, 25:23).
Der Tag, an dem Thomas Dreßen mit dem Sieg bei der schwierigsten Abfahrt der Welt deutsche Wintersport-Geschichte schrieb, war ja prädestiniert für ungewöhnliche Drehbücher. Hammelburgs Volleyballer mussten kein brutales Tempo gehen, schienen eher Schlitten fahren zu wollen mit ihrem Gegner, der sich oft Komplimente, aber im Saisonverlauf einfach zu wenige Punkte abholt. Über zwei Sätze war es ein zwar enges, aber dennoch einseitiges Spiel, in dem die Volleys auf jedes Aufbegehren der Sachsen die richtige Antwort wussten. Unterhaltsam war es dennoch. Schon der erste Punkt überhaupt hatte die 625 Fans fasziniert, als Felix Bendikowski einen spektakulären Ballwechsel erfolgreich beendete. Sogar Blut floss, als Oscar Benner das gelb-blaue Spielgerät auf die Nase bekam. Irritieren ließen sich die Hammelburger davon nicht, die über ein 8:7 auf 16:11 davonzogen und beim 18:16 eine Auszeit zum richtigen Zeitpunkt zogen. Georg Wolf mit einem Lob und ein starker Block bedeuteten das 24:19, ehe Bendikowski auch den Satz beendete.


Kleine Aussetzer korrigiert

Mit sparsamer Gestik lenkte Tado Karlovic in Satz zwei sein Team, das schlecht startete (2:5), sich allmählich fing (7:8) und weitere kleine Aussetzer (11:15, 14:17) zu korrigieren wusste. Ein Zwischenspurt brachte den 17:17-Ausgleich, auch ein neuerlicher Rückstand konnte die gute Stimmung im Team nicht trüben. Zwei Asse von Branko Damjanovic und weitere Punkte von Bendikowski und Georg Wolf sorgten für eine 23:22-Führung, die Oscar Benner mit zwei starken Aktionen entscheidend ausbaute. "Mit ihren Aufschlägen haben die Hammelburger enormen Druck erzeugt", hatte Gäste-Trainer Christoph Rascher den entscheidenden Unterschied bis dato ausgemacht.

In der Zehnminuten-Pause hielt die Kindertanzgruppe der "Blauen Funken" die Stimmung hoch, was auch für die Volleys galt, die im dritten Satz auf 9.3 davonzogen. Leipzig kämpfte, aber scheinbar mit stumpfer Klinge. "Dann kippt unser Spiel ohne jeglichen Grund. Leipzig wurde stärker, wir haben keinen Fuß mehr auf den Boden gebracht und dem Gegner das Tor aufgemacht", wunderte und ärgerte sich Tado Karlovic über die folgenden Aussetzer seiner Mannschaft, die zwar 13:9 vorne lag, dann fünf Punkte in Serie kassierte. Hin und her ging es bis zum 21:21, aber diesmal blieb das Momentum auf Leipziger Seite. "Wir haben uns nach zwei Sätzen gedacht, das wäre praktisch erledigt. Dann haben wir den Faden verloren und Probleme bekommen, zurück ins Spiel zu finden. Aber wir haben es gepackt. Die Teamleistung war mal wieder klasse, und vor diesen Fans muss man einfach zehn Prozent mehr geben", sagte später "Maestro" Aldin Dzafic, der bei den letzten Bällen im vierten Satz von Bruno Simunic ersetzt wurde.

Da stand auch erstmals Peter Wolf auf dem Feld als weiterer taktischer Schachzug vom Trainer. "Der Felix hat das vorher richtig stark gemacht", lobte Karlovic seinen Kapitän, der später zum Gold-MVP gewählt wurde. Der Weg zum Sieg war freilich kein leichter, weil Leipzig an sich glaubte und sich von einem 7:11-Rückstand ebenfalls nicht beirren ließ. Beim 12:11 wurde Karlovic in der Auszeit lauter, was Henning Schulte Augenblicke später zu einem Monsterblock animierte. Aber die Ausreißer nach oben blieben rar und der Gegner im Spiel, der beim 23:23 tatsächlich den Tiebreak in Reichweite hatte. "Dann pfeift der Schiedsrichter ein unsauberes Zuspiel gegen uns, was vorher nie gepfiffen wurde. Mehr Einfluss kann ein Schiedsrichter nicht auf ein Spiel nehmen, er hat das Spiel letztendlich entschieden", sprach aus Christoph Rascher große Enttäuschung, denn einen Ballwechsel später war das Match vorbei. "Wir müssen den Spaßfaktor abstellen und unsere Punkte zielstrebiger machen. Das waren in dieser Saison schon fünf oder sechs Spiele, wo wir vorne lagen, gefühlt gewonnen und dann doch Punkte liegen gelassen haben, weil wir zu entspannt waren", sagte Karlovic, der nach seinem angekündigten Abschied zum Saisonende eigentlich jedes Spiel genießen wollte. Dafür muss seine Mannschaft nicht wie Thomas Dreßen auf der Streif Geschichte schreiben. Kann aber daraus lernen, dass Spektakel immer auch zielorientiert sein muss.